Beiträge auf: wdr5
Kirche in WDR 5 | 20.03.2023 | 06:55 Uhr
OMG
Guten Morgen!
Die Menschen um mich herum werden immer
frommer! Ja, sie fangen an zu beten, immer häufiger! Und dabei treten so viele
aus den Kirchen aus. Ich versteh das irgendwie nicht. Auf der einen Seite
wollen viele mit Kirche nichts mehr zu tun haben. Auf der anderen Seite beten
viele mitten im alltäglichen Leben zu Gott. Woran ich das festmache, dass immer
mehr Menschen beten? "Oh, mein Gott!", höre ich oft. Oder: "Ach,
du lieber Gott!" Oder: "Um Himmels Willen!" Das kennt man schon
länger. Auch im Gebrauch: "Ach, Gottchen!" Und: "Gott sei
Dank!", sagen auch viele so daher.
Ich vermute mal, dass diese Häufung durch eine gewisse Amerikanisierung unserer
Gesellschaft kommt. In so manchen Soaps oder Realityshows aus den USA hört man
es immer wieder: "Oh, my God!" Es wurde so gewöhnlich, dass es dafür
sogar eine häufig gebrauchte Abkürzung gibt: OMG (englisch). OMG auf Deutsch.
Ich zucke immer zusammen, wenn ich es in meiner Umgebung höre: beim Einkaufen,
in der Schule, bei Freunden, in der Familie. Ich fände es so schön, wenn es
ernst gemeint wäre. Wenn die Menschen das „Oh, mein Gott“ als das ansehen
würden, was es eigentlich ist: ein Gebet. Eine Anrufung Gottes. Ich vermute
nur, dass es das nicht ist. "Oh, mein Gott!" scheint mir eine Floskel
zu sein, die man so dahin sagt. Und nur ganz selten ein bewusstes Gebet.
Manchmal passiert es mir, dass ich irgendetwas mache und jemand reagiert darauf
mit dem OMG, Oh, mein Gott. Und ich sage dann: "Heddo reicht völlig, Gott
bin ich nun mal nicht!" Oder ich sage: "Du brauchst jetzt aber nicht
gleich anfangen zu beten." Meistens ernte ich irritierte Blicke. Weil es meinem
Gegenüber gar nicht bewusst ist, was es da gerade sagt. Schade eigentlich.
Also, wenn Sie zu den OMG-Leuten gehören, bitte denken Sie vorher darüber nach,
ob Sie wirklich gerade beten wollen. Wenn nicht, dann können Sie es sich ruhig
sparen.
Ja, sparen Sie sich doch dieses Gebet für einen stillen Moment auf. Einen Moment, an dem Sie wirklich diesen Gott anrufen möchten. Gott macht uns nämlich ein Versprechen. Wenn wir zu ihm beten. Kann man in der Bibel nachlesen, Psalm 91. Gott sagt: "Wenn du mich rufst, antworte ich dir. Ich bin für dich da, wenn dir Gefahr droht. Ich reiße dich heraus und sorge dafür, dass du wieder zu Ansehen kommst." (1)
Dazu sage ich nur: "Gott sei Dank!"
Ihr
Pastor Heddo Knieper aus Soest.
(1) Nach Psalm 91,15; BasisBibel. Altes und Neues Testament, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze