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Das Geistliche Wort | 17.03.2019 | 08:35 Uhr

WoW – Women of Wuppertal – Singen ist Leben

Musik: Chor Salam, Salam

O-Töne: Collage 1

Hamemi ... Syrien

Maria Teresia, Brasil

Frieda Monika, ich komme aus Deutschland…

Musik: Chor Salam, Salam

Autorin: Abidah aus Syrien ist ganz in schwarz gekleidet: mit Kopftuch und langem Rock. Sie blickt ernst und wirkt unsicher. Kein Wunder: In Deutschland ist erst seit kurzem. Das Jobcenter hat sie zu WoW geschickt – den Women of Wuppertal – einem internationalen Chor. Hier treffen sich rund 50 Frauen einmal in der Woche. Neben ihr sitzt Iris – die freundliche Frau, mit blonder Mähne. Sie trägt gerne bunte Farben – am liebsten Wolle – es ist Winter.

Musik: Chor Salam Salam

O-Töne: Collage 2

Türkei

Ich bin die Rita und komme aus Berlin

Italia

Musik: Chor Salam, Salam

Autorin: Maria Teresia aus Brasilien ist trotz lausiger Kälte in Pumps gekommen, ganz Dame, mit Blazer und Bluse. Nicht zu übersehen Chioma aus Nigeria. Sie hat diesen afrikanischen Groove. Wenn sie singt, muss sie tanzen. So wie die Frauen aus Togo und Tansania. Hier bei Wow ist jede Frau willkommen, mit oder ohne musikalische Vorkenntnisse. Gesungen wird in den Sprachen der Frauen – es sind dreißig an der Zahl. Dreißig Sprachen das muss man sich mal vorstellen: Und alle singen auswendig!

O-Töne: Collage 3

Kasachstan

Frankreich

Lima, Peru

Tansania

O-Ton: Wir haben im Moment ein Repertoire von ungefähr 30 Sprachen. Wenn wir also ein Lied aus dem Kongo singen auf Lingala, dann haben wir auf jeden Fall mindestens eine Frau dabei, die diese Sprache sprechen kann; und das Gleiche gilt dann auch für Kurdisch oder Tamil oder Portugiesisch oder Polnisch, Russisch, Balanta.

Autorin: erklärt Hayat Chauoi, die Chorleiterin von Women of Wuppertal – kurz Wow genannt. Und tatsächlich es gibt kein Wort, das diesen Chor treffender beschreiben könnte.

O-Ton: Wir nennen uns ja Women of Wuppertal und betrachten uns als Wuppertalerinnen. Also, das ist Wuppertal. Wir wollen ein Querschnitt unserer städtischen Gesellschaft sein.

Autorin: Auch ich lebe in Wuppertal. Bin sehr berührt, all diese tollen Frauen jetzt kennenzulernen. Mitten unter ihnen zu sein. Ich freue mich, wenn sie mich anlächeln, dass ich eine von ihnen bin, weil wir unter uns sind – wir Frauen. Noch mehr aber staune ich, was dieser Chor bei den Frauen in Bewegung bringt. Und darum soll es heute gehen. Singen bringt uns in Bewegung - sprengt Grenzen – lässt einen über sich selbst hinauswachsen – und fördert Integration. Bei den deutschen Deutschen, den Deutschen mit Migrationshintergrund, den Geflüchteten und den Zugereisten.

Aysel kommt aus der Türkei, zwei Kinder, alleinerziehend, seit dreißig Jahren in Deutschland:

O-Ton: Früher wo ich verheiratet war, war ich immer nur mit Kindern, ich war auch nie weg gewesen und jetzt also durch die Chor habe ich vieles auch gelernt – das ist wirklich auch die Wahrheit – da habe ich gedacht, ich lebe auch noch, da hatte ich Zeit für mich gehabt, ich bin wie eine Blume aufgegangen, hab ich immer öfter mal diese Wort benutzt, sag ich mal.

