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Kirche in WDR 5 | 16.01.2023 | 06:55 Uhr

Ohrenreise nach Bethlehem

Wir Menschen sind Wesen, die sich Geschichten erzählen. Das Geschichten-Erzählen unterscheidet uns von den Tieren.

Und noch vor kurzem wurde die wahrscheinlich einflussreichste Geschichte der Welt wieder erzählt. Nein, ich rede nicht von Harry Potter, sondern von der Weihnachtsgeschichte. Diese Erzählung hat durch die Jahrhunderte eine Wirkmacht, an die reicht wohl keine andere heran.

Kurz vor Weihnachten war ich in Israel und ich dachte mir, ich mache mit Ihnen in dieser Woche eine kleine Ohrenreise zu den Orten, an denen die Jesus-Geschichten spielen. Ich möchte ungewöhnliche Blicke vagen auf die „Greatest Story ever told“, auf das Umfeld dieser Geschichten.

Fangen wir mal an in Bethlehem. Da spielt ja bekanntlich die Weihnachtsgeschichte. Und als ich dieses Jahr in der Geburtskirche war, da hab ich nicht schlecht gestaunt. Denn: Nach Jahrhunderten des Verfalls ist die Kirche jetzt frisch renoviert und in einem sagenhaft guten Zustand. Sie müssen wissen: einige Kirchen im Heiligen Land gehen direkt auf die Heilige Helena zurück. Die war die Mutter von Kaiser Konstantin. Und als der quasi das Christentum zur Staatsreligion macht, da bricht seine Mutter auf zu einer Pilgerreise ins heutige Israel. Um das Jahr 326 herum versucht Helena dort möglichst viele Orte dingfest zu machen, wo Jesus gewirkt hat. Darüber wurden dann meist prachtvolle Kirchen gebaut. Aber: Von all diesen alten Kirchen hat nur eine bis heute in ihrer Bausubstanz bestand: Die Geburtskirche in Bethlehem. Warum?

614 stürmen die Perser das Heilige Land. Und zerstören alles, was ihnen als Werk des Unglaubens erscheint. Praktisch alle Kirchen in Israel und Palästina werden platt gemacht. Alle, bis auf die Geburtskirche. Dass die Geburtskirche den Persersturm überlebt hat, hängt damit zusammen, dass auf der Schauseite, draußen, damals zwei Geschichten zusammen gelaufen sind: Da befand sich nämlich ein Relief[1]. Und auf dem abgebildet – die Kölner wird es freuen – die Heiligen Drei Könige, die das neugeborene Christuskind durch eine Verbeugung verehren.

Der Trick ist: Die drei Männer aus dem Morgenland trugen die sogenannte „phrygische Mütze“. Also, wie sieht die aus? Denken Sie an eine Schlumpfmütze, dann kommen Sie der Form sehr nahe[2].

Wenn Sie so eine Mütze mal sehen wollen, gehen Sie in Köln am Römisch-Germanischen-Museum vorbei. Dort sind Köpfe mit phrygischen Mützen schon im Außenbereich zu sehen. Warum waren sie auch in Köln zu sehen? Weil es im römischen Reich eine Religion gab, die auch in Köln verbreitet war. Deren Stifter wurde immer mit dieser Mütze dargestellt: Mithras. Und die Geburtsgeschichte des Mithras ist kurz gesagt die: Mithras wird in einer einsamen Höhle geboren, Tiere stehen bei der Geburt und Hirten bekommen das mit. Kommt Ihnen bekannt vor? Denken Sie an die Weihnachtsgeschichte in Bethlehem. Fakt ist: Zwei Religionen haben fast die identische Auftakterzählungen. Spannend, oder? So war das aber: Die Jesusgeschichten entstehen nicht im luftleeren Raum. Und eine, sogenannte, „Kultkonkurrenz“ gab es in der frühen Christenheit mit dem Kult um Mithras.

Zwei große Unterschiede aber gab es doch: Der Mithraskult hat Null komma Null Verbindung zum Judentum – Jesus war ja Jude und kurz gesagt: ohne Judentum, kein Christentum. Mithras stammte aus Persien. Und die Perser, die 614 die Kirchen im Heiligen Land stürmten, die haben in den drei Männern mit den phrygischen Mützen wohl Mithraspriester gesehen, die sich vor dem Jesuskind verbeugen. Die Perser haben vielleicht gedacht: „Oh, wenn die drei Männer welche von uns sind, dann schonen wir besser diese Kirche.“ Das also rettete am Ende die Geburtskirche in Bethlehem.

Und dann ist da noch der zweite Unterschied zum Christentum. Der Mithraskult war eine soldatische Religion, im Ganzen viel martialischer als die Verkündigung von Jesus. Er predigt: „Selig sind die Frieden stiften“ (Mt 5,9), oder: „Wenn Dir einer auf die rechte Wange schlägt, halte auch die linke hin“ (Mt 5,39). Das kam im Mithraskult nicht vor.

Und bei allem, was das Christentum über die Jahrhunderte auch verbockt hat – man kann das ja nicht anders sagen: Ich bin doch sehr froh, dass diese Geschichten von Jesus bis heute erzählt werden. Denn es geht darin um große Dinge, wie Frieden und Deeskalation aber auch um Vergeben und Verzeihen wie beim verlorenen Sohn und dem barmherzigen Vater.

Ich freue mich auf morgen und wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche,

Ihr Klaus Nelißen aus Köln.



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Geburtskirche

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Phrygische_M%C3%BCtze


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