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Kirche in WDR 5 | 20.10.2018 | 06:55 Uhr

Gagarin und der falsche Himmel

Guten Morgen!

Es ist schon eine Weile her, seit der russische Kosmonaut, Juri Gagarin, auf seinem ersten Flug zur Erde funkte, er habe im weiten Weltraum nirgends Gott gefunden. – Das spricht nicht gegen die Existenz Gottes, sondern höchstens dafür, dass sich Herr Gagarin im Himmel geirrt hat. Er hatte offensichtliche eine etwas seltsame Vorstellung von dem Ort, wo Gott zu finden ist.

Anders formuliert: Wer vom Himmel als dem Ort spricht, wo Gott zu finden ist, der meint nicht die leeren Räume des Alls, sondern den Lebensraum, den wir Menschen bei Gott haben – und Gott bei uns.

Für viele Gläubige steht nämlich „Himmel“ für das ewige, das wahre Leben. Ob wir allerdings „alle, alle in den Himmel“ kommen, wie im Karneval weinselig-schunkelnd gesungen wird, sei einmal dahingestellt. Aber als Christ glaube ich: Es gibt ihn, den Himmel, d.h. ein Leben bei Gott, und dieser Himmel ist nicht verschlossen und nicht leer. Ich denke an so viele, die hier auf Erden den Himmel so sehr gesucht haben, dass ich es mir gar nicht anders vorstellen kann, als dass sie ihn auch gefunden haben.

Und ich gehe noch weiter: Wenn sie alle dieses Ziel ihres Lebens erreicht haben: dass sie bei Gott, in seinem Himmel, angekommen sind, dann ist das auch Ermutigung für mich, der ich noch in dieser Welt unterwegs bin. Da mögen auch immer wieder Fragen, Zweifel und Ängste hochkommen, sie sind ja gewissermaßen die Begleitmusik des Glaubens. Es macht mir zu schaffen, dass trotz bester Absicht und kühnster Vorsätze nicht alles gelingt, was ich mir vorgenommen habe; dass ich das Ziel oft aus den Augen verliere und manchen manches schuldig bleibe. Doch für mich gilt, was Bach so wunderbar in sein Weihnachtsoratorium zum Klingen gebracht hat: „der Himmel steht uns wieder offen“. Das ist jene Glaubensgewissheit, die an den Engel im Buch der geheimen Offenbarung erinnert, der einer Gemeinde zuruft (Offb 3,8): „Ich kenne deine Taten, siehe, ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand mehr schließen kann.“ Die Gemeinde ist schwach, hat nur geringe Kraft, aber sie hält an diesem Wort zuversichtlich fest. Es ist eine Zusage, die ganz grundsätzlich gilt, und so wird daraus zugleich auch eine Aufforderung: Es gibt Gott. Lebe für ihn! Du bist nicht der erste und nicht der einzige, der dafür sein Leben einsetzt. Es lohnt sich allemal, mit ganzer Kraft den Himmel zu suchen.

Und das Erstaunlichste dabei: Wer so lebt, der erfährt, dass es den Himmel nicht erst im Jenseits gibt, sondern bereits im Hier und Jetzt. Genau das sieht auch der "Seher von Patmos", der das Buch der geheimen Offenbarung geschrieben hat: Der Himmel neigt sich auf die Erde. Und er hört in seiner Vision eine laute Stimme, die ihm zuruft (Offb 21, 3): „Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.“

Das ist der Himmel auf Erden. Gott bleibt nicht in einem imaginären Himmel über unseren Köpfen. Das „himmlische Jerusalem“, wie es der Seher von Patmos beschreibt, wird deckungsgleich mit einer irdischen Stadt, dem Lebensraum der Menschen, der jetzt eine Mitte hat: Gott unter den Menschen. Und wo Gott im Blick ist, da ist bereits „der Himmel zwischen uns“, so sagte es einmal Klaus Hemmerle, der frühere Bischof von Aachen.

Gott wartet nicht nur und nicht erst am Ende der Zeiten und am Ende unseres Lebens auf uns: Er ist bereits bei uns angekommen. Entscheidend ist, dass wir auch bei ihm ankommen. Und dazu braucht man nicht in fremde Welträume aufbrechen. Es genügt, so zu leben, wie Jesus es uns vorgelebt hat. Mit den Worten des großen Kirchenlehrers Augustinus: "Liebe, und tu, was Du willst" –, und er hätte vielleicht für die Gagarins dieser Welt hinzufügen: Wenn du in der Liebe bist, machst du bereits eine Erfahrung des Himmels. Denn wo die Liebe ist, da ist Gott, wie es Leo Tolstoi, ein anderer Russe einmal gesagt hat.

Ich bin Peter Klasvogt aus der Kommende Dortmund.

Kommen Sie gut durch den heutigen Tag!

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