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Kirche in WDR 5 | 01.03.2022 | 06:55 Uhr

Karnevalsdienstag - Übergangsfest

Liebe Hörerinnen und Hörer.

Glauben Sie mir: Mir ist nicht nach Karneval zumute, jetzt wo Menschen in der Ukraine sterben, weil dort Gewalt und Krieg herrschen. Und doch hat der Karneval etwas sehr Ernstes aber auch Tröstliches. Das wir heute am Fastelovend deutlich. Es ist nämlich der Abend vor dem großen, 40tägigen Fasten. Karneval, carne – vale: Leb wohl du Fleisch – so wurde das mal verstanden. Und solch ein Abschied – das kennzeichnet auch den Krieg: Lebt wohl Sicherheit und Frieden. Und es gibt noch eine andere Erklärung: Ursprünglich gab es den Karneval nur an einem Tag! So war es und so blieb es bis Anfang des 15. Jahrhunderts. Damals war es eine kleine Schar römischer Bürger, die eine Audienz beim damaligen Papst Martin V. begehrten.

„Heiliger Vater“ hob der Sprecher der Gruppe an, „wir wissen, dass Ihr dem Karneval sehr wohlwollend gegenüber steht. Höret deshalb unsere Bitte. Dieses große Fest des Volkes nur an einem Abend zu feiern ist doch offensichtlich sehr begrenzt. So bitten wir Euch untertänigst länger feiern zu dürfen.“

Und siehe, es geschah. Der Papst hatte ein Einsehen und seitdem beginnt der „Abend vor dem Fasten“ hochoffiziell schon am Donnerstag der Vorwoche. Die „tollen Tage“ waren geboren.

Karneval ist außerdem ein „Übergangsfest“. Denn schon zu Zeiten des antiken Roms feierte man den Übergang vom Winter zum lebensspendenden Frühling. Das waren die sogenannten „Saturnalien“, Ausdruck der überschäumenden Lebensfreude.

Wie klug war es, dass im Christentum dieses ausgelassene, tief verwurzelte Fest nicht unterdrückt, sondern umgedeutet wurde in den Auftakt zweier wesentlicher Übergänge: Der vom letzten ausgelassenen Feiern zum Fasten als Vorahnung des sicheren Todes. Dann aber der zweite Übergang: Von der Strenge des Todes zur jubelnden Begrüßung des wahren Frühlings. Also von der Finsternis des Karfreitag zum Licht des Ostermorgens. Vom Tod zum Leben.

Und deshalb hier mein Bekenntnis: Keine Dunkelheit dieser Welt, nicht einmal von einem Krieg. Nichts kann mir die österliche Hoffnung nehmen, dass alle Finsternis dereinst in Licht verwandelt wird.

Traurig und doch hoffnungsvoll grüßt der bergische Jung.

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