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Kirche in WDR 5 | 10.04.2023 | 06:55 Uhr

Osterhalleluja

Guten Morgen!

Ich bin kein großer Sänger. Das hindert mich aber nicht, bei Gelegenheit mitzusingen bei Liedern, die mir lieb geworden sind. Auch bei Liedern im Gottesdienst in der Kirche – besonders bei einzelnen Strophen, die mir mehr geben als manche Predigt. Manchmal wird es dann zwar ein bisschen zu laut und ein bisschen zu falsch. Aber dann genügt ein leichter Blick meiner Frau von der Seite, damit ich mich etwas zurücknehme. Funktioniert. Immerhin, wir sind schon viele Jahre verheiratet.

Nur einmal im Jahr ist das anders – und zwar in der Osternacht, bei einem besonderen Gesang, dem Halleluja. In der vorausgehenden Fastenzeit, also der Zeit seit Karneval, ist das nicht zu hören, denn es wird ganz bewusst nicht gesungen. Aber dann in der Osternacht stimmt der Vorsänger im Gottesdienst ganz sanft und leise an: Alle e e e e e lu u u ja ... Und dann wiederholt die Gemeinde mit lauter Stimme: Alle e e e e e lu u u ja ... . Dreimal geht das so und immer ein bisschen höher. Und da muss ich einfach mitsingen, immer kräftiger, weil diese Melodie bewirkt, was sie besingt: Hoffnung in der Dunkelheit, Hoffnung nach langer Traurigkeit.

Im letzen Jahr durfte ich dieses Halleluja in Tabgha am See Gennesaret in Israel hören und singen, wo ich seit einigen Jahren arbeite. Hier in Tabgha lebt auch eine kleine Gemeinschaft deutschsprachiger Benediktiner, und die feiert den Gottesdienst in der Osternacht um 3.30 Uhr. Da ist die Kirche noch ganz dunkel. Nach den vielen biblischen Lesungen, die bei Kerzenschein vorgetragen wurden, stimmte dann Pater Zacharias mit seinen über 80 Jahren dieses Halleluja an. Mit einer Stimme, die nicht unsicher war, aber rauh und leicht brüchig. Und statt enttäuscht zu sein, war ich angerührt und dachte: Ja das ist es. Das passt zu mir, zum Hier, zum Heute: ein gebrochenes Hallelujah.

Denn was ist nicht alles an Gewissheiten zerbrochen in den letzten Jahren? Der Friede in Europa durch Krieg in der Ukraine, die Sorglosigkeit bezüglich unserer Gesundheit und unserer wirtschaftlichen Stabilität durch Corona-Virus und Wirtschaftskrise. Und was ist nicht alles zerbrochen in der Kirche, zu der ich mich bekenne, oder in unserem ganz persönlichen Leben? Aber für mich ist da auch diese untergründige Hoffnung, die mich und viele andere an Ostern jubeln lässt. Eine Hoffnung, die nicht totzukriegen ist.

Und obwohl ich von Popmusik noch weniger verstehe als vom Singen, fiel mir der Titel von Leonhard Cohen ein – „Broken Hallelujah“: In diesem weltberühmten Lied singt er:

Sprecher:

„In jedem Wort steckt ein Lichtschein

Es spielt keine Rolle, was du hörst

Das heilige oder das gebrochene Halleluja.“[1]

Und dann heißt es bei Cohen an anderer Stelle, die sich mir tief eingeprägt hat:

Sprecher:

“There is a crack in everything – that’s where the light gets in…”

“Da ist ein Bruch, ein Riss, in allen Dingen – da fällt das Licht ein...“[2]

Ob Leonhard Cohen recht hat? frage ich mich. Sind es wirklich die Brüche, durch die Licht ins Leben scheint? Nicht als ob sie plötzlich zu etwas Gutem würden. Aber manchmal ahne ich gerade angesichts des Zerbrechens, worauf oder auf wen es ankommt in meinem Leben. Ja, die totsicheren Gewissheiten müssen zerbrechen. Damit nach scheinbar endlosen drei dunklen Tagen das göttliche Licht dahinter sichtbar wird – gerade durch die Wunden, die Risse des Lebens hindurch. Wie sehr wünsche ich mir diese Momente, wo kurz, aber eindrücklich dieses österliche Licht so aufscheint, dass der Glaube daran nie mehr ganz verloren geht! Das würde Kraft geben, trotz allem immer wieder zu singen: ein Oster-Halleluja, wenn auch gebrochen.

Aus Tabgha grüßt Sie Georg Röwekamp.




[1] Leonhard Cohen, Halleluja: “There’s a blaze of light in every word / It doesn’t matter which you heard / The holy … or the broken Hallelujah“, zitiert nach: https://blogs.faz.net/pop-anthologie/2017/12/23/der-unheilige-jubel-des-leonard-cohen-1043/. Deutsche Übersetzung zitiert nach: https://www.songtexte.com/uebersetzung/leonard-cohen/hallelujah-deutsch-7bd6b6f0.html.

[2] Leonhard Cohen, Anthem, zitiert nach: https://www.songtexte.com/songtext/leonard-cohen/anthem-7bdb72e4.html. Deutsche Übersetzung, Georg Röwekamp.

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