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Kirche in WDR 5 | 13.02.2023 | 06:55 Uhr

Karneval und Religion

Liebe Hörerinnen und Hörer!

Um zu verstehen, wie eng in Köln Karneval und Religion zusammenhängen, reicht es schon das Kölner Stadtwappen näher zu betrachten. Da sind drei Kronen und elf Flammen. Sie sind das Symbol der Schutzpatrone der alten Stadt am Rhein. Die heiligen Dreikönige und die heilige Ursula mit Ihren elftausend Gefährtinnen. Es ist kein Zufall, dass diese beiden Zahlen „drei“ und „elf“ auch zentrale Bedeutung in der Kölner Karnevals-Performance haben: DREIGESTIRN und ELFERRAT.

So wird jedes Jahr, fast gleichzeitig mit dem Fest der Heiligen Dreikönige am 06. Januar im Dom die Krönung des Dreigestirns im säkularen Dom, nämlich dem Gürzenich, zelebriert.

Und wie bei jedem feierlichen Anlass, gibt es in der Domstadt auch zu den Heiligen Dreikönigen aus dem Morgenland einen passenden „Tünnes und Schääl“-Witz. Der geht so: Aufgeregt berichtet Schääl seinem Freund: „Du Tünn, man hat jetzt den Schrein der drei Künnije geöffnet – und stell Dir vor, die dort gefundenen Skelette sind viel zu klein, als das sie drei erwachsenen Männern gehören können. Also is dat doch Betrug?!“ „Räch Dich nit op“, antwortet Tünnes, “vielleicht sind dat die Skelette der drei Könije, als Se noch Kinder waren.“

Diese herrlich absurde, kindlich naive Antwort ist für meine atheistischen Freunde ein weiterer Beleg für die Widersinnigkeit religiöser Geschichten und Legenden. „Na klar“, sagen sie, „im Domschrein liegen die drei Könige von vor 2000 Jahren – und Ursula kam mit elftausend Jungfrauen nach Köln. Haha!“ Meine Antwort ist dann stets die gleiche: „Es ist mir wurscht, ob im Schrein wirklich die seit Jahrhunderten Verehrten liegen, und ebenso ob die Ursula-Legende historisch korrekt ist oder nicht.“ Und interessanterweise sieht es kein Geringerer als Erich Kästner genauso. Er sagt: „Ob eine Geschichte wirklich passiert ist, ist nicht wichtig, Hauptsache sie ist wahr.“[1] Diese paradox erscheinende Aussage beruht auf der Überzeugung, dass es eine Ebene der Wahrheit gibt, die jenseits historischer Fakten oder wissenschaftlicher Kategorien existiert. Und auch ich bin – wie Novalis – der Überzeugung, dass „man in Märchen und Gedichten erkennt die wahren Weltgeschichten“.[2]

Dies gilt vor allem in der Religion und in der Liebe. Wie in einem Acker ein Schatz verborgen ist, so ist die tiefe Wahrheit von Religion und Liebe auch in den alten Mythen und Legenden verborgen. Und um es mit einem Bild aus der Bibel zu sagen: Wenn ich diesen Schatz entdeckt habe „verkaufe ich alles was ich habe“ (vgl. Mt 13,44), um diesen Schatz zu gewinnen, zu bewahren und zu teilen. Viele der religiösen Geschichten mögen meinetwegen nicht wirklich passiert sein, aber das ist für mich nicht wichtig. Hauptsache sie sind wahr, will heißen, sie bringen eine tiefere Wahrheit zur Einsicht. Deshalb: Ihr heiligen Dreikönige und heilige Ursula mitsamt den elftausend Jungfrauen – bittet für uns und die Jecken von Köln! Amen.


Euer bergischer Jung: Willibert Pauels aus Wipperfürth.



[1] Vgl.: „Kästner und der kleine Dienstag“. Film von Wolfgang Mumberger ; 2016; Autor der Filmgeschichte. Erich Kästner.

[2] Novalis, aus dem Gedicht „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, zitiert nach: Novalis: Schriften (Historisch-kritische Ausgabe), Bd. 1: Das dichterische Werk, herausgegeben von Paul Kluckhohn und Richard H. Samuel. Kohlhammer, Stuttgart, 2., nach den Handschriften 13. ergänzte, erweiterte und verbesserte Aufl. 1960, S. 344.

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