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Das Geistliche Wort | 17.04.2022 | 08:40 Uhr

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Frieden bewegt

Autor: Guten Morgen und frohe Ostern!

Christinnen und Christen auf der ganzen Welt feiern heute Ostern, das Fest der Auferstehung. Jesus, der Sohn Gottes, hat den Tod besiegt und ist auferstanden.

Das Markusevangelium berichtet von den Frauen, die Jesu Grab besuchen wollen. Sie finden das Grab leer und begegnen dort einem Engel. Der sagt:


Sprecherin: Ihr braucht nicht zu erschrecken! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde. Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier. Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. (Mk 16,6, Basisbibel)


Autor: Schon lange vor der Auferstehung ist den Menschen aufgefallen, dass Jesus ein besonderer Mann ist. Viele Namen und Ehrentitel werden im gegeben: Gottes Sohn, Meister, Christus, Herr und Messias. Unter all diesen Titeln finde ich einen besonders schön: Friedefürst. Jesus soll ein Fürst des Friedens sein, jemand der Frieden bringt. Oft wird dieser Titel mit Weihnachten verbunden. Der Friedefürst kommt in die Welt. Zu Ostern passt er mindestens genauso gut. Jesus besiegt den Tod und bringt Frieden. Eine beruhigende Botschaft, gerade in unruhigen Zeiten. Ob sie heute noch wirkt?


Musik 1: Some Other Time (Feat. Nils Landgren + Lars Danielsson)
Komponist: Wolfgang Haffner; Interpret: Wolfgang Haffner; Album: Shapes; Label: ACT; LC: 85387.


Autor: Der Friedefürst besiegt Tod, Schmerz und Angst. Die Osterbotschaft, sie ist eine Friedensbotschaft. Vielleicht ist es gar kein Zufall, dass die Friedensbewegung sich ausgerechnet zu Ostern formiert. In den 50er- und 60er-Jahren kommt es zu ersten Ostermärschen. Die Menschen gehen auf die Straße: gegen die nukleare Aufrüstung und für den Frieden. Für die meisten spielt der Glaube und das christliche Fest gar keine große Rolle. Und trotzdem scheint die Friedensbotschaft von Ostern besonders zu wirken.


Musik 1: Some Other Time (Feat. Nils Landgren + Lars Danielsson)


Autor: In den 80er-Jahren kommt es zu einem Aufschwung der Friedenbewegung in Deutschland. Mittendrin war damals Barbara Hartmann. Sie ist seit vielen Jahren Presbyterin in meiner Kirchengemeinde in Köln-Zollstock. Das Presbyterium ist das gewählte Gremium von Ehrenamtlichen, das die Gemeinde leitet. Für sie ist ganz klar, wie es damals angefangen hat.


O-Ton: Also, das wird angefangen haben mit dem Cruise Missile- und Pershing II- Beschluss. Das die hier stationiert werden sollten und wie die hier aufgebaut werden sollten. Und da sieht man dann sehr genau, wenn wir hier die ganzen Pershings und Cruise Missiles hinkriegen, dann sind wir die ersten, die eine Rakete hier reinkriegen. Dann sind wir die ersten, die weg sind.


Autor: Als ich mich mit Barbara Hartmann treffe hat sie eine Mappe mit alten Fotos aus der Zeit dabei. Seit Jahren hat sie die Bilder nicht mehr angeschaut.


O-Ton: Also ich habe dann jetzt angefangen und habe geguckt. Man hat noch nicht so viel fotografiert. Das war jemand aus der Gruppe, der war Fotograf und hat selber entwickelt. Daher die schwarz-weiß Fotos. Die sind etwas mitgenommen, weil die zum Teil auch an irgendwelchen Plakatwänden hingen.


