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Das Geistliche Wort | 31.10.2017 | 08:35 Uhr

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Mach das Maul auf. Prominente und die Bibel

Musik 1 (akustisch): Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt.

Autor: Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf. Soll Martin Luther gesagt haben.

O-Ton Hüneke: Also Luther ist jemand, den ich dafür bewundere, wie er in einer Zeit, als die katholische Kirche so übermächtig war, es sich heraus genommen hat, zu sagen: Ja, Moment, ich denke anders. Ich steh dazu. Und ich mach mein Maul auf, ich sag einfach, was ich denke.

Autor: Sagt Eddi Hüneke, bis vor kurzem ein Kopf der Wise Guys, der wohl bekanntesten deutschen Acapella-Formation. „Mach das Maul auf“ ist der erste Song, mit dem er jetzt solo auf die Bühne geht.

Musik 2: Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt.

Autor: Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf! Das war, so sagt man, Martin Luthers Maxime für eine gute Rede, wohl auch für eine Predigt. Sei selbstbewusst, wenn du auftrittst, misch dich ein, wo es nötig ist, halt keine langen Reden, sondern sag, was gesagt werden muss.

O-Ton Hüneke: Das finde ich irre. Also, das ist mir in dieser Reformationsjubiläumszeit mehrfach durch den Kopf gegangen. Dass er da einen unvorstellbar großen Mut aufgebracht hat. Das kann man sich ja kaum noch vorstellen. Wie übermächtig die Organisation war, gegen die er sich dargestellt hat. Sie hat das komplette Leben in allen Bereichen beherrscht.

Autor: So ist das nicht mehr am Reformationstag 2017, jedenfalls nicht hierzulande, in Deutschland und Europa, wenn heute 500 Jahre Reformation gefeiert werden. Aber wer sich einmischen will, noch dazu auf Basis der christlichen Werte oder der biblischen Überlieferung, braucht immer noch Mut, das weiß auch Eddi Hüneke.

O-Ton Hüneke: Ob ich wirklich nachher den Mut aufbringen würde, wie Luther das getan hat oder wie andere es getan haben, ... das glaube ich darf ich überhaupt nicht wagen zu behaupten. Mir sind natürlich bestimmte Themen sehr, sehr wichtig, die liegen mir sehr am Herzen, wie das demokratische Zusammenleben, wie das Recht eines jeden auf ein sicheres Leben, und das müssen wir auch den Flüchtlingen gewähren, die zu uns kommen. (...) Mir ist es schon wichtig, für die schwächsten Glieder dieser Gesellschaft einzustehen.

Autor: ...und deshalb engagiert sich Eddi Hüneke heute für viele Organisationen, die sich für die Schwachen einsetzen. Brot für die Welt zum Beispiel oder die Kindernothilfe oder die Gemeinwohlökonomie. Immer sind es Projekte, die ein gerechtes Zusammenleben voranbringen wollen. Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf. – Wenn Martin Luther das Maul auf machte, dann auf der Basis der heiligen Schrift, der Bibel. Was kann ich glauben, worauf darf ich hoffen, wie soll ich leben? Wenn es um solche Fragen ging, dann wollte er nicht mehr auf die Autoritäten hören, sondern allein auf die Schrift. Sie war für ihn der Maßstab.

In den Wochen vor dem Reformationsjubiläum habe ich mit einigen Künstlern gesprochen, die gewohnt sind, mit Worten umzugehen. Und habe nach Texten oder Liedern gefragt, die sich bewusst oder unbewusst auf die Bibel beziehen. Bei Eddi Hüneke war schnell klar: Der Song „Mach das Maul auf“ passt.

O-Ton Hüneke: Es gibt diesen wunderbaren Spruch in dem ersten Testament in dem Buch Sprüche, Kapitel 31: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und Armen.“ – Das hat man vor 2500 Jahren schon gesagt und das hat seine Aktualität überhaupt nicht verloren und das können wir uns alle auf die Fahne schreiben, ganz klar.

