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Das Geistliche Wort | 26.04.2020 | 08:40 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

Der Herr ist mein Hirte

Sprecherin:

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser (Ps 23)


Autor:

Ein Gebet. Psalm 23. Diese Worte sind mir seit gefühlten Ewigkeiten vertraut. Doch ich höre sie immer wieder gern. Sie lösen in mir ein besonderes Gefühl aus. Es ist ein Gefühl der Ruhe, Entspannung, Erholung. Ja, manchmal denke ich: wie im Urlaub, aber eigentlich noch viel schöner.

Vor meinem inneren Auge sehe ich die grünen Auen, und es kommt mir vor, als könnte ich die saftigen Wiesen schmecken. Beim Einatmen nehme ich den Duft der Natur wahr. Reine Luft! Ich spüre wirklich den Frühling. Ich höre das Wasser plätschern. Eine Idylle! So müsste es immer sein, mir fehlt es an nichts. Das ist mehr als Urlaub, das ist Wellness pur. Das ist wirklich Wohlbefinden, mir geht es gut, an alles ist gedacht, ich brauche mich um nichts kümmern. Ja, der Herr ist mein Hirte, er kümmert sich um alles. Er schenkt mir ein Gefühl der völligen Zufriedenheit. Er sorgt dafür, dass ich nicht auf dem Trockenen sitze. Das Wasser, zu dem er mich führt, ist nicht nur einfach ein Badestrand oder irgendein Spaßbad. Dieses frische Wasser ist wirklich Balsam für die Seele.


Sprecherin:

Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.


Autor:

Ich kann nicht immer blühende Landschaften im Leben erwarten. Es gibt Zeiten, da scheint die Sonne keine Kraft zu haben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es nicht mehr weiter geht. Wenn eine schwere Entscheidung ansteht. Wenn da plötzlich eine ernste Krankheit auftaucht. Ich sehe die Hand vor Augen nicht und weiß nicht mehr wo es lang geht. Das finstere Tal ist keine altertümliche Dichtung, das kann schneller zur Realität werden, als ich bis drei zählen kann. Wie gut ist es, wenn ich da jemanden an meiner Seite habe, der mir zeigt, wo es lang geht. Jemanden, der selbst möchte, dass ich den richtigen Weg einschlage, dem es nicht egal ist, wo ich lande, der mir hilft, dass ich an ein Ziel komme.

Die Worte aus Psalm 23 zeigen mir: Ja, da ist jemand, der wie ein guter Hirte für seine Schafe sorgt. Der sie mit seinem Stecken befreit, wenn sie sich im Dickicht verfangen haben, der mit seinem Stock wilde Tiere vertreibt, damit sie mir nichts anhaben können.


Musik 1:
Erwachen heiterer Empfindungen auf dem Lande

Titel:
Symphonie No. 6 op. 68 „Pastorale“, Erwachen heiterer Empfindungen auf dem Lande, Allegro ma non troppo, CD: Karajan, Berliner Philharmoniker, Beethoven 9 Symphonien Ouvertüren: Track 5/Disk 4; Musik: Ludwig van Beethoven; Label: Deutsche Grammophon; LC: 0173


Autor:

Ludwig van Beethoven, Symphonie Nr. 6, die sogenannte Patorale. „Pastor“ heißt „Hirte“.

Jesus hatte die Worte vom Guten Hirten aus dem 23. Psalm im Herzen, wie so viele andere Worte aus der hebräischen Bibel, seiner heiligen Schrift. Manchmal füllte er sie ganz neu mit Leben, und zeigte den Menschen, was er von Gott zu sagen hatte – und von sich selbst.


Sprecherin:

»Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ist bereit, für seine Schafe zu sterben.
12
Einer, dem die Schafe nicht selbst gehören, ist kein richtiger Hirte. Darum lässt er sie im Stich, wenn er den Wolf kommen sieht, und läuft davon. Dann stürzt sich der Wolf auf die Schafe und jagt die Herde auseinander.
13
Wer die Schafe nur gegen Lohn hütet, läuft davon; denn die Schafe sind ihm gleichgültig. (Joh 10)


Autor:

Hirten standen zur Zeit Jesu am Rand der Gesellschaft. Von diesem Beruf konnte man nicht reich werden. Jeder Tag war ein Tag im Kampf um das tägliche Brot. Vielleicht gehörten die Hirten deshalb zu den ersten, die von der Geburt des Gottessohnes erfuhren und die Nachricht davon verbreiten sollten. Eine gute Nachricht für die Armen, für die Menschen, die am Rand stehen. „Ich bin der gute Hirte“, sagt der erwachsene Jesus und zeigt damit, dass er mehr ist als nur ein normaler Mensch. Er ist ein Mensch, dem die anderen Menschen ans Herz gewachsen sind, der sich für sie einsetzt, und für sie sogar sein Leben gibt.


Seine Beschreibung eines Hirten, der seine Schafe im Stich lässt, ist heute noch aktuell. In meiner Nähe werden städtische Wiesen regelmäßig von Schafherden abgegrast. Das ist ökologisch, die Tiere haben natürliche Nahrung, und für die Anwohner ist es ein idyllisches Bild. Das Areal ist eingezäunt, und irgendwo hängt ein Schild, auf dem für Notfälle die Handynummer des Hirten steht. Normalerweise geht auch alles gut. Aber einmal hat über Nacht der Zaun nicht gehalten und einige Schafe sind von der Wiese gelaufen, bis sie auf einer Schnellstraße überfahren wurden.


