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Das Geistliche Wort | 23.09.2018 | 08:35 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

Vom guten Leben

Musik 1

Titel: Fields of gold, CD: Eva Cassidy - Songbird, Track 1. Musik: SUMNER, GORDON MATTHEW; Text: SUMNER, GORDON MATTHEW; Interpret: Eva Cassidy. Label: Blix Street Records, LC: 20040

Autorin:

Es ist Herbst.

Heute beginnt er offiziell.

Auch damals war es Herbst.

Als Jesus folgende Geschichte erzählte:

Von einem Menschen,

einem reichen Menschen,

er ist Bauer.

Es kommt zur Erntezeit.

Sein Land hat richtig gut getragen.

Rekordernte.

Eine komfortable Situation:

Ihm geht’s bereits gut.

Und jetzt soll ihm noch mehr zufallen.

Nicht aufgrund irgendwelcher Tricksereien.

Nein, einfach aufgrund des guten Wetters.

Da denkt er bei sich selbst:

„Wie kann ich das alles sammeln?“

Typisch Mensch.

Schon meine Kinder lieben es zu sammeln:

Steine, Stöcker, Kastanien, Lego.

Wenn wir Menschen älter werden, sammeln wir dann auch

Geld, Reisen,

klingende Stationen im Lebenslauf,

oder auch Likes und Follower.

Sammeln? Kann man vieles.

Und der Bauer nun

muss überlegen,

wie er seinen Weizen sammelt.

Da kommt ihm eine Idee:

„Ich will meine Scheunen abbrechen

und neue bauen. Größere.

Da hinein will ich dann meine Ernte sammeln“.

Der schaut voraus.

Will die Ernte nicht umkommen lassen.

Eine gute Idee!

Er ist richtig in Fahrt und denkt bei sich:

„Dann kann ich zu mir sagen:

Du hast einen großen Vorrat für viele Jahre.

Ruh dich aus, iss und trink und sei fröhlich.“

Der will sein Leben genießen.

Kenn ich, das will ich auch.

„Du Narr“,

sagt da jemand.

Gott.

Oha, was will der denn jetzt?

„Noch heute Nacht

wird man dein Leben von dir fordern.

Wem wird dann das alles gehören,

was du angehäuft hast?“,

fragt Gott.

Jetzt, wo alles so gut eingestielt ist,

- eine Flatrate auf Lebensfreude in Aussicht -

kommt Gott.

Ausgerechnet mit dem Tod.

Dieser Mensch hat doch nichts Böses vor.

Von Geiz oder Habgier ist hier erstmal gar nicht die Rede.

Der will sich einfach nur ein schönes Leben machen.

Und dafür braucht er halt ein bisschen Sicherheit.

Musik 1

Autorin:

Sicherheit!

Das ist der Knackpunkt:

Wenn erst mal ein Haus gekauft und das Geld sicher untergebracht ist, dann ...

Wenn die Stelle erst mal entfristet wird, dann ...

Wenn die Vorsorgeuntersuchung erfolgreich gelaufen ist, dann ...

Wenn ich jene Versicherung abgeschlossen habe, dann ...

Wenn ich erstmal so und so viele Follower habe, dann ...

„Du Narr“, sagt Gott.

Unhöflich? Vielleicht.

Aber ehrlich doch auch.

In diesem Moment einfach mal eine Frage zu stellen:

Sag mal, wann soll denn der Zeitpunkt kommen? Dieses „Dann“?

Die entfristete Stelle, das Geld, das Haus,...?

Diese ganzen Scheunen?

Wann ist es denn genug?

Und was nimmst du denn mit, wenn du eines Tages stirbst?

Und was ist, wenn schon im Leben etwas anders läuft?

Das Geld wertlos wird?

Ein Shitstorm über dich herein bricht?

Die Ernte schlecht ist, weil der Sommer zu heiß war?

Was dann?

Machst du dein Wohlbefinden davon abhängig?

Woran hängst du dein Herz?

„Noch heute Nacht wird man dein Leben von dir fordern“,

sagt Gott in dieser Geschichte.

Das klingt brutal.

Aber dann

entdecke ich dieses Wort „fordern“ ganz neu.

„Fordern“ meint hier:

Da möchte jemand sein Darlehen zurückhaben.

Mein Leben nur geliehen?

Gehört es jemandem?

Ja!

Und in dessen Hand liegt auch die Stunde meines Sterbens.

In Gottes Hand.