Musik 2:

Es gab ne Zeit, da war ich klein

und auf dem Schulhof oft allein

Die Großen schubsten mich herum

denn ich war schüchtern, oftmals stumm

am Ende war ich angstgeplagt

doch dann hat jemand mir gesagt:

Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt.

Autor: Zu den Schwachen gehören oft die Kinder. Die Szene auf dem Schulhof, die Eddi Hüneke in seinem Lied beschreibt, hat er selbst so erlebt. Sein Vater hat ihm dann ein paar Tricks beigebracht, wie er stärker auftreten kann.

O-Ton Hüneke: Und ich glaube, die Message, die dabei rüberkam, war einfach: du darfst dich auch wehren. Das ist der entscheidende Punkt. Es war nicht: Hau dem auf jeden Fall eins auf die Fresse, das überhaupt nicht, aber du darfst dich, wenn deine Grenzen überschritten wird, dann darfst du dich auch zur Wehr setzen. Bei aller Gewaltfreiheit gibt es Grenzen, die gewahrt werden müssen auch von anderen. Das war so die Message, die bei mir hängen geblieben ist.

Autor: Heute ist der Musiker selbst Vater von vier Kindern, die groß werden und sich behaupten müssen.

O-Ton Hüneke: Die sind dann stark, wenn sie merken, Sie können auch Ihre Meinung mal gegen Papa und Mama behaupten und werden dann nicht untergebuttert. Und wir bestärken Sie auch darin, Grenzen zu setzen. Und (...) letztlich kommt, glaube ich, innere Stärke daher, dass wir uns am richtigen Ort fühlen. Und da können wir als Eltern zu beitragen. Indem wir unseren Kindern in allen Situationen, wenn Sie sich gut fühlen und wenn sie sich schlecht fühlen, immer wieder vermitteln, dass sie von uns geliebt sind und dass wir sie so nehmen, wie sie sind.

Autor: Ich bin hier zuhause, ich bin geliebt, ich darf mich frei entfalten und sagen, was ich denke: Solche innere Stärke braucht man auch dann, wenn man in Politik und Gesellschaft den Großen widersprechen und den Mund aufmachen will für die Schwachen.

Musik 1 (akustisch, 0:11-1:03):

Wenn jemand mit dem Feuer spielt

auf Hass und Wut und Ängste zielt

und ist es auch ein Präsident

wir warten nicht, bis alles brennt

ob AfD oder Weißes Haus

wir pinkeln Euch das Feuer aus.

Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil jede Stimme zählt. Mach das Maul auf, weil deine Stimme zählt.

Autor: Wenn das so einfach wäre, werden manche denken. Nicht jeder ist Künstler, Journalistin oder Politiker. Nicht jeder hat eine Bühne und wird gehört. Macht nichts, sagt Eddi Hüneke.

O-Ton Hüneke (aus 12:13ff) Ich hab das Gefühl, dass spätestens seit Trump an die Macht gekommen ist, gibt es so viele politische Diskussionen im privaten Umfeld wie noch nie. (...) Du gehst in irgendeine Kneipe und dann kommt das Gespräch auf die Wahl, auf Trump, auf die Flüchtlingsströme und so weiter. Und da ist ganz oft einfach im privaten Umfeld und das halte ich für das allerwichtigste, die Möglichkeit, zu sagen, wofür ich einstehe.

Autor: Und die Bibel? Gibt es vielleicht eine Geschichte, eine Figur, die besonders zu „Mach das Maul auf“ passt? Eddi Hünecke muss da nicht lange überlegen.

