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Kirche in WDR 5 | 02.02.2019 | 06:55 Uhr
Laufen und leben
Guten Morgen,
laufen Sie auch gleich durch die frische Luft? Ich bin wie fast jeden Samstagmorgen auf dem Weg in den Blücherpark in Köln Ehrenfeld. Da trainiere ich gemeinsam mit meinem Lauftreff. Am Ende sind es immer so etwa 8-10 Kilometer. Zu Anfang hatte ich ziemlich Mühe durchzuhalten. Es kostete mich Kraft, weiterzumachen. Aber im Ziel angekommen, habe ich mich jedes Mal gut gefühlt. Inzwischen ist mir das Joggen in Fleisch und Blut übergegangen.
Unser Körperbau ist dafür ausgerichtet jeden Tag 15-18 Kilometer zurückzulegen. Laufen ist schon von klein auf im Menschen angelegt. Die ersten Schritte eines kleinen Kindes werden von Eltern besonders festgehalten. Wandern liegt schon lange im Trend und Laufen als Sport erfasst mittlerweile ganze Familien. So drängen sich beim 10 Kilometer Lauf in München im vergangenen Oktober tausende große und kleine Läufer*innen am Start.
Die Sonne lacht vom blauen Himmel, die Stimmung ist fantastisch. Dabei sein ist alles, mitmachen und am Ende die letzte Runde ins Olympiastadion laufen.
Das ist das Ziel. Zeit spielt keine Rolle, es geht um den Spaß, die sportliche Herausforderung.
Sprecher: „Ihr wisst doch: Im Stadion laufen alle Läufer schnell, aber nur einer gewinnt den Preis. Lauft wie der, der ihn gewinnt!“ (1. Korinther 9,24, Basisbibel)
Autorin: Das hat der Apostel Paulus einmal gesagt. Paulus selbst erlebt diesen Wettlauf vor 2000 Jahren in Korinth. Allerdings nicht als Lauf zwischen Sportlerinnen im Stadion, sondern im übertragenen Sinn. Paulus ist nur einer von vielen Predigern in seiner Zeit, die behaupten, sie hätten das wahre Evangelium. Er weiß, er muss gut sein. Muss überzeugen.
Er weiß, dass er die einzig wahre Botschaft hat.
Und er weiß, dass ihm die Leute glauben müssen, sonst war alles vergebens.
Ein Wettkampf um die Wahrheit beginnt. Um den richtigen Glauben. Und jeder möchte der Erste und Beste sein. Darum lauft so, dass ihr den Preis gewinnt, schärft er der Gemeinde ein.
Vielleicht ist das, was Paulus erlebt, vergleichbar mit einem Lauf im Park. Auch wenn es dort nicht um den Sieg geht, so spornt die Konkurrenz untereinander an. Motiviert, zieht mich mit, wenn die Knochen müde werden. Oder lässt mich den einen oder die andere Läuferin auch überholen.
Ein Sinnbild auch für mein Leben und meinen Glauben. Mal bin ich hinten, da läuft's gerade nicht so gut. Mal bin ich erfolgreich, kann andere überrunden, bin ich im Flow, habe einen guten „Run“. Mal stehe ich fest im Glauben, dann zweifle ich und sehne mich nach jemandem, der oder die mich mitzieht.
Wieder ein andres Mal kostet es unendliche Mühe mitzuhalten. Da stolpere ich hinterher, tun mir alle Knochen weh. Oder ich gehöre sogar zu denen, die gar nicht mehr richtig laufen können.
Wie immer die Situation meines Laufs durch das Leben auch ist: Paulus ermutigt mich, nicht aufzugeben. Dran zu bleiben. Mich anzustrengen. Darum: Lasst uns loslaufen. Dem Ziel entgegen.
Ihre Pfarrerin Christiane Neufang aus Köln.
Quelle: Burkhard R. Knipping, Laufen als Übung fur die Spiritualitat, Arbeitshilfe für die Einführung eines Lauf-Treffs, HERAUSGEBER DJK Diözesanverband Köln.