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Ostern - Grund zu lachen.

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Das Geistliche Wort | 12.04.2020 | 08:40 Uhr

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Ostern - Grund zu lachen.

Autorin: Lachen ist gesund. Es setzt Glückshormone frei.
Kinder beherrschen diese Kunst am besten, sie lachen um die 400 x am Tag.
Gesundheitsexperten sagen, Erwachsene lachen zu wenig, im Schnitt kommen sie nur auf 15 Lacher am Tag. Dabei seien schon zwei Minuten Lachen für Körper und Geist genauso gesund wie 20 Minuten Joggen.

Heute haben wir etwas zu lachen.
Denn heute ist Ostern.
Grund zur Freude.
Wir Christen feiern das Leben, freuen uns an Gott und seiner Liebe, die stärker ist als der Tod, stärker als Trauer und Tränen, als Angst und Sorge.

Sprecherin: Cornelia Elke Schrax
(Text 1)
Lass dich fallen
in den segen des himmels
lass dich bergen
von den armen der hoffnung
lass dich tragen
vom aufwind der liebe.

Brich auf ins gelobte land
in dem die milch des friedens
und der honig der stille
fließen

Der dich schuf
ist dir nah.


Autorin: So die Schriftstellerin Cornelia Elke Schray.
Es kommt mir so vor, als versuche mit ihren Worten das Geheimnis von Ostern neu zu beschreiben:
Gott ist uns nah mit seinem Licht, mit seiner Liebe, mit dem Segen des Himmels.

Wir brauchen nicht zu verzweifeln - selbst in Zeiten wie diesen, wo viele Ängste und Sorgen uns belasten: Wir dürfen hoffen.
Gott lässt uns und diese Welt nicht im Stich.
Er will, dass wir leben und Leben erhalten.

Wir können mutig in jeden Tag gehen - mit seiner Kraft.


Ostern: Christus ist auferstanden. So überliefern es die biblischen Texte.

Diese drei Worte sind in die Geschichte eingegangen: Christus ist auferstanden.
Aber: Was für eine Behauptung!
Was für ein Rätsel! Was für ein Geheimnis bis heute!
Denn auch die biblischen Geschichten deuten das Geschehen nur an, sie erzählen längst nicht alles.
Im Evangelium von Lukas zum Beispiel lesen wir Folgendes:

Sprecher: Lukas 24, 1-6 (Basisbibel)


"Der Sabbat war vorüber.

Gleich als der Morgen dämmerte, gingen die Frauen zum Grab.
Sie brachten die wohlriechenden Öle mit,

die sie vorbereitet hatten.

Da entdeckten sie, dass der Stein vom Grab weggerollt war.
Sie gingen in die Grabkammer.
Doch sie konnten den Leichnam von Jesus nicht finden.
Dann, während sie noch überlegten,
was sie von alldem halten sollten - sieh doch:
Da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen.
Die Frauen erschraken und hielten den Blick gesenkt.
Die beiden Männer sagten zu ihnen:
Warum sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier,
Gott hat ihn vom Tod auferweckt."


Autorin: Jesu Auferstehung von den Toten - wie haben wir uns das vorzustellen?
Die Erzählung lässt das eigentliche Geschehen im Dunkeln.
Der Leichnam Jesu wird vom Kreuz genommen, ins Grab gelegt.
Das Grab wird mit einem schweren Stein verschlossen.
Die Nacht bricht herein. Dunkelheit, Trauer, Stille, Angst. Ein Tag vergeht.
Als am frühen Morgen des dritten Tages die ersten Strahlen der Sonne zu sehen sind, eilen einige Frauen mit ihren Salben zum Grab.
Was sie dann entdecken, ist kaum zu glauben und erst recht nicht zu verstehen: Der schwere Stein ist weggerollt. Das Grab ist leer.
Die Frauen erstarren: Was war in der Nacht geschehen? Wer hat den Stein bewegt? Wieso ist das Grab leer? Wo ist Jesus, wo ist sein Leichnam geblieben?
Die Erzählung schweigt.

Dann ein großes Licht, Gestalten und eine Stimme: "Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, Gott hat ihn vom Tod auferweckt."
Unglaubliche Worte.
Nach und nach erreicht die Nachricht alle Freunde und Freundinnen Jesu
Sie bricht sich Bahn, wie das Licht am frühen Morgen.
Wie die Strahlen der Frühlingssonne an einem Tag im April.
Wie das mitreißende Lachen eines Kindes. Die Trauer verwandelt sich, die Lähmung weicht.
Menschen kommen in Bewegung. Beginnen zu hoffen, zu lachen, zu träumen.
Die unglaublichen Worte werden zur Gewissheit.
Nichts ist verloren.
Bei Gott ist alles möglich.
Christus ist auferstanden. Wahrhaftig auferstanden.
Ostern.

