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Das Geistliche Wort | 23.12.2018 | 08:35 Uhr

Morgen, Kinder, wird’s was geben

Guten Morgen!

Ich erinnere mich noch gut! Als Kind habe ich die Tage gezählt bis Weihnachten. Ich konnte es kaum erwarten, dass endlich Heilig Abend wurde.

Meine Eltern haben gelächelt. „Freu dich nicht zu viel, wer weiß, ob alles so kommt, wie du es dir wünschst!“ Aber sie konnten meine Vorfreude damit nicht wirklich dämpfen. Und das wollten sie auch gar nicht. Im Gegenteil: Sie wollten eher die Spannung steigern.

Und bis heute gibt es ein Weihnachtslied, das für mich genau diese Stimmung ausdrückt, an die ich mich so gut erinnern kann:

„Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freun!

Welch ein Jubel, welch ein Leben wird in unserm Hause sein!“

Das Lied zeigt: Weihnachten wird zu Hause gefeiert. Und das stimmt wohl auch für unseren Kulturkreis: Der ganz und gar vertraute Lebensort, die geliebten Menschen, mit denen wir zusammen leben: dorthin kommen an Weihnachten Jubel und außergewöhnliche Lebendigkeit.

Und weiter heißt es in dem Lied:

„Wie wird dann die Stube glänzen von der großen Lichterzahl, schöner als bei frohen Tänzen ein geputzter Kronensaal.“

Ich muss dabei an Kinder denken. Kinder können nämlich noch staunen, ganz ursprünglich und tief. Kinderaugen können glänzen mehr als die der Erwachsenen im Kronensaal oder – mit heute verglichen – in Disco oder Pub.

Glänzende Kinderaugen lassen erinnern mich als Erwachsenen wie es früher einmal zu Hause war. Und ich verhehle nicht: Es rührt mich an und auch meine Augen können dabei manchmal sogar wieder ein wenig feucht werden. Ich muss nur die Erinnerungen zulassen. Oder wie es das Weihnachtslied sagt:

„Wisst ihr noch vom vor’gen Jahr, wie’s am Weihnachtsabend war?“

Das Lied weckt Erinnerungen und das Vertrauen, dass es dieses Jahr wieder so schön und so glänzend wird:

„Einmal werden wir noch wach, heißa dann ist Weihnachtstag.“

Heute stimmt das Datum für diesen Satz ganz genau: Denn morgen ist Heilig Abend.

Musik I

Mit diesem alten Kinderweihnachtslied möchte ich Ihnen Lust machen auf das Weihnachtsfest: Freuen Sie sich auf Weihnachten und erwarten Sie Schönes und Staunenswertes.

Ich weiß natürlich auch: Kein anderes Fest wie Weihnachten löst zu gleichen Teilen Freude und Stress aus. Freude, wenn das wahr wird mit dem Jubel und dem Leben und dem weihnachtlichen Glanz in der eigenen Stube.

Stress, wenn die Erwartungshaltung zu groß wird und umkippt: Alle haben sich angestrengt, aber Freude und Glanz wollen nicht aufkommen. Zwist bricht stattdessen auf, zu groß die Unterschiede und Vorstellungen von fröhlicher Weihnacht.

Auch wenn das eine traurige Realität ist: An Weihnachten passieren die meisten Familienstreitigkeiten: Ich möchte Ihnen in diesem Jahr trotzdem Lust auf Weihnachten machen. Denn an Weihnachten zeigt sich im besten Fall, ob ich mich noch freuen kann, beschenkt und überrascht zu werden. Das macht uns Menschen doch aus: Ich werde überrascht und freue mich, weil etwas noch größer und schöner ausfällt als ich es mir vorstellen kann.

Sonst wären wir Menschen wie Maschinen und Motoren, die betankt werden und ordnungsgemäß laufen, bis sie wieder neuen Sprit brauchen.

Jeder Mensch sucht doch nach etwas, das größer als üblich ist, das anders als genau abgemessen ist und schöner als bekannt. Und wenn der Mensch so etwas erfährt, fängt er an zu staunen, dann kann es Wunder geben. Ich bin davon überzeugt: Dann lohnt es sich zu leben, ohne an Langeweile zugrunde zu gehen.

Das Weihnachtsfest zieht diesen Kontrast scharf:

Ist in mir das kindliche Vertrauen ins Leben noch lebendig? Erwarte ich noch etwas oder nicht?

Habe ich dieses Vertrauen etwa verloren? Nervt mich das Fest und will ich es überspringen?

Musik II

Das Weihnachtskinderlied „Morgen, Kinder, wird’s was geben“ kommt ganz ohne den christlichen Inhalt von Weihnachten aus. Die Geburt Jesu in Bethlehem wird gar nicht erwähnt. Es setzt aufgeklärte Kinder voraus, die wissen, dass nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, sondern die Eltern. Und so heißt es dann:

„Welch ein schöner Tag ist morgen, viele Freuden hoffen wir!

Unsre lieben Eltern sorgen lange lange schon dafür.

O gewiss, wer sie nicht ehrt, ist der ganzen Lust nicht wert.“

Diese letzte Strophe packt sogar pädagogische Ziele in das Lied hinein: Sei deinen Eltern dankbar! Sie geben sich viel Mühe. Daher kann nur der sich freuen, wer gelten lässt, wer anerkennt: hier wurde etwas geleistet, und wer ein Gespür hat für das, was er eigentlich nicht verdient hat. Wer dagegen undankbar und unachtsam ist, der tötet die Freude.

Solche Weisheit gilt natürlich immer im Leben weit über das Verhältnis von Kindern und Eltern hinaus.