Autor: Auf den Bildern sehe ich viele Menschen. Auf einigen stehen sie an Infoständen und verteilen Zettel. Immer wieder ist Barbara Hartmann dabei. Auf einem Transparent ist eine Karte der Umgebung von Köln zu sehen. Darauf markiert die geplanten Standorte der Raketen. Besonders eindrücklich ist ein Bild von einer Kreuzung mitten in Köln-Zollstock. Überall auf dem Bürgersteig liegen Menschen. Ein „Die-in“, erklärt mir Barbara Hartmann. Dabei legen sich alle wie tot auf dem Boden. Ein starkes Symbol für die lebensbedrohliche Situation.


Musik 2: Imagine (Nils Landgren)

Text/Komposition: John Lennon & Yoko Ono; Interpreten: Nils Landgren, Sharon Dyall, Ida Sand, Jeanette Kohn, Jessica Pilnäs & Johan Norberg; Album: Redhorn Collection, Label: ACT; LC: 85387.


Autor: Im Gespräch erzählt mir Barbara Hartmann von damals, von den Treffen mit den vielen Gleichgesinnten, von Infoständen und Aktionen mitten im Veedel. Ich höre ihr gebannt zu. Ich selbst bin Jahrgang 1985, zu der Zeit noch gar nicht auf der Welt. Es ist zu spüren, wie real die Angst der Menschen gewesen sein muss und wie ungläubig der Blick auf die Entscheidung der Politikerinnen und Politiker. Friedlichen Demonstranten stehen nicht selten Hundertschaften der Polizei in voller Rüstung entgegen. Mut und Courage sind hier gefragt. Ich habe großen Respekt davor.


O-Ton: Am 10. März 1981 war ja die erste Demo, wo 300.000 im Hofgarten waren. Und da hatten die in Bonn die gesamten Schaufester mit Spanplatten verbarrikadiert und alles, weil ja da die Chaoten kamen und alles nur kaputtschlagen wollten. Das hat mich noch einmal sehr schockiert, weil ich natürlich mit den Leuten, mit denen ich umgegangen bin, genau weiß, dass wir überhaupt keine Chaoten waren.

Autor: Die Friedensbewegung wollte das Wettrüsten stoppen. Barbara Hartmann und ihre Mitstreiterinnen wollten zeigen:


O-Ton:
…wir haben einfach Angst und deshalb wollten wir das nicht haben und nicht weil wir da irgendwie einen gewaltsamen Umsturz haben wollten. … Wir sind als fünfte Kolonne von Moskau dargestellt worden. Das fand ich sehr schockierend.


Musik 2: Imagine (Fortsetzung)


Autor: Ein biblisches Bild wird in den 80ern zum Symbol der Friedensbewegung: die Friedenstaube. Die Taube, die Noah nach der Flut einen Olivenzweig bringt. Sie ist nach der Sintflut ein Zeichen für den Frieden zwischen Gott und den Menschen.

Oft finden die Gruppen der Friedensbewegung Kontakt zu Kirchengemeinden. Manchmal direkt, manchmal auf Umwegen. So hat auch die Kölner Gruppe um Barbara Hartmann schnell Kontakt zur evangelischen Gemeinde. Regelmäßig berichtet Sie in den Sitzungen der Gemeindeleitung. Auch der Pfarrer engagiert sich. Ein wichtiges Zeichen.


O-Ton: Das war für mich so eine Galionsfigur. Wo ich mich auch habe orientieren können. Wo ich auch immer habe sagen können: Das ist jemand, da seht ihr doch, das ist nicht jemand, der irgendwas zerschlagen will. Wir wollen gemeinsam, friedlich für diese Gesellschaft etwas weitergeben.


Autor: Barbara Hartmann weiß damals, dass sie etwas tun muss. Der Unfriede treibt sie um und der Wunsch nach Frieden in der Welt ist ein innerer Antrieb. Ein Antrieb, der auch im Glauben begründet sein kann. Immer wieder sucht Gott in der Bibel Frieden mit den Menschen. Er schließt Verträge mit den Menschen. Die Bibel nennt das Bund. So ein Bund hat Gott mit Noah geschlossen. Die Friedenstaube ist ein Zeichen dafür. Die Menschen aber schaffen immer wieder Unfrieden und Streit. Gott schickt schließlich seinen Sohn, Jesus, in die Welt. Er lebt mit den Menschen, erlebt Unfrieden und stiftet Frieden. Am Ende wird er am Kreuz getötet. Aber damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Der Friedefürst, der, der Frieden bringen möchte, steht von den Toten auf.