Diese Schafe waren auf sich allein gestellt. Heutzutage ist es wahrscheinlich billiger, ab und zu den Verlust einiger Tiere zu verschmerzen, als den Hirten auf der Weide übernachten zu lassen. Jesus stellt solche wirtschaftlichen Berechnungen nicht an. Jedes einzelne Mitglied seiner Herde ist für ihn unermesslich wertvoll. Er setzt sich dafür ein, dass jedes sicher leben kann, und dazu noch mehr:



Sprecherin:

Ich bin der gute Hirte. Ich kenne meine Schafe und sie kennen mich,
so wie der Vater mich kennt und ich ihn kenne. Ich bin bereit, für sie zu sterben.
Meine Schafe hören auf mich. Ich kenne sie und sie folgen mir.

Ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden niemals umkommen. Niemand kann sie mir aus den Händen reißen. (Joh 10)


Autor:


Und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar,“
heißt es noch in Psalm 23. Mancher wird damals bei diesen Worten gedacht haben: Ich bleibe beschützt mein Leben lang. Jesus füllt den alten Psalm vom guten Hirten mit neuem Leben: Wer auf ihn hört, erfährt nun, dass sein Leben gar kein Ende haben muss. Jesus schenkt ewiges Leben.

Die Jünger, die diese Worte zuerst hörten, konnten das noch nicht verstehen. Und auch für mich ist es immer wieder eine Herausforderung, diesen Worten zu folgen, und ihnen immer wieder Glauben zu schenken. In diesen Worten wird das Ostergeschehen weitergedacht. Jesus, der Gute Hirte, hat sein Leben eingesetzt, damit seine ihm anvertraute Herde neues ewiges Leben erhält. Das ist einer der wesentlichen Inhalte des Osterfestes. Das ist das große Angebot des Glaubens. Dieses Angebot bleibt ein Geheimnis, aber es eröffnet mir eine wundervolle Zukunft.


Musik 2:
Szene am Bach

Titel:
Symphonie No. 6 op. 68 „Pastorale“, Szene am Bach, Andante molto mosso, CD: Karajan, Berliner Philharmoniker, Beethoven 9 Symphonien Ouvertüren: Track 6/Disk 4; Musik: Ludwig van Beethoven; Label: Deutsche Grammophon; LC: 0173

(2:22-1:23)


Autor:

Als sprachliche Bilder und Symbolfiguren tauchen Hirten und Schafe in der Bibel immer wieder auf.

Eine der bekanntesten Geschichten des Neuen Testamentes ist das Gleichnis vom verlorenen Schaf:


Sprecherin:

»Stellt euch vor, einer von euch hat hundert Schafe und eines davon verläuft sich. Lässt er dann nicht die neunundneunzig allein in der Steppe weitergrasen und sucht das verlorene so lange, bis er es findet?
Und wenn er es gefunden hat, dann freut er sich, nimmt es auf die Schultern
und trägt es nach Hause. Dort ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: 'Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!'

Ich sage euch: Genauso ist bei Gott im Himmel mehr Freude über einen Sünder, der ein neues Leben anfängt, als über neunundneunzig andere, die das nicht nötig haben.« (Lk 15)


Autor:

Manchmal braucht jemand, der Probleme hat, mehr Zuwendung als andere, bei denen alles seinen Gang geht. So deute ich diese Geschichte vom verlorenen Schaf.

Aber etwas, das scheinbar so einfach ist, wirft an anderer Stelle neue Fragen auf. Da überlegen sich die einen, was passierte wäre, wenn die neunundneunzig Schafe auch noch weggelaufen wären. Die anderen, fragen sich, warum sie überhaupt Teil einer Herde sein sollen.


Ein Bilderbuch für Kinder hat da ein ganz anderes Bild von einem Schaf als Teil einer Herde gezeigt. Es ist das Schaf Charlotte. Anu Stohner und Henrike Wilson beschreiben in ihrem Buch ein Schaf, das regelmäßig die eingetretenen Pfade seiner Herde verlässt. Es klettert auf Bäume, schwimmt durch Bäche und besteigt nachts einen Berg, um den Mond zu sehen. Die anderen Schafe erdulden seine Eskapaden, befürchten aber Schlimmes. Eines Tages verknackst sich der Hirte sein Bein. Das Schaf Charlotte ist das einzige, das mutig genug ist, Hilfe herbeizuholen, und alles wird wieder gut.


Für mich ist diese Geschichte die moderne Deutung der biblischen Symbole von Hirten und Schafen. So kann in einer Herde auch Platz für Individualisten sein. Es müssen nicht alle über einen Kamm geschoren werden, jemand kann ungewöhnliche Wege gehen und doch nicht verloren gehen.

Und wer sich was traut, kann auch eine wichtige Aufgabe für die ganze Gemeinschaft übernehmen, die der ganzen Herde zu Gute kommt. Die Aufgabe des Hirten.


Für mich hilft so eine Geschichte, das Bild vom Hirten und von den Schafen in unserer Zeit lebendig zu halten. Für den Guten Hirten Jesus Christus ist jedes Schaf gleich wichtig. Er nimmt sich Zeit für das verlorene, und weiß die neunundneunzig anderen dennoch in Sicherheit. Er ist ein Hirte, der sein Leben einsetzt, um das Leben jedes Einzelnen zu bewahren, sogar über den Tod hinaus.


Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar,
heißt es am Ende von Psalm 23.


In der Herde dieses Guten Hirten fühle ich mich von ganzem Herzen wohl und geborgen und beschützt.


Es grüßt Sie Pfarrer Michael Nitzke aus der Ev. Philippusgemeinde Dortmund.
Und Ludwig van Beethoven grüßt mit der „Szene am Bach“ aus seiner Pastorale. Ob an dem Bach ein paar Schafe grasen mit einem Hirten in der Nähe? Wer weiß...


Musik 2:
Szene am Bach



Redaktion:
Landespfarrer
Dr. Titus Reinmuth



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