Darum ist Weihnachten so wichtig! Spätestens an Weihnachten zeigt sich nämlich wie achtsam und dankbar ich bin. Dabei geht es nicht um materielle Geschenke, sondern um Menschlichkeit und Werthaltungen im Leben.

Die Geschenke sind dann gerade so etwas wie ein Training, ein Training für Zuwendung, für Wertschätzung, für Liebe. Und ich bin mir sicher: Wenn unser Schenken und Beschenktwerden diese Haltungen nicht mehr aus uns herauslockt, dann wäre Weihnachten zerstört und würde zum plumpen Konsumrausch verkommen.

Ich bin aber kein Pessimist. Weihnachten, das Fest ist nicht zerstört, auch nicht durch all die vielen Äußerlichkeiten: Den Lichterglanz, den gibt es längst nicht mehr nur am Heiligen Abend daheim in der Stube, sondern schon monatelang in den Einkaufsstraßen, den Schaufenstern, den Weihnachtsmärkten.

Die Lust an Weihnachten ist immer noch ungebrochen, und das ist gut!

„Viele Freuden hoffen wir!“ sagt das Weihnachtslied. Und ich sehe in dieser Lust am Leben, am Glanz, am Füreinanderdasein: da steckt noch immer der christliche Kern und Ursprung des Festes.

Musik III

Den christlichen Kern und Ursprung des Festes finde ich wunderbar hervorgehoben in einem Gedicht von Andreas Knapp. Das Gedicht trägt den Titel: „Zu unserem Heil“. Darin heißt es:

Sprecher

„wo bleibe ich

was bringts

wie springt für mich etwas heraus

so fragen wir

Er fragte anders

Wo bleibst du

Was bringe ich dir mit

Wie spring ich für dich ein

Es gibt Fragen

die machen krank

Seine Fragen aber

heilen die Welt“

Auch in diesem Gedicht begegnet wieder ein scharfer Kontrast: Es werden hier nämlich Fragen gestellt, die können krank machen oder heilen, das eigene Leben und sogar die ganze Welt.

Mit diesen Fragen sind Lebenshaltungen gemeint: Wer fragt: Wo bleibe ich? Was bringt’s? Wie springt für mich etwas heraus? der macht sich zum Forderer, zum Bewerter, zum Skeptiker. Je öfter ich diese Fragen stelle, desto mehr fordere ich, bewerte ich, werde ich skeptischer. Diese Haltung führt schließlich in die Enttäuschung.

Nichts macht mich schließlich mehr satt wenn ich immer frage: Wo bleibe ich?

Nichts kann mich schlussendlich noch überraschen, wenn ich immer frage: Was bringt’s?

Am Ende steht die Erschöpfung, gefolgt vom Tod, wenn ich immer frage: Wie springt für mich etwas heraus?

Eine solche Lebenshaltung macht krank, unweigerlich. Nicht nur den, der sie hat, sondern auch die Menschen seiner Umgebung.

Das Gedicht von Andreas Knapp zielt schließlich auf Weihnachten. Denn sein Titel „Zu unserem Heil“ ist ein Satz aus dem Glaubensbekenntnis und spricht von Jesus: „Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen.“

Für uns, uns allen zugute, ja mehr noch: Mit dem festen Willen, uns alle zu heilen ist Jesus geboren, ja sogar die ganze Welt. In Jesus ist der Sohn Gottes vom Himmel gekommen und Mensch geworden.

Und das ist mehr als Pädagogik und göttliche Moral. Hier wird nicht zuerst gesagt: Seid dankbar und achtsam, anständig, bescheiden und selbstlos.

Sondern das christliche Weihnachtsfest legt frei, was Gott getan hat.

Er hatte den Mut, loszulassen, was sein Eigen ist und fragte nicht: wo bleibe ich?

Er hatte die Lust zu schenken, weil er genau so Gott ist, der nichts für sich selber braucht und er fragte nicht: was bringt’s?

Er hatte die Liebe, seinen Sohn das verwirklichen zu lassen, was sein Wesen ist und fragte nicht: Wie springt für mich etwas heraus?

Und genau darin liegt das Geschenk der Weihnacht.

Musik IV

Ich komme noch einmal zurück zu dem Kinderlied „Morgen, Kinder, wird’s was geben“. Das Lied erinnert an die Sorgen und Mühen der Eltern für ihre Kinder.

Das Weihnachtsfest legt frei, was Gott in Jesus für uns getan hat.

Das Kinderlied erinnert an den Glanz und den Jubel des Festes und lädt zur Freude ein.

Das christliche Weihnachtsfest will tief in der Seele unser Staunen frei legen: Gott ist größer als jede deiner Freuden, die du schon kennst.

Gottes Liebe ist in Jesus tatkräftiger und entschlossener für dich als jede Willensanstrengung, die du unternimmst, um gut zurecht zu kommen.

Jesus breitet tiefere Geschenke in deiner Seele aus, als das Leben in all seinen Höhen und Glückserfahrungen dir bisher beschert hat.

Das anzunehmen, dazu will das Weihnachtsfest Mut machen.

Das zu glauben, gemeinsam zu glauben und zu feiern, diese Lust soll uns morgen erfüllen.

„Heißa dann ist Weihnachtstag!“

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest, wo immer Sie sind und mit wem Sie feiern.

Ich lade Sie ein: Besuchen Sie an Weihnachten mit kindlichem Erwarten und Staunen den Gottesdienst! Beten und singen Sie mit aus vollem Herzen!

Haben Sie wieder Lust auf Weihnachten!

Das wünscht Ihnen

Ihr Helmut Dieser, Bischof von Aachen.

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