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Kirche in WDR 5 | 27.01.2018 | 06:55 Uhr

Memoria passionis

Gute Begegnungen, Erfolge, Zuwendungen – das Schöne im Leben, besonders wenn es unverhofft kommt, bewahren wir gerne lange und gut im Gedächtnis. Schwieriges und Unangenehmes sollen wir am Besten schnell vergessen! Das wünschen sich die meisten Menschen, und vielen gelingt das auch gut. Denn spannenderweise funktioniert auch genauso unser Gehirn. Hirnforscher haben im letzten Jahr herausgefunden, dass Menschen, die von ihrem Leben erzählen, vorzugsweise die schönen Erinnerungen reproduzieren. Die unangenehmen Momente werden beim Erzählen nicht so gerne und auch nicht häufig abgerufen. Auf diese Weise verankern sich beim Erzählen die schönen Ereignisse gut im Gehirn, während die unangenehmen nach und nach verblassen und in Vergessenheit geraten.

Eine Ausnahme bilden da allerdings besonders einschneidende Ereignisse, die die Existenz bedrohen: eine schwere Krankheit, der Tod eines lieben Menschen oder sonst eine Katastrophe. Auch wenn man solche Erfahrungen selten mitteilt oder manches vielleicht sogar noch niemandem anvertraut hat, bleibt es doch intensiv im Gedächtnis. Man möchte zwar vergessen, aber irgendwie gelingt es nicht. Die Erinnerungen, die Traumata, kommen aus dem Unterbewusstsein immer wieder zurück in das Gedächtnis, lenken die Gedanken und rauben die Kraft, die man doch für den Alltag braucht. Und je mehr man die Gedanken wegdrücken möchte, desto mehr Kraft verbraucht man dafür.

Memoria passionis – erinnere dich an das Leid. So heißt eine wichtige Regel im Christentum. Damit ist in erster Linie die Erinnerung an den Kreuzestod Jesu gemeint. Aber es geht eigentlich um mehr. Denn Leid erinnern ist notwendig für die Herausbildung der eigenen Identität. Wer eine schwere Situation, Krankheit oder Gewalt, erfahren hat, der kann diese existentiell bedrohliche Erfahrung durch Erzählen ins eigene Leben einordnen. Und es geht auch um das Leid des eigenen Versagens und eigener Schuld.

Es sind sogenannte Traumatherapien, die dabei helfen.

Der tschechische Theologe Tomas Halik beschreibt in seinem Buch „Berühre die Wunden“ , dass das Berühren, d.h. der Kontakt zu den Wunden der erste und wichtigste Schritt zur Heilung ist – egal ob es sich um Wunden eines Einzelnen oder um Wunden einer Gesellschaft handelt. Wunden zeigen heißt: Mut zur Wahrheit haben – das gilt für Opfer wie für Täter.

Was für das Einzelschicksal gilt, hat auch seine Bedeutung für das kollektive Schicksal einer Gesellschaft, gar einer Nation. So verstehe ich den heutigen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Er ist unverzichtbar, um das große Leid dieser Zeit in die Geschichte unserer Nation und ihr Versagen einzuordnen. Der Gedenktag hilft nicht nur dabei, mit Respekt an das Leid der vielen Menschen zu erinnern, sondern immer auch den Gedanken wachzuhalten, dass viele Menschen einfach mitgetan haben bei den unvorstellbar grausamen Taten. Böses kann sich versteckt und unerkannt immer wieder in unsere Gesellschaft einschleichen – diese Erkenntnis muss in der Menschheitsgeschichte wach bleiben. Deshalb muss man an die Verbrechen der Vergangenheit erinnern, denn Existentielles braucht Worte und Orte der Erinnerung.

Aus Oberhausen verabschiedet sich Ingelore Engbrocks

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