Sprecherin: Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb hinaus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stände der Taubenhändler und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus heißen«; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus. (Mt 21,12f)

O-Ton Hüneke (18:09-18:41 und 19:06-19:20): Wenn ich an „Mach das Maul auf“ in der Bibel denke, dann fällt mir Jesus ein, wie er den Tempel leer fegt und die Händler rausschmeißt, die da nur eigentlich diese Umgebung, in der man doch zu sich und zu Gott finden soll und möchte, die das nutzen, um ihre Produkte, ihr Merchandising loszuwerden. Und das finde ich sehr aktuell. Und da sehe ich so einen heiligen Zorn, den ich mir auch in unserer Gesellschaft oft wünsche. (...) Das ist so eine Figur, die mich echt beseelt. Und wo ich finde, in so einer Situation sehe ich Jesus als eine sehr, sehr starke Figur, die eben auch so was Reinigendes hat in dem Moment.

Musik 3: Heinz Rudolf Kunze: Hallo Himmel

Ich freu mich sehr dich blau zu sehn

ich bin darüber nicht erstaunt

du bist halt einfach gut gelaunt

und manchmal kann ich das durchaus verslehn

Die Wolken machen hinten auf

so nennt man das beim Fußball doch

ein riesengroßes blaues Loch

ein sonnenklarer Sommerschlussverkauf

Hallo hallo hallo hallo

hallo hallo hallo

hallo Himmel

Hallo Himmel hallo Himmel

dein Anblick ist so majestätisch weit

hallo Himmel hallo Himmel

die Engel spielen Schach mit Raum und Zeit

hallo Himmel

O-Ton Kunze: Ich will ja was zu tun haben da oben, ich will mich ja nützlich machen. Ich will ja Wolkenschieber werden, im Himmelstheater die Wolkenkulissen schieben sozusagen, das stell ich mir schöner vor als einfach nur im weißen Hemdchen mit Flugeln dran irgendwo auf einer Wolke zu hocken und die Laier zu zithern.

Autor: Heinz Rudolf Kunze gehört auch zu den wortgewaltigen Songschreibern in Deutschland. Schon vor einiger Zeit habe ich mit ihm über „Hallo Himmel“ gesprochen, ein Lied, bei dem biblische Anspielungen auf der Hand liegen. Rechnet Heinz Rudolf Kunze mit einer höheren Macht, wenn er an den Himmel denkt?

O-Ton Kunze: Rechnen wäre zu viel gesagt, so sicher bin ich mir nicht. Ich hoffe es. Ich unterstelle es gern. Ich würde mir wünschen, dass.

Autor: Denn dass alles nur Zufall ist oder Schicksal, das möchte er sich nicht vorstellen.

O-Ton Kunze: Und darum hoffe ich, dass ich Recht habe, wenn ich unterstelle, dass es da eine wie auch immer geartete Macht gibt, ob die mit Worten wie „lieber Gott“ oder „Engel“ richtig beschrieben werden können, das weiß ich nicht. Der Mensch gibt sich Mühe, diese Dinge zu beschreiben, und braucht dafür nun mal Wörter. Und es kann durchaus sein, dass unsere Wörter nicht hinreichen, um das zu beschreiben, was sich da abspielt, wenn sich da was abspielt.

Autor: Die Menschen, die in der Bibel zur Sprache kommen, sie waren sich ziemlich sicher, dass sich da etwas abspielt, sie haben geglaubt, haben darauf vertraut, dass Gott Himmel und Erde geschaffen hat. Auch sie haben Lieder geschrieben, das sind die Psalmen. Psalm 8 beschreibt wie kaum ein anderer Text Gott und die Menschen, den Himmel und die Erde.

Sprecherin (unterlegt mit Intro zu Hallo Himmel):

Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk,

den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:

was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,

und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

O-Ton Kunze: Ich glaub eigentlich auch, dass jeder künstlerisch tätige Mensch in irgendeiner Hinsicht etwas mit Metaphysischem am Hut hat. Sonst täte er diesen Job nicht. Ich kann mir irgendwie keinen wirklich durch und durch in der Wolle gefärbten Atheisten, Materialisten als Künstler vorstellen.