Musik 1: Titel: By the sea, Interpret: Eleni Karaindrou, CD: Eternity And A Day, Label: ? 1998 ECM Records GmbH, under exclusive license to Deutsche Grammophon GmbH, Berlin; LC: 00173. (ca. 0:00-0:38)


Autorin: Heute ist Ostern. Christus ist auferstanden.

Freude, Licht und Lachen.

Oft schon haben mich Menschen gefragt, warum in unseren Kirchen von Ostern so wenig zu sehen ist. Stattdessen immer und überall ein Kreuz oder auch gleich mehrere:
Symbol für das Leiden, das qualvolle Sterben, das Unrecht, den Tod.
In der Tat: Gerade in der evangelischen Kirche war Karfreitag lange der wichtigste Feiertag. Jesus leidend am Kreuz, verworfen, verlassen, verachtet - Jesus der Schmerzensmann. Der Sohn Gottes an der Seite der Leidenden. Solche Bilder finden wir zuhauf in unseren Kirchen.
Ostern verblasste dagegen. Jesus, heiter und gelöst, mit einem Lächeln ... unvorstellbar.


Ich war wie geplättet, als ich vor einigen Jahren im Kloster Wienhausen bei Celle war.
Dort findet sich Christus, der Auferstandene, mit einem Lächeln um den Mund.
Kaum mehr als ein Meter groß ist diese Figur aus dem 13. Jahrhundert.
Der Auferstandene in feinem gold-rotem Gewand thront aufrecht auf seinem Sarg, die Beine locker übereinander geschlagen. Die vier Wundmale an seinen Händen und Füßen wirken wie kleine rote Flammen der Ostersonne. Die Soldaten hocken matt und müde in den Ecken. Ihre Macht ist gebrochen. Denn Auferstandene überstrahlt alles.
Jesu Gesicht ist lichtüberflutet, befreit, erlöst.
Das feine, heitere Lächeln um seinen Mund steckt an:
Das Leben ist gut, Gott ist groß, die Zukunft ist offen. Die Macht des Todes gebrochen.

Diesem Auferstandenen glaube ich das.

Ein echtes Osterbild. Fast 750 Jahre alt.


Musik 2: Titel: Craco, Interpret: Hauschka, CD: Abandoned City, Label: ? 2014 City Slang, LC: 06853. (ca. 1:11-1:43)

Autorin: Karfreitag und Ostern, Kreuz und Auferstehung, die Trauer und das Lachen.
Historiker vermuten: Die ersten Anhänger Jesu wollten ihn nicht zu menschlich erscheinen lassen. Deshalb wurde Jesus nur selten heiter oder gar lachend dargestellt.
So war der Kirchenvater Johannes Chrysostomos, der im dritten Jahrhundert nach Christus lebte, wie viele andere davon überzeugt, dass Christus nie gelacht habe.

Solche und ähnliche Gedanken finden sich von der Spätantike durch viele Jahrhunderte hindurch. In der heiligen Regel des Benedikt, die er 540 verfasste um das Zusammenleben im Kloster im regeln, heisst es in Kapitel 7: „Der Mönch ist nicht leicht und schnell zum Lachen bereit, steht doch geschrieben: der Tor bricht in schallendes Gelächter aus.“ (Text 2)
Hier und da versuchten Kirche und manche Ordensgemeinschaften sogar, das Lachen durch Verbote und Strafen zu unterdrücken.
Ab dem elften Jahrhundert entwickeln Dominikaner und Franziskaner plötzlich Unterschiede zwischen moralisch gutem und schlechtem Lachen. Sie erfinden feste Regeln, wann und warum gelacht werden darf.
Der Spaß bekommt einen festen Platz.
Er wird zur Ausnahme von der Regel – zum Beispiel im Karneval.
Während der Fastnacht durfte das Volk sogar Scherze über Gott machen.
Ein anderer Platz für das erlaubte Lachen war in der Osterliturgie, das Osterlachen. Der Pfarrer sollte die Gemeinde durch gezielte Scherze in der Messe zum Lachen bringen.
Damit haben die Menschen die Trauer der Passionszeit vertrieben.


Sprecher: "Gott hat kein Gefallen an der Traurigkeit des Geistes, sondern will, dass wir in ihm sollen fröhlich sein. Darum hat er auch seinen Sohn nicht gesandt, dass er uns betrübe, sondern fröhlich mache." (Text 3)

Autorin: So Martin Luther, der bekanntlich das gesellige Zusammensein liebte und kein Kind der Traurigkeit war. Gott will unsere Fröhlichkeit, meint der Reformator. Jesus will unser Herz nicht beschweren, nicht betrüben, sondern erfreuen und erhellen.

