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Kirche in WDR 5 | 30.01.2023 | 06:55 Uhr

Ein Sesamwort

Guten Morgen!

Ein fester Wohnsitz ist wichtig für das private und gesellschaftliche Leben. Und das sage ich als Theologe und Caritaswissenschaftler: Man schaue sich nur einmal die Not der Menschen an, die ohne festen Wohnsitz sind. In Deutschland sind das etwa 263.000 Menschen, also so viele wie Gelsenkirchen Einwohner hat: keine feste Bleibe, kein Zuhause, keine Chance, jemanden zu sich nach Hause einzuladen.

Jemanden zu sich nach Hause einzuladen, bedeutet ja immer: Ich zeige dir etwas von meinem Leben, ich zeige dir etwas sehr Persönliches von mir. Denn jeder prägt sein Zuhause und wird von seinem Zuhause geprägt.

Vor dem Hintergrund finde ich es sehr bemerkenswert, wie Jesus, ziemlich zu Beginn seines öffentlichen Auftretens die ersten Jünger beruft (vgl. Joh 1,35-39). Es sind zwei, die aus dem Kreis Johannes des Täufers stammen. Einer davon ist der spätere Apostel Andreas, der Bruder von Petrus. Der andere bleibt unbekannt. Jesus lädt die beiden fremden jungen Männer in „seine Wohnung“ ein. Die beiden waren ihm nämlich gefolgt. „Was sucht ihr?“, fragt Jesus. Die zwei reagieren mit einer Gegenfrage: „Meister, wo wohnst du?“ Das heißt: Wo ist dein Zuhause? Und er antwortet: „Kommt mit, ihr werdet es schon sehen!“ Scheinbar ein Widerspruch. Denn Jesus ist nämlich aus seinem Elternhaus ausgezogen, hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, ist nicht mehr sesshaft, sondern unterwegs als Wanderprediger. Einmal sagt er sogar (Mt 8,20): „Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel ihre Nester. Der Menschensohn aber hat nichts, wohin er sein Haupt legen kann.“ Welche Wohnung will also Jesus den beiden Männern zeigen? Ich glaube, es geht Jesus gar nicht um ein irdisches Zuhause. Es geht ihm um seine wahre, seine innere Wohnung, sein seelisches Zuhause. Schon als Zwölfjähriger sagt er ja zu seinen Eltern (Joh 2,16): „Wisst ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ In der irdischen Welt ohne Heimat ist er anderswo verwurzelt. Dort ist sein Zuhause: im Hause Gottes. Und genau dorthin will er die beiden einladen. Er lädt sie ein, nach Hause zu kommen. Es geht Jesus also um ein spirituelles Zuhause – oder wie ich es auch nennen würde: Es geht Jesus darum, den beiden den Sinn ihres Lebens zu erschließen.

Ich komme noch einmal zurück zur Frage Jesu an die beiden Männer: „Was sucht ihr?“ Mich hat diese Frage neulich einmal mitten ins Mark getroffen. Im Gewimmel und Gewusel des Alltags am Montagmorgen: Ja, was suche ich eigentlich? Sie denken jetzt vielleicht: Als Theologe müsste der doch sofort eine Antwort auf diese spirituelle Frage nach dem Sinn des Lebensparat haben? Aber so einfach ist das nicht. Die Frage selbst ist für mich wie ein „Sesamwort“, das mir viel eröffnet. Sie kennen die Geschichte von Ali Baba aus „1001 Nacht“: Mit dem Wort „Sesam, öffne dich!“ wird der Felsen zum Schatz wegrückt! Für mich ist das Sesamwort diese Frage: Was suche ich eigentlich? Sie eröffnet mir den tieferen Zugang zum Sinn meines Lebens.

Für mich hat dieses Sesamwort ein Gesicht, nämlich das Gesicht dessen, der diese Frage ja stellt: Jesus Christus. Er fragt mich das: Was suchst du eigentlich in deinem Leben? Für mich wird in meinem Leben immer klarer: Im Grunde suche ich Ihn, mein Zuhause. Ein Leben lang.

Übrigens: Sesam ist eine Pflanze, bei der man, um an den Samen zu kommen, gut aufpassen muss. Die Blüte öffnet sich ganz unvermittelt und plötzlich und gibt nur einen kurzen Moment den Samen frei.


Solche Sesamworte wünscht Ihnen André Müller aus Gladbeck.




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