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Kirche in WDR 5 | 03.06.2019 | 06:55 Uhr

Die Zärtlichkeit Gottes

Guten Morgen!

Die Nacht war kurz. Müde stehe ich auf. Doch schon bald spüre ich, wie das Wasser der Dusche auf meine Haut trifft; wie wohltuend sich das am Morgen anfühlt. So eine Dusche weckt meine Lebensgeister.

Unsere Haut ist unser größtes Sinnesorgan.

Und gerade mit diesem Sinnesorgan, mit unserer Haut haben wir ein besonderes Gespür für Zartheit, für Zärtlichkeit. Was für einen Unterschied macht es, ob uns ein anderer grob anfasst oder ob uns jemand zärtlich berührt. Es ist kein Zufall, dass gerade das Wort „berühren“ diesen doppelten Klang hat. Es kann sich auf unsere Haut beziehen und auf das, was eher unser Innerstes betrifft. Auch da kann uns etwas berühren: etwas, das uns jemand sagt; die Musik, die wir hören; etwas das unsere Augen sehen.

Doch Zartheit hat keine Hochkonjunktur. Im Gegenteil: Der Umgang miteinander wird immer grober, der Ton immer rauer - in den Sozialen Medien zum Beispiel bis hinein in die Politik. Die Sprache verroht manchmal auf schlimme Weise. Und zart besaitet zu sein gilt vielen geradezu als eine schlechte Eigenschaft. Dabei bedeutet Zartheit noch viel mehr, wie der Blick ins Wörterbuch verrät: Es bedeutet, mit Feingefühl und Taktgefühl miteinander umgehen, Behutsamkeit an den Tag legen. Für mich ist Zartheit eine Stärke.

Gott selbst zeigt sich in der Bibel immer wieder von einer zarten und sanften Seite. Einmal wird der Prophet Elia von Gott auf einen Berg geführt. Und er darf erleben, wie Gott vorübergeht. Gewaltige Naturereignisse geschehen: Sturm, Erdbeben, Feuer – aber in diesen Naturgewalten, da ist Gott nicht. Erst als Elia ein „stilles, sanftes Wehen“, einen zarten Wind vernimmt, da spürt er auf einmal die Nähe Gottes.

Die Zärtlichkeit Gottes zeigt sich in vielfältiger Weise: Sie begegnet den Menschen in Jesus von Nazareth. Der trifft einmal auf viele Kinder. Ihre Anwesenheit empfinden die anderen als störend. Jesus aber legt ihnen die Hand auf, er nimmt sie in den Arm. Andere Male kreuzen Kranke seinen Weg. Sie haben Aussatz oder Lepra wie man heute sagen würde. Alle halten sich von ihnen fern; sie zu berühren unvorstellbar. Aber Jesus rührt sie an. Und die Berührung macht sie gesund.

Diese Zartheit Gottes spricht mich an. Sie weckt Sehnsucht in mir. Nach neuem Leben. Dass das Erstarrte zu neuen Leben erwacht. Dass das Harte sich doch noch erweichen lässt. Die Zartheit Gottes bestärkt mich darin, in groben Zeiten es immer wieder mit Zartheit zu versuchen.

Sie bestärkt mich darin, behutsamer mit anderen und mir selbst umzugehen. Die Zartheit Gottes lehrt mich, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, wo die Fronten verhärtet sind. Sie macht mir Mut der Freundlichkeit und Menschenliebe eine Chance zu geben.

Der Theologe und Arzt Albert Schweitzer hat diese Menschenfreundlichkeit in besonderer Weise versucht zu leben. Er hat sich den Menschen in Not zugewandt. Er hat einmal gesagt: „Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir es nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind.“ (1) Jetzt ist die Zeit sie zu wagen, die Herzlichkeit, die in mir ist. Diesen Mut zur Herzlichkeit, den möchte ich mitnehmen in diesen Tag und Gottes Zärtlichkeit und Zartheit in meinen Worten und Taten.

Es grüßt Sie, Landessuperintendent Dietmar Arends aus Detmold.



( 1 ) Albert Schweitzer, Aus meiner Kindheit und Jugendzeit (1926), 2006, Verlag, Ort, S. 77.





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