Autor: Warum findet man wohl so manches Lied, in dem biblische Motive anklingen? Warum lässt sich das beobachten, dass Kunst, Literatur, Musik so offen sind für die religiöse Dimension des Lebens? Für Heinz Rudolf Kunze ist die Sache klar:

O-Ton Kunze: Weil wir einen Job machen, der sozusagen das, was der liebe Gott im Großen macht, im Kleinen nachstellt. Wir erschaffen ja auch Welten. Wenn auch nicht ganz so umfassend wie der Alte da oben, aber wir eifern ihm ja ziemlich stark nach und das erzeugt eine Grundverwandtschaft.

Autor: Der Verfasser von Psalm 8 denkt womöglich ähnlich über den Menschen. Der soll ruhig kreativ sein in dieser Grundverwandtschaft...

Sprecherin (unterlegt mit Intro zu Hallo Himmel):

Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,

mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk,

alles hast du unter seine Füße getan.

Autor: Wenn der Musiker und Texter Heinz Rudolf Kunze erst in den Himmel schaut, und dann auf das, was vor den Füßen liegt, dann ist es ähnlich wie bei Eddi Hüneke – es geht nicht ohne kritische Fragen.

Musik 3: Heinz Rudolf Kunze: Hallo Himmel

Du bist so herrlich grenzenlos

hier unten wird es ziemlich eng

es läuft nicht gut und riecht auch streng

im besten Falle ist es kurios

O-Ton Kunze:Es gibt immer noch ein ungeheures Maß an Ungerechtigkeit auf der Welt, an Elend. Und es gibt hier in unserem Teil der Welt neue Bedrohungen wie eben die totale Überwachung. Das sind schon Dinge, die mich sehr beschäftigen und die mir große Sorgen machen.

Autor: ...und dem kann Eddi Hüneke wahrscheinlich nur beipflichten. Auch er meint, hier auf Erden schreit noch manches zum Himmel – und gibt es immer noch Grund, den Mund aufzumachen für die Schwachen.

O-Ton Hüneke: Jeder der sein Maul aufmacht für die Schwächeren, handelt in dem Sinne, der mir zumindest nahe liegt. Und der letztlich auch eben humanistische Werte vertritt und demokratische Werte.

Autor: Mag sein, hier auf Erden war und ist nicht alles gut. In biblischen Zeiten nicht, zur Zeit des Reformators Martin Luther nicht und heute nicht.

Aber wenn ich glauben darf, ist etwas anders. Wenn Gott Himmel und Erde geschaffen hat,

wenn jedem Menschen, auch dem Schwächsten, Würde zukommt, weil er zuerst Gottes Kind ist,

wenn Gott uns stark macht und uns Worte gibt, die etwas verändern,

dann will ich gerne leben unter diesem Himmel und auf dieser Erde

und immer wieder meinen Mund aufmachen für die Schwachen.

Ihr Titus Reinmuth, Rundfunkpfarrer aus Wassenberg.

Musik 3: Heinz Rudolf Kunze: Hallo Himmel

Hallo hallo hallo hallo

hallo hallo hallo

hallo Himmel

Hallo Himmel hallo Himmel

Hallo Himmel hallo Himmel

dein Anblick ist so majestätisch weit

hallo Himmel hallo Himmel

die Engel spielen Schach mit Raum und Zeit

Hallo Himmel hallo Himmel

ich hab dir etwas Erde mitgebracht

hallo Himmel hallo Himmel

die Sterne sind wie Glöckchen in der Nacht

Hallo Himmel

hallo Himmel

hallo Himmel

Musik 1 und 2: Mach das Maul auf, Text und Musik: Eddi Hüneke (noch nicht auf Tonträger veröffentlicht; Label/LC unbekannt)

Musik 3: Hallo Himmel, Text: Heinz Rudolf Kunze, Musik: Carstens, Jens / Grujovski, Zoran; CD: Stein vom Herzen, Track 3; Sony Music Germany, LC 30393

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