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Kirche in WDR 5 | 02.03.2023 | 06:55 Uhr
Backoffice
Wenn man unser Pfarrbüro betritt, dann läuft man bis heute auf einen Schreibtisch zu. Im sogenannten „ersten Büro“ da tätigt man die „Geschäfte“. Taufanmeldung, Beerdigungstermine, Terminabsprachen, Schlüssel-Hol-Und-Bring-Geschäfte… und so weiter, und so weiter. Im „zweiten Büro“, das man dahinter erreicht, da wird gearbeitet. Da wird koordiniert, kopiert, geheftet, erzählt, da steht der Teller mit der „Nervennahrung“, da ist immer ein Stuhl über für jemanden, der gerade einen braucht… In diesen beiden Büros, in meiner Heimat Lobberich, am linken Niederrhein, im Schatten der imposanten Kirche „St. Sebastian“, da fand man bis vor wenigen Wochen Bärbel. Sie wird mir ordentlich Ärger machen, wenn sie erfährt, dass sie heute hier im Radio ist. Dass sie es ist, die „mein Gesicht“ der Kirche ist, das hat mit der Haltung zu tun, mit der sie ihren Job tat. Wir hatten einen tollen Pfarrer, begeisternde Kapläne, tolle Gemeindereferenten, fantastische Kirchenmusiker. Das alles hat mich geprägt. Ja! Aber beim Abschied von Bärbel, den wir nach vielen Jahrzenten nun feierten, wurde mir einmal mehr klar: Das Boot läuft nicht, ohne die Mannschaft im Maschinenraum. Oder anders: Im Backoffice schlägt so manches Mal das Herz unserer Systeme.
Hier werden die „Strippen gezogen“. Von hier aus wird auf kleine, mittlere und große Katastrophen hingewiesen, die manch einer von uns „Kirchenmenschen“ niemals wahrgenommen und erfahren hätte. Hier passieren „Erstkontakte“, werden so manchen Katastrophen verhindert. Solche Pfarrbüros sind in der Regel die erste Visitenkarte unserer Kirche.
Das gilt wahrscheinlich übrigens nicht nur für die Büros unserer Kirchengemeinden, sondern für so viele Menschen, die tagtäglich in den „hinteren Büros“ zu Hause sind und die es gerne sind.
Schaut man in die Bibel, so gibt es auch dort überall Menschen, von denen wir oberflächlich nie viel erfahren. Ich hätte sie gerne kennengelernt: Jene Menschen, die auf der Hochzeit zu Kana die Krüge mit Wasser füllen und ran schleppen. Wie hätte Jesus ohne sie Wein daraus machen können? Jene Truppe, die den gelähmten Menschen durch das abgedeckte Dach zu Jesus runterlassen, man merke auf: NACHDEM diese das Dach selber abgedeckt hatten. Fragen über Fragen….
Ich wage zu behaupten: Es waren Frauen und Männer aus den Backoffice-Bereichen. Natürlich!
Diesen Menschen verdanken wir sehr viel. Ob sie nun Bärbel heißen und das am Niederrhein in einem kleinen Pfarrbüro taten, oder an irgendwelchen anderen Orten und Plätzen dieser Welt. Ein dreifach Hoch auf das Backoffice also. Und „Vergelt´s Gott“, wie man in Bayern sagt!