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Das Geistliche Wort | 01.04.2018 | 08:35 Uhr

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Neuanfang

Musik 1: Intro (instrumental) von

Titel: Was auch geschehn, CD: Jesus - die Rockstory nach Lukas, Track 16. Musik: Thorsten Odenthal; Text: Titus Reinmuth; Interpret: Jutta Graab-Ehlig, Kreuzweise; Eigenproduktion/Eigenverlag.

Autorin: Maria aus Magdala hat es als erste gesehen. Und konnte es nicht fassen. Das Grab war leer. Was war da geschehen? Vor drei Tagen hatten sie Jesus von Nazareth in dem Grab beerdigt, vor dem sie nun stand. Sie war extra früh hingekommen. Sie wollte alleine trauern und beten. Aber das Grab war offen und leer. Wie konnte das sein? Hatte man den Leichnam gestohlen? Hastig rannte sie zurück zu den anderen und erzählte ihnen von ihrer Entdeckung. Petrus und die anderen Jünger glaubten der Frau nicht. Sie rannten selbst zum Grab, um alles zu überprüfen. Aber Maria aus Magdala hatte recht gehabt. Das Grab war leer.

Musik: Was auch geschehn

Die Zeit danach / sie ist so schwer / alles unbegreiflich

so eine Schmach / was soll das hier / war das unausweichlich

Das Ende werdet ihr bereun / es wird ein neuer Anfang sein

Was auch geschehn / ich kann es spürn / es wird sich drehn /

Gott wird uns führn / Ich will nicht fliehn / egal was wird

Autorin: Guten Morgen!

Maria war eine Frau aus Magdala, einem Fischerdorf am See Genezareth. Sie war vermutlich wohlhabend und unverheiratet. (1) Maria aus Magdala stand für sich selbst. Sie war eine starke Frau, die weit gereist war, um Jesus kennen zu lernen und ihm nachzufolgen. Aber nun war Jesus tot.

Wie alle anderen Jünger und Anhängerinnen von Jesus war sie tief erschüttert und traurig. Sie hatten Jesus gekreuzigt. Er war als Aufrührer und Gotteslästerer hingerichtet worden. Dabei hatte er Kranke geheilt und Verzeifelte getröstet. Wie konnte es sein, dass er so qualvoll sterben musste? Sie hatten ihn begraben, um ihn geweint und getrauert. Sie konnten nicht schlafen, erinnerten Stationen aus seinem Leben und erzählten seine Geschichten. Aber nichts konnte sie beruhigen: Denn ihre Hoffnung auf ein besseres Leben gemeinsam mit diesem Lehrer, ihrem Rabbi, war gestorben.

Drei Jahre waren sie Jesus von Nazareth auf seinen Wegen durch Galliläa gefolgt. Sie hatten ihm zugehört, hatten mit ihm gegessen, getrunken, gefeiert und geredet. Sie hatten gesehen, wie Jesus Kranke geheilt hat und zu den Außenseitern und Geächteten hingegangen ist. Sie hatten miterlebt, wie er sie vom Rand in die Mitte geholt hat.

Und so ging es auch Maria aus Magdala. Sie fühlte sich gesehen von Jesus und ernst genommen mit ihren Fragen, Sorgen und Nöten. Und nun hatte sie das leere Grab entdeckt und die anderen Jünger und Frauen dazu geholt. Denn sie wollten ihr nicht glauben. Wie auch? Das war doch alles zu verrückt. Aber damit war die Geschichte noch nicht zu Ende, wie im Johannesevangelium berichtet wird:

Sprecher:

„11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie weinte, beugte sie sich in das Grab hinein

12 und sah zwei Engel in weißen Kleidern dasitzen, einer am Kopf und einer an den Füßen, wo der Körper Jesu gelegen hatte.

