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Kirche in WDR 5 | 06.06.2020 | 06:55 Uhr

So Gott will und wir leben

In der Familie meiner Großmutter gab es eine Tradition.

Wenn sie zu einem Fest einluden, wenn sie Ereignisse und Zusammenkünfte in der näheren oder ferneren Zukunft planten, versahen sie die entsprechenden Briefe oder Kartengrüße mit dem Zusatz: „Sub conditione Iacobaea“. Das ist Lateinisch. Übersetzt: „Unter der Bedingung des Jakobus“

Manchmal flochten sie es kunstvoll in die Einladung ein, manchmal stand es ganz klein unten drunter. Das hat mich als Kind allein deshalb fasziniert, weil ich es nicht verstand. Die lateinischen Worte klangen für meine kindlichen Ohren wunderbar geheimnisvoll. Und gelehrt. Als ich später wusste, was sie bedeuten, blieben sie dennoch besonders.

„Sub conditione Iacobaea“, „Unter der Bedingung des Jakobus“:

So planten meine Vorfahren ihre Zukunft. Und mit dieser Bedingung meinten sie das, was in der Bibel im Jakobus-Brief zu lesen ist: „So Gott will und wir leben“ steht da. (Jakobus 4,15)


Noch heute laden wir einander in der Familie zu größeren Ereignissen so ein. Manche finden: Ein schrulliger alter Zopf. Aber mir ist es liebgeworden. Eine Lebenshaltung drückt sich darin aus.

So Gott will und wir leben.

In diesen Worten steckt die Einsicht: Wir haben unsere Zeit nicht selbst in der Hand. Was morgen sein wird und übermorgen; was die nächsten Wochen und Monate bringen werden: Wir wissen es nicht mit Sicherheit.

Wir tragen Verantwortung, müssen entscheiden, planen, handeln, in die Wege leiten. Wir können und wissen erstaunlich viel. Hier und da mehr, als uns gut tut. Doch das Wesentliche – das Leben selbst – liegt nicht in unserer Macht.

Diese Erkenntnis rückt uns seit Monaten beklemmend nah auf den Leib.

Sie kann komplett verunsichern und uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Davon haben wir gerade eine Menge gespürt.

Sie mag auch heilsam entlasten: Von der Illusion, wir könnten und müssten alles allein schaffen. Von dem Wahn, wir könnten mit unserem Wissen alles durchdringen und ergründen.


Stattdessen: So Gott will und wir leben.

Was für ein Vertrauen!

Kein blindes Schicksal treibt mit uns sein unheimliches Spiel.

Was ist und was wird, steht in Gottes Hand.


Diese Gewissheit vertreibt nicht alle Angst. Sie beantwortet erst recht nicht jede Frage. Im Gegenteil: Manche Frage bohrt jetzt erst so richtig. Weil mir in meinem Gottvertrauen zugleich deutlich wird: Gott bleibt in seiner unerschütterlichen Liebe und Treue zugleich unerklärlich und unbegreiflich für mich, manchmal auch unheimlich.

Gerade deshalb klammere ich mich daran: In allem, was wir nicht machen und nicht wissen und nicht planen können, steht ein helles Oberlicht offen. Ein lichtes Einfallstor für ungeahnte Möglichkeiten; für eine lebendige Kraft, die über menschliches Vermögen hinausgeht. Solche Hoffnung macht hellwach. Sie nährt das Herz und beflügelt den Verstand. Im besten Fall hilft sie zu einem Mut, der etwas riskiert und doch nicht fahrlässig ist.

So Gott will und wir leben: Solche Haltung brauchen wir jetzt.

Nötiger denn je.


Aus Bielefeld grüßt Sie Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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