O-Ton: Chor-Probe: Eins, zwei, drei, vier… Samba Samba ole ole

O-Ton: Mein Name ist Rolid , ich komme aus Jordanien, ich 45 Jahre alt, ich habe ein Kind, mein Sohn ist neun Jahre alt. Ich bin seit acht Jahren in Deutschland.

O-Ton: Rolid singt zu Handy-Musik

O-Ton: Der Chor bedeutet für mich schöne Gefühl. Ich singe gerne auch. Wenn ich singe, mein Gefühl ist sehr schön. Das macht mir starke Charakter auch. Früher habe ich Angst alleine gehen zum Termine immer mit meinem Mann. Aber jetzt ich kann, ich mach` alleine. Alle Termine ich geh alleine jetzt. Das ich habe gelernt starke Charakter von Alpha und beim Chor auch. Das finde ich gut.

Autorin: Der Chor ist ein Baustein des Programms, das der Bildungsträger Alpha für Frauen mit Migrationshintergrund entwickelt hat. Women of Wuppertal - Wow eine Kooperation der Bergischen Musikschule und des Wuppertaler Jobcenters.

O-Ton: Wir machen Bewerbung beim Alpha. Wenn eine Stelle finden, ich arbeite gerne. Ich möchte arbeiten Küchenhilfe; im Krankenhaus oder Altenpflege, Kindergarten, ich koche gerne oder backen, vorbereiten Essen, ich mache gerne,

Autorin: erzählt Rolid. Auch Aysel aus der Türkei will arbeiten – wie die meisten Frauen im Chor.

O-Ton: Ich hab mich auch viel beworben, aber durch die Kinder und diese Uhrzeiten, ist sehr schwer, aber das schaffe ich auch schon. Ich habe vieles geschafft und das werde ich auch schaffen. Ich denke mir mal, dass ich bald mal einen kleinen Job, Mini Job finde.

Musik: Maria singt Solo

Autorin: Auch Maria Hus, 35 Jahre, kommt aus der Türkei. Sie ist seit 15 Jahren in Deutschland und hat drei Kinder.

O-Ton: Ich bin hier hin und sehr viele Sprachen so singen. Für mich ist wirklich Spaß, die andere Sprache so singen. Ich mag das. Mein Kopf ein bisschen so ruhig und ich weiß nicht, Singen ist für mich ein bisschen gut.

Musik: Maria singt Solo

Autorin: Immer wieder hat der Chor auch Auftritte, aber nicht alle Frauen wollen mitsingen. So wie Maria:

O-Ton: Ich bin ein bisschen schüchtern, ich will nicht so singen, aber besuchen, bisschen hören, das ist ok für mich. Mein Mann – ich weiß, er hat nicht mir schimpfen oder so. Mein Mann hat ok sagen, aber ich will nicht.

O-Ton: Wir haben auch Frauen dabei, die eben aus dieser Schweigetradition kommen und da dann die Möglichkeit haben, sich auszudrücken und das befreit; auch wenn sie nicht nachher vielleicht die Konzerte mitmachen, ist es wichtig für mich, dass sie die Möglichkeit haben einer eigenen Entwicklung.

Autorin: Hayat Chaoui ist extrem sensibel im Umgang mit den „Damen“, wie sie ihre Frauen liebevoll nennt. Ihre Eltern kommen aus Marokko. Sie selbst ist in Deutschland geboren. Heute leitet sie die Gesangsabteilung der Bergischen Musikschule. Weil sie arabisch spricht, kommt sie auch schnell in Kontakt mit den arabisch sprechenden Frauen. Sie vertrauen ihr – die Atmosphäre im Chor hat etwas sehr Intimes. Heute wird ein Lied aus Brasilien geübt. Maria Teresia kommt von dort – die Dame mit dem Blazer und den Pumps. Es ist ein Liebeslied – und deshalb unverfänglich.