Friedefürst, Auferstehung, Osterwunder, Friedenswunder.


Musik 3: Fragile

Komponist: Sting; Interpret: Nils Landgren; Album: Sentimental Journey; Label: ACT; LC: 85387.


Autor: Wie kann ich es schaffen, dem Frieden zu dienen? Wie kann ich selbst für Frieden sorgen? Was kann mich antreiben? Barbara Hartmann hat eine persönliche Antwort …


O-Ton: Dass wir eine Gemeinschaft hatten, wo wir mit Gleichgesinnten, auch wenn wir unterschiedliche Diskussionsansätzen hatten, aber, man hatte das Gefühl, es gibt Leute, die können einen verstehen.


Autor: Frieden geht nur gemeinsam. Das weiß auch Jesus. Er begibt sich zu den Menschen und sucht die Gemeinschaft. Mit seinen Jüngern bildet er so etwas wie eine erste Friedensbewegung. „Liebe deinen Nächsten.“ „Liebe deine Feinde.“ „Liebe dich selbst.“ Das können ganz schön radikale Forderungen sein. Radikale Forderungen nach Frieden.

„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Mt 5,9) So sagt es Jesus in der Bergpredigt im Matthäusevangelium. Die Bergpredigt ist so etwas wie die zentrale Rede Jesu. Jesus legt die Thora, die fünf Bücher Mose, aus und stellt seine Lehre dar. Gleich zu Beginn spricht Jesus zu denen, die Frieden stiften. Ganz eindrücklich zeigt Jesus sein Verständnis weiter hinten in seiner Rede. Hier legt er alte Gesetzte ganz überraschend aus.


Sprecherin: „Ihr wisst, dass gesagt worden ist: „Auge für Auge und Zahn für Zahn!“ Ich sage euch aber: Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun! Sondern wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch deine andere Backe hin! (…) Wenn dich jemand dazu zwingt, seine Sachen eine Meile zu tragen, dann geh zwei Meilen mit ihm!“

„Ihr wisst, dass gesagt worden ist: „Liebe deinen Nächsten“ und hasse deinen Feind! Ich sage euch aber: Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen!“ (Mt 5,38-39.41.43-44, Basisbibel)


Musik 4: Over the Rainbow

Komponist: Harold Arlen & E.Y. Harbourg; Interpret: Chris Botti; Album: Bar Classics 9; Label: Sony Music; LC: 06667.


Autor: Aber 2000 Jahre nach Jesus gibt es immer noch keinen Frieden auf der Welt. Ganz schön ernüchternd. Warum ist das so? War alles umsonst? Alle die Menschen, die sich für den Frieden einsetzen, alles umsonst?

Nein! Es gibt Frieden auf der Welt. Mehr als so mancher Autokrat und Diktator wahrhaben will. Die Angst vor Frieden und vor Freiheit treiben die Mächtigen zu Unfrieden und Krieg.
Doch Frieden und Freiheit setzten sich durch. Das zeigt die Geschichte, das sehe ich jeden Tag und das ist mir versprochen.

Mahatma Gandhi, weltweites Vorbild für einen gewaltfreien Widerstand, hat es mal so formuliert:


Sprecher: Und wenn ich verzweifle, dann erinnere ich mich, dass durch alle Zeiten in der Geschichte der Menschheit die Wahrheit und die Liebe immer gewonnen haben. Es gab Tyrannen und Mörder und eine Zeit lang schienen sie unbesiegbar, doch am Ende scheiterten sie immer. Denke daran – immer.


Autor: Gott hat es mir und allen Menschen Frieden zugesagt. Im Bund mit Noah, mit Abraham, mit Jakob und in Jesus Christus, seinem Sohn, dessen Auferstehung viele heute feiern.

