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Kirche in WDR 5 | 17.02.2022 | 06:55 Uhr

Der See Gennesaret und die andere Seite

Guten Morgen!

Vom Pilgerhaus Tabgha des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande, wo ich seit gut einem Jahr lebe, blicke ich jeden Tag auf den See Gennesaret. Ich genieße die Sonnenaufgänge und die unterschiedlichen Farbenspiele des Wassers. Und bin immer noch verwundert, wenn ich am Wochenende von Motorbooten und Jetskis geweckt werde, die über den See brausen. Dann wird mir wieder bewusst, wie unterschiedlich man diesen See erleben kann. Was für Christen nicht loszulösen ist von den Geschichten um Jesus von Nazaret, ist für andere vor allem ein Naherholungsgebiet. Und manchmal denke ich: So ist es wohl auch ganz allgemein – die Welt ist nicht mehr eindeutig. Viele Blickwinkel sind möglich – von der einen oder der anderen Seite.

Regelmäßig blicken meine Frau und ich auch vom Pilgerhaus hinüber nach Syrien, auf die Golanhöhen auf der anderen Seite des Sees.

Von Jesus heißt es im Neuen Testament ein paarmal, dass er "an das andere Ufer" des Sees hinüberfuhr. Auch damals gehörte das zu "Syrien", war Teil der sogenannten "Dekapolis", des Gebietes der zehn Städte, wo keine Juden lebten, sondern Heiden. Für Juden damals war das eine unreine, Angst machende Welt.

Das spiegelt sich auch wider in einer der merkwürdigsten Wundergeschichten Jesu. Sie handelt von Gräbern und Schweinen – zwei Symbolen für religiöse Unreinheit schlechthin. Sie beginnt mit der Überfahrt über den See in der Nacht (vgl. Mk 4,35-41):

Sprecher: "Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Jesus aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?"

Schon das rührt mich an. Wie viele Menschen haben den Eindruck: Er, von dem viele Christen Rettung erhoffen, schläft. Es kümmmert ihn nicht, dass die Menschen nicht ein noch aus wissen, dass sie untergehen in den Stürmen ihres Lebens.

Dann aber passiert ein erstes Wunder: Er steht auf, "und sagt zu dem See: Schweig, sei still. Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein." Er bewahrt die Jünger nicht vor dem Sturm, aber im Sturm.

Als sie dann an das andere, fremde Ufer kommen, steigt nur Jesus aus dem Boot – und begegnet einem Mann, der in Grabstätten haust. Er ist besessen von einem unreinen Geist, der von sich selbst sagt: "Mein Name ist Legion“ – und das ist Programm: „denn wir sind viele."

Und dann passiert ein zweites Wunder: Durch die Begegnung mit Jesus verlassen die unreinen Geister den Mann, fahren in die Schweine, die dort weiden, und diese stürzen sich den Abhang hinunter in den See. Der Mann aber wird zum ersten Apostel und verkündet, was er mit Jesus erlebt hat.

Das heißt: Jesus geht ins Land der Ungläubigen und erweitert so den Raum, in dem Gott wirkt und Menschen Rettung schenkt. – Und er erweitert zugleich den Horizont seiner Jünger. Auch wenn sie noch lange brauchen, bis sie selbst aufbrechen in fremde Länder und zu neuen Ufern.

Übrigens: Am Fuß der Golanhöhen zeigt man in Kursi bis heute am Berghang die angebliche Grabhöhle des Besessenen. Heutzutage ist es leicht dort hinüber zu
fahren, mit dem Boot über den See oder mit dem Auto. Aber es ist immer ein Wechsel der Seiten und damit der Blickrichtung. Und so denke ich mir: Noch ist die Mission Jesu nicht zu Ende. Und noch immer sind es manchmal die auf der anderen Seite, die zuerst begreifen, wer und wie Gott ist.

Vom See Gennesaret grüßt Sie Georg Röwekamp.

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