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Kirche in WDR 5 | 26.10.2021 | 06:55 Uhr

Wolfram, Portwein und der grobe Unfug

Wie er die steile Treppe hochkraxelt zu unserem Clubraum in der Stammenmühle in Hinsbeck am Niederrhein, das habe ich vor Augen. Ganz genau sogar. Und auch, was er dabeihat: Pfefferminzkonfekt, eine Falsche mit gutem Portwein, seine Pfeife und etwas Tabak. Er fehlt mit seinem Rauschebart und seiner spleenigen Kleidung in unserer Herrenrunde der „Friends of British Royalty“. Jede zweite Woche treffen wir uns in der markanten Mühle – die schon auf die Niederlande blickt, um den britischen Lebensstil und Humor zu zelebrieren. Im Grunde aber ist es ein Ritual der Freundschaft. Und bei dem fehlt er, Wolfram, oder besser „Laird Wolfram“ wie wir ihn nannten. Und wenn die Abende richtig gut waren, und wir in bester Laune. Dann strich sich Wolfram seinen Rauschebart glatt, richtete sein Hemd, trank an seinem Portwein und dann sprach er sie, seine berühmten Worte: „Irgendwann Freunde… irgendwann… dann werden wir noch mal wegen groben Unfugs verhaftet!“. Dann stopfte er seine Pfeife und beobachtete weiter still, aber aufmerksam den weiteren Abend von seinem Stammplatz aus.

Dort stand sie noch bis vor kurzem, die letzte Flasche Portwein, die er zu unserem Abend mitbrachte. Wir haben den letzten Schluck auf sein Wohl vor einigen Wochen getrunken. Als erster aus unserer Runde ist er vor einigen Monaten gestorben. Die Diagnose kam plötzlich und die Krankheit entwickelte sich schnell. Und auch deswegen ist es auch heute noch, alle 14 Tage montags, irgendwie unwirklich und fühlt sich so gar nicht echt (und erst recht nicht richtig) an, dass sein Platz leer ist. Wir alle wissen nämlich, wie es sich anhört, wenn er die steile Treppe hochkraxelt, dass er Portwein und Tabak und Pfefferminzkonfekt dabei hat… und… aber, das hatte ich Ihnen ja schon erzählt.

Es gibt Menschen, die prägen uns, mit ihren Eigenarten und ihrem ganzen Charakter, dass sie über den Tod hinaus mit uns leben. Wolfram war so ein Mensch für mich

Bald ist ja der goldene Oktober vorüber. Der November steht in den Startlöchern. Von Erntedank wird dann auf Vergänglichkeit geschaltet. Allerheiligen und Allerseelen machen da den Anfang und plötzlich geht es auf die Friedhöfe und zu den Gräbern derer, die schon gegangen sind.

An einer Stelle in den Gottesdiensten an Allerheiligen erinnert meine Kirche dann wieder an das „Himmlische Jerusalem“, also den Himmel und die Ewigkeit, und betet: „Dort loben Dich auf ewig die unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind.“

Tja… zu ihnen gehört Wolfram wohl jetzt. Das muss ich lernen und alle, denen er als Mann, Vater, Opa und Freund lieb und teuer war.


Auf seinem Begräbnis haben wir übrigens sein Lieblingsinstrument aufspielen lassen. Vor seiner Urne ging ein Piper voran und die Klänge des Dudelsackes schallten über den ganzen Friedhof. Erst als der letzte Gast Abschied genommen hatte, verstummte der Dudelsack.

Auf dem Weg zum Auto sah man hier und da den niederrheinischen Friedhofsbesucher die Stirn runzeln und sicher hat manch ein Unbeteiligter gedacht: „Was soll denn der Unsinn?“

„Besser geht es nicht“, habe ich bei mir gedacht. Irgendwann, Freunde… irgendwann…. Dann werden wir nochmal wegen groben Unfugs verhaftet. Genau das, hätte Wolfram so gefallen. Und dann hätte er über seinen Bart gestrichen, sich die Lachtränen weggewischt und seinen Wein getrunken.

In dem Gebet zu Allerheiligen heißt es übrigens am Ende vom Himmel: „Dorthin pilgern auch wir im Glauben, ermutigt durch ihre Fürsprache und ihr Beispiel, und gehen freudig dem Ziel der Verheißung entgegen.“

Da ich ganz fest glaube, dass er schon da ist, will ich mir auch an ihm ein Beispiel nehmen und mich schon jetzt einüben, in ein bisschen „groben Unfug“ – Dann überraschen mich auch die tristen Novembertage nicht so sehr, die bald vor der Türe stehen.

Einen guten Tag – warum nicht mit etwas Unfug – wünscht: Bastian Rütten aus Kevelaer.

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