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Kirche in WDR 5 | 27.07.2018 | 06:55 Uhr
Schlafen
"Fraeire Jacque, fraeire Jacque, dormez vous, dormez vous?" -
"Bruder Jakob, Bruder Jakob, schläfst du noch, schläfst du noch?"
Wer kennt ihn nicht, diesen berühmten französischen Kanon über einen verschlafenen Mönch, der die Morgenandacht verpasst.
Wie gut, dass Sie schon wach sind und ich Ihnen einen guten Morgen wünschen kann.
Dabei würde es zu diesem Tag durchaus passen, noch zu schlafen. Heute ist nämlich der Tag der Schlafmütze, zumindest in Finnland.
Wer da am längsten schläft wird mit einem Eimer Wasser überschüttet oder sogar in einen See geworfen. Das kann zwar an den heißen Hundstagen ganz erfrischend sein, aber dennoch gut, dass Sie schon wach sind und zuhören.
So können Sie erfahren, dass dieser Tag auf die Siebenschläfergeschichte zurückgeht.
Diese Heiligenlegende erzählt, dass Gott bei einer Glaubensverfolgung sieben junge Männer in einen tiefen Schlaf fallen ließ, so dass sie in einer Höhle vor den Verfolgern gerettet wurden und die Verfolgung tatsächlich ver- und überschliefen.
Dass auch Schlaf ein Himmelsgeschenk sein kann wissen wohl alle, die an Schlaflosigkeit leiden: wie gut tut dann ein langer, tiefer Schlaf. Danach fühlt man sich wie neu geboren.
"Wer schläft sündigt nicht!" - weiß das Sprichwort in der Bibel.
Und in Psalm 127 heißt es: "Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf!"
Der Kirchenschlaf während der Predigt galt sogar einmal als der allerbeste.
Damals war man noch froh, wenn der Pfarrer lange sprach.
Wenn Sie also heute noch etwas müde und schläfrig sind und verschlafen aus den Augen blicken, dann ist das keine Schande, sondern dem Tage angemessen.
Man muss schließlich die Feste feiern, wie sie fallen.
Eventuell finden Sie ja später auch Zeit für ein kleines Nickerchen, auch damit würden Sie sicher dem Tagesthema gerecht oder Sie gehen heute einfach mal früh ins Bett, um sich so richtig auszuschlafen.
Vielleicht träumen Sie dabei sogar, denn Träume sind keineswegs immer Schäume, manchmal erkennt unser Geist gerade in ihnen ganz klar, was wahr und gut und heute und hier meine Aufgabe ist.
In diesem Sinne wünscht aus Köln ein seliges Schlummern und fröhliches Erwachen der Pfarrer Jürgen Martin.