Ich bin bereits sicher!

Nicht erst dann ... und nicht erst im Sterben -

sondern jetzt

darf ich diese bergende Kraft suchen.

Und erfahren.

Heute ist Sonntag.

Zeit, um Ausschau zu halten.

Nach dem, was die Seele nährt.

Nach dem, was bleibt.

Musik 2

Titel: Feed the light, CD: Lizz Wright - Fellowship, Track 10. Komponist: Joan Wasser; Interpret: Lizz Wright; Label: UMG Recordings; LC: 13277

Autorin:

Ein Mensch kommt zu Jesus.

Wieder einer, der sich nach dem guten Leben sehnt.

Der Mann ist ein Rechtsgelehrter.

Dass der Rabbi Jesus heute in der Stadt ist, nutzt er,

um mit ihm seine wichtigste Frage zu diskutieren:

„Was muss ich tun, um ewiges Leben zu bekommen?“

Und das hat zu seiner Zeit

weniger was mit dem Leben nach dem Tod zu tun.

Sondern viel mehr

mit der Frage nach bleibender Qualität

im Leben hier und jetzt.

Jesus weiß, dieser Mann kennt sich aus in den Heiligen Schriften,

als Gelehrter ist er Teil der religiösen Elite,

dann wird er seine Meinung dazu haben.

Also gibt Jesus ihm die Frage zurück:

„Was liest du dazu in den Heiligen Schriften?“

Prompt zitiert der Mann diese und antwortet:

„Liebe Gott,

liebe deinen Nächsten

wie dich selbst.“

„Ja,“ sagt Jesus.

„Tue das.

Und du wirst leben.“

Da hat der Mann noch eine Frage:

„Wer ist denn mein Nächster?“

Ach darum geht’s ...

Da antwortet Jesus ihm mit einer Geschichte:

„Ein Mann geht eine Straße entlang

von Jerusalem nach Jericho.“

Der Mann ist vermutlich aus der Gegend,

also Jude.

Seine familiäre und berufliche Situation bleibt unbekannt.

Könnte „jeder Mann“ sein.

Dieser Mann geht also diese Straße entlang,

erzählt Jesus.

Ungefähr sechs Stunden abwärts geht’s da,

entlang einer Geröllwüste.

Plötzlich wird er überfallen,

ausgezogen, bestohlen, geschlagen

und halbtot liegen gelassen.

Vermutlich von Männern, die hier leben,

in den Höhlen der Berge,

wie viele andere zur damaligen Zeit.

Ein Drittel der Gesellschaft ist arm

und erräubert sich das Lebensnotwendigste,

wie Kleidung und Essen.

Ihnen also fällt dieser Mann zum Opfer.

Jetzt liegt er nackt und halbtot am Boden.

Ob die Räuber noch in der Nähe sind?

Weiß man nicht.

Eine unheimliche Situation.

Auch für die, die eventuell vorbeikommen.

Klar ist:

Hier stehen zu bleiben und zu helfen ist gefährlich.

Klar ist auch: Wenn man weitergeht und nicht hilft, merkt es keiner.

So einsam ist es hier.

Jesus erzählt weiter:

„Ein Priester kommt des Weges,

sieht den Mann am Boden

und geht weiter.

Nach einiger Zeit kommt ein Levit des Weges,

- noch ein beruflich Religiöser -

sieht den Mann am Boden

und geht weiter.“

Was ist denn hier los?

Von den beiden könnte man nun wirklich Hilfe erwarten.

Durch ihre auffällige Kleidung sind sie quasi geschützt.

Welcher Räuber will schon in Priester-Klamotten rumlaufen?

Beide gehen sie weiter.

Was hält sie ab?

Bequemlichkeit? Sie kommen gerade von der Arbeit aus Jerusalem.

Sind auf dem Weg nach Hause, zu ihren Familien.

Endlich Wochenende. Ist es das?

Oder sind es die Heiligen Schriften, die sie abhalten?

In denen steht, dass sie kein Blut und keine Leichen anfassen dürfen?

Reingeboren sind sie in ihre Berufsgruppen,

von Kind an gewöhnt an deren Regeln.

Womöglich denken sie:

„Ich darf hier gar nicht stehen bleiben.

Der blutet bestimmt, vielleicht ist er schon tot.

Lieber nicht so richtig hingucken.

Schnell weitergehen.“

Das System bleibt intakt,

der Überfallene bleibt liegen,

keiner sieht’s.