13 Sie sagten zu ihr: »Frau, warum weinst du?« Sie sagte zu ihnen: »Sie haben meinen Rabbi fortgenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben.«

14 Als sie dies gesagt hatte, drehte sie sich um und sah Jesus dastehen, aber sie wusste nicht, dass es Jesus war.

15 Jesus sagte zu ihr: »Frau, warum weinst du? Wen suchst du?« Sie dachte, dass er der Gärtner wäre, und sagte zu ihm: »Herr, wenn du ihn weggetragen hast, sage mir, wo du ihn hingebracht hast, und ich werde ihn holen.«

16 Jesus sagte zu ihr: »Maria!« Sie wandte sich um und sagte zu ihm auf Hebräisch: »Rabbuni!« – das heißt Lehrer.

17 Jesus sagte zu ihr: »Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zu Gott, meinem Ursprung, aufgestiegen. Geh aber zu meinen Geschwistern und sage ihnen: Ich steige auf zu meinem Gott und eurem Gott, zu Gott, der mich und euch erwählt hat.«

18 Maria aus Magdala kam und verkündete den Jüngern: »Ich habe Jesus den Lebendigen gesehen.«“ (2)

Musik 3: Find mich

Find mich eines Morgens / anders als du denkst

suche nicht vergebens / bis dass du erkennst

Ich rufe deinen Namen / dreh dich zu mir hin

die Chance, die wir bekamen / ist ein Neubeginn

Glaub nicht, was vor Augen ist / glaub nur, was du siehst

traue all den Worten nicht / nur dem, was du verstehst

denn ich lebe und ich bleibe / immer noch bei dir

Titel: Find mich, CD: Jesus - die Rockstory nach Lukas, Track 17. Musik: Thorsten Odenthal; Text: Titus Reinmuth; Interpret: Thorsten Odenthal, Kreuzweise; Eigenproduktion/Eigenverlag.

Autorin:

Erst als sie mit ihrem Namen angesprochen wurde, erkannte sie ihn.

„Maria!“, hatte er gesagt. Das hatte genügt. Als sie ihren Namen hörte und die Art, wie er ihn aussprach, da wusste sie es. Der Mann war kein Unbekannter. Er war auch nicht der Gärtner. Er war Jesus. Sie hatte keine Ahnung, wie das sein konnte. Aber es war klar. Sie wandte sich zu ihm um und sprach: „Rabbuni, Meister!“ Damit war alles gesagt. Eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht.

Jesus hatte Maria mit Namen angesprochen. Der eigene Name steht für unser Selbst, für unsere Identität, für das, was uns ausmacht. Maria fühlte sich angesprochen, gesehen und ernst genommen. So wie sie es auch früher mit Jesus erlebt hatte. Als Jesus auf seinen Wanderungen durch die Dörfer auch andere Menschen angehört, angesehen und ernst genommen hatte. Das war Jesus.

Durch diese Begegnung wurde Maria aus Magdala die erste Zeugin der Auferstehung Jesu. Sie sollte ihn nicht festhalten, hatte Jesus ihr noch gesagt. Das hätte sie tatsächlich gerne getan. Konnte er nicht einfach bleiben? Aber sein Auftrag war noch nicht zu Ende, erklärte er ihr. Er sollte zu Gott, seinem Vater aufsteigen. So hatte sie es verstanden. Aber ihr Auftrag bezog sich auf´s Leben hier und jetzt. Sie sollte vor den Menschen bezeugen und allen weitersagen, was sie gesehen hatte: „Ich habe Jesus den Lebendigen gesehen!“