O-Ton: Chorprobe: Nur hören...

O-Ton: Wir müssen über die Inhalte sprechen und das Schöne ist natürlich, dass egal woher so ein Lied kommt, viele Themen doch allen gemeinsam sind.

Also, ganz einfach beispielsweise die Liebe. Es ist egal, ob ich jemand in Südamerika liebe oder in Indien. Das Thema ist allgemeingültig, also können wir alle darüber sprechen. Das Gleiche gilt für Unterdrückung. Das kann es in Nordamerika geben oder in Südspanien oder sonst wo auf der Welt. Ja, man kann dann gemeinsam darüber reden, diskutieren und dann diese Lieder sich aneignen, so dass sie nachher auch zu einem selbst gehören.

Autorin: Das Konzept ist genial. Es geht um Integration, aber es sind nicht die Deutschen, die die Frauen aus fernen Ländern in irgendetwas hineinintegrieren. In das was angeblich deutsch ist. Es geht darum, sich gegenseitig zu integrieren, in die jeweilige Kultur der anderen. Christinnen, Jüdinnen, Muslima, Hindu, Atheistinnen. Über die Sprache- das gemeinsame Singen – das Unvorstellbare möglich zu machen: Liebes- und Protestlieder zu singen, aber auch Weihnachtslieder, in Sprachen, die man nicht spricht – nie sprechen wird. Es geht um etwas Gemeinsames. Um einen Ort, an dem etwas Neues geschaffen wird- eine neue Heimat für alle. Kein Wunder, dass der Chor für den Nationalen Integrationspreis der Bundeskanzlerin nominiert wurde. Was Chorleiterin Hayat Chaoui von den Frauen erwartet:

O-Ton: Wichtig ist, dass die Frauen, die hierher kommen nicht nur rückwärts- gewandt sind und vielleicht die Vergangenheit nostalgisieren, sondern dass sie auch bereit sind, durch dieses gemeinsame Singen eine neue Heimat – und sei es für eine Stunde in der Woche – aufzubauen.

Autorin: Nur wir alle gemeinsam können es schaffen, die Sache mit der Integration, wenn wir uns füreinander interessieren, für die Sprache der Anderen, ihre Lieder, die Art und Weise, wie sie sich darstellen, was sie denken, fühlen und glauben. Und das ist schwer. Daraus macht auch die Chorleiterin Hayat Chaoui kein Geheimnis:

O-Ton: Was ich von den Frauen gelernt habe und was ich immer noch lerne ist Geduld und manchmal auch an meine eigenen Grenzen zu kommen. Natürlich halte ich mich für einen toleranten Menschen und auch einen offenen Menschen, aber es gibt immer wieder Situationen, in denen ich mich selbst überrasche und mit meinen eigenen Vorurteilen noch mal ins Gericht gehen muss. Aber ich glaube, dass das für alle Menschen gilt.

Autorin: Sich selbst überraschen: Ich habe mich selbst überrascht, denn ich singe jetzt mit bei WoW, obwohl ich gar nicht singen kann. Ich werde aber getragen von all den anderen, einer Gemeinschaft von Frauen aus dreißig Ländern, unterschiedlichen Glaubens, die darauf vertrauen, dass das gemeinsame Hören und Singen stärker ist, als alles Trennende. Mich als Christin hat dieser interreligiöse Chor überzeugt. Singen kann einen in Bewegung bringen – versuchen Sie es doch auch einmal.

Es grüßt sie Sabine Steinwender-Schnitzius aus Wuppertal.

Musik: Track 1 Ya Mariam von CD 1 “Salam”, Interpretin:Hayat Chaoui, Komponist: Traditional, Textdichter: unbekannt, LC-Nr.: Eigenproduktion Jazz Formation Ufermann, Vertrieb: Erhard Ufermann, GEMA: Erhard Ufermann 819699.

Musiklänge: 3:38

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