Aber das Lachen, die Freude - man kann sie doch nicht erzwingen!
Wohl aus diesem Grunde wurde das Osterlachen als fester Tagesordnungspunkt im Gottesdienst im 19. Jahrhundert wieder abgeschafft.
Denn niemand kann lachen, wenn das Leben zum Weinen ist.
Auf Knopfdruck fröhlich sein, nur weil gerade mal Ostern ist.
Denn Leid und Elend, die Sorgen und Ängste, … es gibt sie nun mal. Sie sind real.
Wir erleben das in diesen Wochen ganz neu.

Vielleicht geht es um eine Haltung. Eine vom Osterlicht geprägte Haltung zum Leben.
Hoffnungsvoll und humorvoll.
Hoffnungsvoll, weil die Ostergeschichte uns auch heute noch sagt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Gott verwandelt. Tränen werden getrocknet. Was erstarrt ist, bricht auf.
Die meisten haben sie schon erlebt...diese kleinen Auferstehungen mitten am Tage. Vor unseren Augen. Wenn eine völlig verfahrene Situation sich doch noch löst. Wenn Trauer sich langsam verwandelt und die Lebensfreude zurückgekehrt. Wenn lähmende Angst uns verlässt. Wenn ein Gebet erhört wird. Wenn der Segen Gottes mir im Gesicht geschrieben steht und ich vor Glück kaum an mich halten kann. Wenn das Lachen mich überfällt und mein Herz offen und weit ist.

Eine von Ostern geprägte Lebenshaltung - hoffnungsvoll und auch humorvoll.
Gott freut sich an mir, so wie ich bin. Und Gott macht neue Anfänge möglich. Immer wieder. Für mich. Meine Macken, meine Fehler, meine Pannen...ich soll an ihnen nicht zerbrechen. Wenn ich mal stolpere, wenn ich mal scheitere...ich darf trotzdem lachen. Die Welt geht davon nicht unter.
"Vergnügt, erlöst, befreit" - so hat es der Kabarettist Hans Dieter Hüsch beschrieben:

Sprecher:
(Text 4)
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.

Was macht, dass ich so fröhlich bin in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze hier und her
vom Kindbett bis zur Leich.

Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.

Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.

Ich bin vergnügt, erlöst, befreit
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.

Musik 3: Titel: Encore, Interpretin: Carolin No, Komponist: Andreas Obieglo, CD: Ehrlich gesagt, Label: FUEGO, LC: 08823 (0:00- …)

Autorin (evtl. overvoice über die begonnene Musik)
Christus ist auferstanden. Des wollen wir alle Fröhlich sein - so ein altes Kirchenlied.
Das ist Ostern.
Wenn die Güte Gottes uns im Gesicht geschrieben steht.
Trotz aller Ängste und Sorgen.
Wenn wir aufrecht und mutig durch unseren Alltag gehen.
Trotz mancher Unsicherheiten.
Wenn wir vergnügt stolpern und trotzdem lachen.
Wenn Sonne und Licht unsere Wunden überstrahlen.
Wenn Gott, der uns schuf, ganz nahe ist.

Ein frohgemutes Osterfest wünscht Ihnen Pfarrerin Antje Rösener –
aus Hattingen an der Ruhr.

Musik 3: Carolin No: Encore (auf Schluss)


Quellen:

Text1:
Zuversicht. Sieben Wochen ohne Pessimismus. Fastenkalender der Evangelischen Kirche 2020, hrsg. vom GEP gGmbH, Frankfurt 2019; www.corneliaelkeschray.de

Text 2:
http://www.benediktiner.de/index.php/die-geistliche-kunst-2/die-demut/298-regula-benedicti-kapitel-7.html

Text 3:
Martin Luther, Außlegung der Epistel St. Pauli an die Galater mit zweyen Vorreden, Frankfurt und Leipzig 1737, S. 625 (Im Internet zu finden)
https://books.google.de/books?id=59JIAAAAcAAJ&pg=PA625&lpg=PA625&dq=Gott+hat+keinen+Gefallen+an+der+Traurigkeit+des+Geistes+Martin+Luther&source=bl&ots=aChK_eSv7T&sig=ACfU3U0wHU2XhB4ySf1igl1PDcyU0lxGiw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjV08GP4KboAhXFRBUIHWiTC8EQ6AEwBXoECAkQAQ#v=onepage&q=Gott%20hat%20keinen%20Gefallen%20an%20der%20Traurigkeit%20des%20Geistes%20Martin%20Luther&f=false

Text 4:
Hanns Dieter Hüsch: Das Schwere leicht gesagt, Düsseldorf 1991, S.45


Redaktion: Pfarrer Dr. Titus Reinmuth

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