Musik 1: Was auch geschehn

Was auch geschehn / ich kann es spürn / es wird sich drehn

Gott wird uns führn / Ich will nicht fliehn / egal was wird

ich bleib bei ihm / der alles gewinnt / und wieder beginnt

Autorin: Die US Amerikanische Theologin Nadia Bolz-Weber hat einen bemerkenswerten Blick auf Ostern geworfen. Sie ist eine ehemalige Alkoholsüchtige und stark tätowierte Frau. Die Theologin ist international bekannt geworden. Denn sie hat in Denver im Bundesstaat Colorado, USA, eine eigene Gemeinde gegründet. Die Gemeinde heißt ‚Haus aller Sünder und Heiligen‘ (3). Seit der Gründung versammeln sich dort jeden Sonntag mehrere Hundert Wohnungslose, Kranke und Verarmte, Junge und Alte, Schwarze und Weiße, Lesben, Schwule, Transleute und andere zum Gottesdienst. Sie alle fühlen sich zu dieser Gemeinde zugehörig. Die Gemeinde hat aufgrund ihrer ungewöhnlichen Ausstrahlung in den letzten Jahren einiges an medialer Aufmerksamkeit erhalten. Deshalb hatte man Nadia Bolz-Weber vor einigen Jahren bei einer Vollversammlung der lutherischen Christinnen und Christen in den USA zur Osterpredigt eingeladen.

Sie sagte damals: Ostern handelt nicht von Blumen, Licht und herausgeputzten Wohnungen. Ostern ist eine Geschichte voller Erde und Dreck. Eine Geschichte voller Schmerz, Entsetzen und Verwirrung. So begann sie ihre Predigt. In ihrer Autobiographie beschreibt sie die Szene auf der Freilichtbühne in Denver an jenem Ostermorgen:

Sprecherin:

„Jesus sah an Ostern nicht sehr beeindruckend aus“, sagte ich, jedenfalls nicht im kirchlichen Sinne. Das merken wir schon daran, dass Maria aus Magdala ihn für einen Gärtner hielt.

Ich schaute die (…)Menschenmenge an und fügte hinzu, vielleicht hätte Maria den auferstandenen Christus deshalb für einen Gärtner gehalten, weil Jesus noch die Erde aus seinem eigenen Grab unter den Fingernägeln hatte. Auf den Kirchenbildern des auferstandenen Christus ist natürlich nie Dreck unter den Fingernägeln zu sehen. Dort sieht er eher aus wie ein Engel ohne Flügel als wie ein Gärtner. Es ist, als hätte man ihn für die Ostergäste erst einmal herausputzen müssen, damit er mehr Eindruck macht und niemand an der Wahrheit Anstoß nehmen muss. Doch das führt am Ende nur dazu, dass wir uns eine verdrehte Vorstellung davon machen, wie Auferstehung aussieht. Meine Erfahrung dagegen ist, dass der Gott von Ostern ein Gott mit Dreck unter den Fingernägeln ist.

(…) Schon damals hatte ich unbewusst begriffen, dass es Gott nie darum ging, mich schick herauszuputzen. Er wollte mich neu machen.“ (4)

?

Musik 3: Alles leuchtet

Da ist so viel da draußen / Jeder Schritt durch die Tür

Schreibt ’ne neue Geschichte / Auf’s leere Papier

Und was auf der Reise auch immer passiert

Alle Wege beginnen und enden bei dir

Alles leuchtet nur für dich

Alles leuchtet, alles strahlt in hellem Licht

Alles leuchtet, der Himmel ist weit

Die Sicht ist klar, der Weg ist da

Und die Straßen sind frei

Titel: Alles leuchtet (Akustik Version), CD: Gleisdreieck (Deluxe Edition), Track 9/Disk 2; Text und Musik: Joy Denalane, Ali Zuckowski, David Jürgens & Martin Fliegenschmidt; Label: Nesola Universal Music; LC: 29100

Autorin: Nadia Bolz-Weber hat sich ein Bild von Maria aus Magdala auf ihren Unterarm tätowieren lassen. Denn Maria aus Magdala ist ihr auf ihrem Weg von einer Suchtkranken zur trockenen Christin und engagierten Pfarrerin sehr wichtig geworden. Sie wurde ihr zum Vorbild auf ihrem eigenen Weg zu einem neuen Leben. Auch Nadia Bolz-Weber war in einer entscheidenden Phase mit Namen angesprochen worden. Von einigen treuen Freunden und von einem lutherischen Pastor, der ihr Seelsorger wurde. Er hat sie mit Namen angesprochen, als es ihr dreckig ging. Er hat sie respektiert und ernst genommen. Und er hat ihr die biblische Auferstehungsgeschichte erzählt. Auch für Nadia Bolz-Weber war ein Neuanfang möglich. Das konnte sie damals zum ersten Mal spüren.

