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Kirche in WDR 5 | 26.09.2017 | 06:55 Uhr

Gute Pädagogik

Autorin: „Ich habe nur Wunschkinder. Ich wünsche sie regelmäßig in den Himmel.“ Das sagte neulich ein Lehrerkollege im Scherz. Seine Schülerinnen und Schüler hatten mal wieder keine Lust zum Arbeiten – dafür aber viel Spaß an irgendwelchem Unfug. Seit sechzehn Jahren bin ich Schulpfarrerin und habe schon unzählig viele Jugendliche auf der Achterbahnfahrt ihrer Pubertät begleitet. Ein ehemaliger Schüler hat mir zum Beispiel erzählt, dass sich die Gruppe immer absichtlich dumm gestellt hat. Und ich dann, ganz motiviert, habe es nicht einmal gemerkt! So sei die Stunde rumgegangen, ohne dass sie etwas Neues hätten erarbeiten müssen. Ich kann herzlich darüber lachen, denn auch nach sechzehn Jahren bin ich noch immer gerne in der Schule.

Der Reformator Philipp Melanchthon war Universalgelehrter und gleichzeitig zeit seines Lebens Lehrer. Schon mit zwölf Jahren kümmerte er sich um jüngere Schüler. Als Professor für Altgriechisch entwickelte er Lernpläne für seine Studenten. Individualisiertes Lernen würden wir heute sagen. Obwohl Melanchthon nie unter Schülern oder Studenten gelitten hat, hat er als Professor für Rhetorik eine Abhandlung mit dem Titel ‚Über die Leiden der Lehrer‘ verfasst.

Sprecher: „Wenn man unterrichtet, schweift der Geist des Knaben ab, und im besten Fall muss dasselbe sechshundertmal eingetrichtert werden, … Wenn man den Schüler zwingt, das Gelernte wiederzugeben, dann kann man wirklich sehen, wie der Lehrer ganz und gar zum Gespött gemacht wird. Denn eigensinnig, wie er ist, bereitet es dem Jungen Vergnügen, etwas anzuzetteln, das den Lehrer zur Weißglut treibt und ihn nicht zur Ruhe kommen lässt.“ (1)

Autorin: Wenn ich merke, es geht anderen so wie mir, dann muss ich mich gar nicht so sehr aufregen. Es geht allen Lehrern so. Ich kann lockerer bleiben und den Schülerinnen und Schülern gelassener begegnen.

Martin Luther hat uns ein praktisches Beispiel dazu hinterlassen. Er „soll sich einmal vor Erstklässlern in einer Schule verneigt und sie begrüßt haben:

Sprecher: Guten Morgen, verehrte zukünftige Herrn Richter, Prediger, Kanzleischreiber, Doktoren.(2)

Autorin: Martin Luther sah in den Kleinen die Großen von morgen.

Und er machte ihnen mit dieser Anrede „verehrte zukünftige Herrn Richter, Prediger, Kanzleischreiber und Doktoren“ klar: Ihr könnt etwas. Sogar etwas, das ihr euch selbst nicht zugetraut hättet. Mir persönlich hilft die Geschichte, in den pubertierenden Achtklässlern mehr zu sehen als das, womit sie mich gerade nerven. Und ihnen im Ernst zu wünschen, was sich mein Kollege so scherzhaft gewünscht hat: alle Kinder im Himmel. Das heißt: Bei Gott gut aufgehoben.

Als ich mich mit Martin Luther und mit Philipp Melanchthon beschäftigt habe, ist mir klargeworden: Es ist wichtig für alle Menschen, dass jemand individuelle Lernpläne für sie entwickelt und gleichzeitig für eine Atmosphäre sorgt, die über das Jetzt und den Augenblick hinausweist.

Einen interessanten Tag mit Humor und neuen Erkenntnissen wünscht Ihnen Gerlinde Anders, Schulpfarrerin in Leverkusen.

1 Melanchthon, Philipp, Über die Leiden der Lehrer, Stuttgart, Reclam 2015.

2 Knuth, Christian, Ostern ändert die Fakten, in Fischer, Heribert, Hg., Zentralabitur in Religion (NRW), Neuausgabe, Grundlegende Texte und Aufgabenstellungen für die Prüfungen ab 2009, Düsseldorf, Patmos 22008.

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