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Kirche in WDR 5 | 11.12.2020 | 06:55 Uhr

Die Steppe wird blühen

Guten Morgen und herzlich willkommen!

Frederick ist die Hauptfigur in einer Kindergeschichte von Leo Leonni*, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Frederick ist eine Feldmaus.

Frederick hatte im Herbst, als die anderen Mäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh sammelten für den Wintervorrat, nur so herumgesessen. Auf die vorwurfsvollen Fragen, warum er denn nicht mitarbeiten würde, antwortete er: Ich arbeite doch. Ich sammle Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Denn der Winter ist kalt, dunkel, grau und lang. Und später, mitten in dem langen kalten Winter erzählt Frederick von seinen Vorräten: er erinnert die Mäuse an die wärmende Sonne und die bunten Farben der Blumen. Und seine gesammelten Wörter werden zu lustigen Gedichten, die die Mäuse zum Lachen bringen. Sie erinnern sich an die Sonnenstrahlen, und spüren, dass es in ihrem Herzen warm wird. So überstehen sie die kalten Wintertage. Sie wissen auch: Irgendwann wird es wieder Sommer.

Ich mag die Geschichte, weil ich das auch genau kenne: Ich muss mich an gute Zeiten erinnern, um schlechte besser zu ertragen. Am Schreibtisch mache ich dann zum Beispiel für eine Minute die Augen zu und erinnere mich an Bilder, Gerüche und Temperaturen aus dem letzten Sommerurlaub – das gibt mir etwas Energie für den Tag. Auch hilft das Wissen: der nächste Urlaub kommt bestimmt. Oder wenn es gelegentlich Stress gibt mit meinen Kindern, mache ich mir bewusst, dass sie sonst ganz liebenswerte Menschen sind, und dass der Stress vorbeigeht.

Sich erinnern an bessere Zeiten, und darauf vertrauen, dass es wieder gut werden wird: das hat Menschen immer schon durch Schwierigkeiten getragen. Beispiele dafür finde ich jetzt im Advent. Da werden nämlich in den Kirchen Texte vom Propheten Jesaja aus dem Alten Testament vorgelesen. Der will seinen Landsleuten Mut machen, die von Armut, Ungerechtigkeit und Krankheiten gebeutelt waren. Seine Landsleute, das Volk Israel, war angegriffen und aus seinem eigenen Land vertrieben worden. In dieser verzweifelten Lage, weit weg von der Heimat, hört es nun Geschichten von früher. Die erinnern daran, dass Gott sein Volk damals begleitet und geschützt hat. Und der Prophet Jesaja verspricht dann im Namen Gottes eine glückliche Zukunft. Davon erzählt er in Bildern: „Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie.“ (Jes 35,1) Mit noch mehr Bildern beschreibt er, worauf sich das Volk Israel freuen kann: Blinde sehen, Taube hören, Lahme springen. Jesaja zündet quasi ein Hoffnungsfeuerwerk, verspricht einen Zustand voller Frieden und Glück. Diese großartige Vision soll den Menschen zeigen, dass die Durststrecke irgendwann zu Ende ist, dass Gott sie aus diesem Elend herausholt. Und zwar nicht erst am Ende der Zeit, sondern in diesem Leben. Tatsächlich konnte das Volk Israel dann später in seine Heimat zurückkehren.

Ob die Feldmaus Frederick oder der Prophet Jesaja: Das Erzählen von einer besseren Zukunft ist gerade heute wieder aktuell: Denn viele Menschen warten in diesen Wochen auch auf bessere Zeiten. Auf die Zeit nach der Pandemie. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis wir wieder normal, ohne Beschränkungen leben dürfen. Ich weiß auch nicht, wie viele Generationen nach uns noch die Kredite abzahlen müssen, die von der Regierung jetzt aufgenommen werden. Ich bin aber fest überzeugt: Es wird wieder gute Zeiten geben. Mich lässt hoffen, dass viele Menschen und Staaten gemeinsam und solidarisch große Anstrengungen unternehmen im Kampf gegen das Virus.

Mir wäre es allerdings zu wenig, wenn es nach der Krise nur irgendwie weiterginge wie vor der Krise. Ich wünsche mir einen Zustand, wie Jesaja ihn beschreibt von Frieden und Glück. Jesaja wusste allerdings, dass die Menschen diesen Zustand nicht allein herstellen können, sondern dass letztlich Gott für sie und mit ihnen handeln muss. Dass er das auch heute noch tut, darauf hoffe ich.

Ich wünsche Ihnen heute Momente mit schönen Erinnerungen. Herzlich grüßt Sie Pastoralreferent Martin Dautzenberg aus Hattingen



*Nach: Die Feldmaus Frederick, www.nuhrovia.com/pdf/Die%20Feldmaus%20Frederick.pdf, abgerufen am 03.11.2020 um 18.15 Uhr

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