Und dann kommt ... jetzt könnte Jesus sagen:

„Ein Gelehrter.“

Denn immerhin ist er hier gerade mit einem im Gespräch.

„Ein Gelehrter, der stehen bleibt, dem Mann am Boden hilft usw. usf.“

Und klar wäre:

Mach es wie er, wie dein Kollege!

Hilf denen, die in Not sind und am Straßenrand liegen.

Jesus erzählt die Geschichte aber nicht so.

Er lässt keinen wie du und ich kommen.

Jetzt lässt er einen Fremden um die Ecke kommen.

Einen Ausländer, einen Andersgläubigen - einen Samariter.

Und damit hätte der Gelehrte am wenigsten gerechnet.

Sein Volk und die Samariter ...

das ist eine Feindschaft mit langer Geschichte,

- ausgehend von beiden Seiten -

seit vielen Generationen schon.

Ob der stehen bleibt?

Der wäre gute Beute für die Räuber,

die vielleicht noch am Wegesrand lauern.

Noch dazu kommt der mit einem Reittier.

Sehr gute Beute.

Gefährliche Situation.

Jesus erzählt weiter:

Der Samariter sieht den Mann am Boden.

Und?

Geht?

Hin!

Ist tief berührt,

kümmert sich um dessen Wunden,

hebt ihn auf sein Reittier

und bringt ihn zum nächsten Gasthaus.

Keine muckelige Herberge ist das, eher ein zwielichtiges Bordell,

hätte er wohl sonst nicht betreten,

aber egal, es ist dringend

und was anderes gibt es hier gerade nicht.

Vorsichtshalber bleibt er mit ihm hier,

über Nacht.

Am nächsten Morgen

bereut er nicht etwa seine Gefühlsduselei von gestern.

Nein, er hinterlegt umgerechnet zweihundert Euro,

erzählt Jesus,

setzt den Wirt zum Krankenpfleger ein

und verspricht, wiederzukommen.

Um nachzusehen, wie es dem Kranken geht.

Und um im Fall der Fälle noch was nachzuzahlen.

Dann setzt er seine Reise fort.

Er opfert sich nicht völlig auf.

Aber im entscheidenden Moment

hat er sich unterbrechen lassen und hat geholfen.

„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“

Fragt Jesus schließlich den Gelehrten:

„Wer in der Geschichte ist der Nächste geworden

dem, der unter die Räuber gefallen war?“

Da fällt dem Gelehrten etwas auf.

Nicht nur der Mann am Boden ist sein Nächster.

An ihn hatte er die ganze Zeit gedacht.

Nein, jetzt geht es um den Samariter.

Und er antwortet:

„Der, der Barmherzigkeit gezeigt hat.“

Das ist auch mein Nächster, spürt er.

Bis dahin, dass er sich fragen muss:

Läge ich am Boden,

könnte ich es ertragen,

wenn die Hilfe aus einer Ecke käme,

die mir überhaupt nicht schmeckt?

Von einem, dessen Namen ich kaum aussprechen kann?

„Der, der Barmherzigkeit gezeigt hat“,

schafft er gerade noch zu sagen.

So tief geht seine Abneigung,

so weit weg ist er von seinem Nächsten.

Und von dem guten Leben,

nach dem er Jesus zu Anfang gefragt hatte.

Und dann?

Kommt die große Einladung.

Jesus sagt:

„Geh hin und tu dasselbe.“

Er traut ihm diese Liebe zu.

Traut ihm dieses Leben zu.

Ihm

und uns,

die wir den beiden zugehört haben.

Musik 3

Titel: If not now, CD: Tracy Chapman – Tracy Chapman, Track 10. Musik: Tracy Chapman; Text: Tracy Chapman; Interpret: Tracy Chapman, © 1986, Label: Elektra (Warner); LC: 00192

Die Geschichte vom reichen Kornbauern

und die Geschichte vom barmherzigen Samariter.

Einer sammelt, einer gibt.

Beide Geschichten fordern uns heraus,

vermeintliche Sicherheiten fallen zu lassen.

Die Sicherheit der großen Scheunen und die der kleinen Schubladen.

Beide Geschichten laden uns ein,

zu lieben

und so zu leben.

Heute ist Herbstbeginn.

Lassen wir es Herbst werden.

Lassen wir los, was uns aufhält.

Lassen wir uns ein.

Auf Gott.

Auf einander.

Auf dieses Leben.

Musik 3

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