Musik 4: Alles leuchtet (Afrobeats Version)

Titel: Alles leuchtet (Afrobeats Version), CD: Gleisdreieck (Deluxe Edition), Track 7/Disk 2; Text und Musik: Joy Denalane, Ali Zuckowski, David Jürgens & Martin Fliegenschmidt; Label: Nesola Universal Music; LC: 29100

1:00-1:20 (falls zeitlich noch Platz ist)

Autorin: Für Maria aus Magdala war es nach der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus neu, Verantwortung zu übernehmen. Sie sollte seine Auferstehung bezeugen und Jesu Leben und Werk weiter geben. Und das tat sie. Genau wie die anderen Jünger und Begleiterinnen Jesu. Und genau das tun wir heute auch, wenn wir Ostern feiern. Wir erinnern uns daran, was Maria aus Magdala und die anderen am leeren Grab erlebt haben, erzählen davon und fragen uns, was das mit unserem Alltag im 21. Jahrhundert zu tun hat.

Nadia Bolz-Weber antwortet darauf: Die Auferstehung Jesu erinnert uns daran, dass es viele kleine Auferstehungen und Neuanfänge gibt. Sie sehen nicht perfekt aus. Denn das Neue ist oft chaotisch und schmerzhaft, wie die Ostergeschichte selbst. Neu sieht aus wie ein Alkoholiker auf Entzug. Nadia Bolz-Weber weiß aus eigener Erfahrung, dass ein trockener Alkoholiker nicht frisch daherkommt, sondern verknautscht, verwahrlost, verzweifelt. Und dennoch ist es ein erster Schritt zu einem neuen Leben. Ein kostbarer Schritt, ein entscheidender Schritt kann es sein, wenn man dran bleibt. Wenn man kämpft und zu einem neuen Leben aufsteht.

Auch eine Versöhnung zwischen Familienmitgliedern kann ein Neuanfang sein. Wenn es nach langer Zeit gelingt, wieder miteinander zu reden. Oder, wenn ich es schaffe zu sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe und stark genug bin, das zuzugeben. Dann kann sich etwas verändern. Dann kann etwas Neues entstehen. Die Osterbotschaft sagt genau das: Es gibt eine zweite Chance! Ich kann aus dem Elend auftauchen, kann Dreck hinter mir lassen. Ich kann etwas anders machen. Manchmal nur mit Hilfe anderer Menschen, manchmal nur mit Hilfe von Beratung oder Therapie oder mit Hilfe von Ortswechsel oder Trennung. Und wenn ich aufstehe und etwas verändere, geht es nicht ohne Narben. Es geht auch nicht ohne Stolpern und Rückschläge. Aber ich kann es schaffen.

Ein Neuanfang ist möglich. Jesus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung Bild und Sprache dafür geschaffen. Maria aus Magdala und die anderen haben sie aufgenommen und in die Welt getragen. Deshalb feiern wir heute die Osterbotschaft:

„Jesus ist auferstanden. Halleluja!“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen ein gesegnetes und fröhliches Osterfest.

Ihre Pfarrerin Kerstin Söderblom aus Villigst in Westfalen.

Musik 3: Alles leuchtet

Fußnoten:

(1) Robert Leicht, Die starke Frau am Grab, in: ZEIT Online (5.03.2005), S. 2 (von 4), http://www.zeit.de/2005/13/Portr_8at_Magdalena.

(2) Johannesevangelium 20, 11-16, aus: Bibel in Gerechter Sprache Online, https://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/die-bibel/bigs-online/?Joh/20/1.

(3) Nadia Bolz-Weber, Unheilige Heilige. Gott in all den falschen Leuten finden, Moers 2016.

(4) Nadia Bolz-Weber, „Ich finde Gott in den Dingen, die mich wütend machen.“ Pastorin der Ausgestoßenen, Moers 2016, 3. Auflage, S. 218 f.

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