Dieses Bewusstsein und dieses Gefühlt treibt so viele Menschen immer wieder an, sich für den Frieden einzusetzen und auf die Straße zu gehen.

In diesem Jahr ganz besonders. Jedenfalls rechne ich damit, dass die Ostermärsche starken Zulauf haben werden.


O-Ton: Und das sind Erlebnisse, wo man zumindest dieses Gefühl hat, man kann was machen. Dieses Gefühl, dass man wenigstens versucht hat, Informationen weiterzugeben. Sich nicht alleine gelassen gefühlt hat mit seiner Meinung und mit seinen Ängsten, das finde ich, ist etwas, dass immer ganz wichtig ist.


Autor: Ostern als Friedensfest; der Gedanke gefällt mir. Sich für den Frieden einsetzten. Die Feiertage und das Fest nutzen, um auf die Straße zu gehen. Der Auslöser der Ostermärsche hat sich in den Jahrzehnten geändert: Nukleare Bedrohung, Kalter Krieg, Raketen vor der Haustür, Unterdrückung, Zerstörung der Schöpfung, und jetzt: der Krieg in der Ukraine. Das Ziel aber bleibt das gleiche: Frieden!

Der Austausch mit anderen, das gemeinsame Eintreten für das was zählt, gibt Kraft und Mut. Das war auch bei Barbara Hartmann so. Sie erinnert sich an die Gespräche in der Kirchengemeinde und mit dem Pfarrer:


O-Ton: Der hat mir wirklich in dem Gespräch nochmal viel Mut und Halt gegeben, dass ich in meinem Glauben eine Standfestigkeit nochmal gekriegt habe. Und sehen konnte, auch in der Kirche sind alle Teile unserer Gesellschaft. Jede Person, jede Persönlichkeit findet sich da wieder.


Musik 4: Over the Rainbow


Autor: Für den Frieden eintreten, das ist nicht nur etwas für die Mächtigen. Nicht nur für Konferenzen und Verhandlungstische. Das hat Jesus mir gezeigt. Er war alles andere als mächtig. Ein einfacher Mann, Wanderprediger, Freund der Menschen, Friedefürst. Ein König, der auf einem Esel, nicht auf einem Streitross in die Stadt reitet. An ihm nehme ich mir gerne ein Vorbild und folge seinem Weg zum Frieden. An ihm erkenne ich, dass auch ich etwas tun kann. Auf die Straße gehen und meine Stimme erheben. Und damit bin ich nicht alleine. Überall auf der Welt setzten sich Menschen für den Frieden ein. Russen und Ukrainer gehen gemeinsam auf die Straße; Hand in Hand für den Frieden. In Russland demonstrieren Menschen unter der Gefahr von Strafe und Verfolgung. In Kirchen finden Friedenkonzerte und Friedensgebete statt. All das ist Nachfolge, Nachfolge Jesu, dem Friedefürsten.


Menschen setzen ein Zeichen für den Frieden, auch und gerade an Ostern.


O-Ton: Ich denke, da wird sich auch was tun wieder. Ja, das denke ich schon. Das war ja schon zu sehen, wo jetzt statt Rosenmontagszug dann eben 250.000 einfach draußen waren und gelaufen sind und sich einfach mit der Ukraine solidarisiert haben und versucht haben, ein Zeichen zu setzten. Es sind alles nur Zeichen, aber ich denke, diese Zeichen sind wichtig.


Autor: Solche Zeichen kommen an, auch in der Ukraine. Und vielleicht nach und nach auch in Russland. Ob Rosenmontag oder Ostern, ob Marsch oder Sparziergang, ob Pappnase oder Transparent, … wir leben hierzulande in Freiheit. Nutzen wir sie, um ein Zeichen zu setzen.



Frohe Ostern und Frieden wünscht Ihnen Pfarrer Oliver Mahn aus Köln.



Musik 5: Waiting on the World to Change

Text/Komposition: John Mayer; Album: Continuum; Label: Sony Music; LC: 06667.



Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth


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