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Kirche in WDR 5 | 04.05.2023 | 06:55 Uhr

Anti-Aging

Guten Morgen!

Und – sind Sie zufrieden? Ich meine heute Morgen im Bad, beim Blick in den Spiegel. Meist treibt in der Frühe die Uhr, bleibt barmherzig wenig Zeit fürs gründlich kritische Betrachten. Gelegentlich aber, vor allem nach Nächten mit mäßigem Schlaf, kommt man nicht umhin: Au weia! Ringe um die Augen, Falten auf der Stirn, schlaffe Lider, dünne Haare, matte Haut. Sahst WIRKLICH schon mal besser aus. Ist bloß ein paar Jahre her. Oder Jahrzehnte? Kann man nichts machen. Kann man nichts machen?

Gemacht wird eine ganze Menge. Anti-Aging-Produkte füllen Regale beim Drogisten – und für Männer ist das Angebot keineswegs kleiner als für Frauen. Gekauft wird fast alles. Faltencremes und Vitamine, Concealer und Kaviarextrakt, die Palette der Kosmetika ist breit, die Spuren des Alterns werden nicht kampflos zur Kenntnis genommen. Wer mehr machen will, geht zum Gesichtschirurgen. Die Zahl der ästhetisch-plastischen Eingriffe wächst stetig und stabil. Besonders beliebt: Minimalinvasive Botox-Behandlungen und Filler-Faltenunterspritzungen. Seit Corona und dem ZOOM-Boom ist der Bedarf sprunghaft gestiegen. Alt aussehen auf dem Bildschirm der anderen – wer will das schon?

Nun mag und muss das jede und jeder ganz für sich allein entscheiden. Ein Urteil darüber wäre vermessen. Dass Menschen auf ihr Äußeres achten, ist weder verwerflich noch schlecht. Ein gepflegtes Erscheinungsbild schmeichelt den Augen. Und doch gilt bei allem Verständnis für Anti-Aging-Aktivitäten und mikroinvasive Korrekturen: Die Vergänglichkeit ist und bleibt ein unumstößlicher, unumgänglicher Teil des menschlichen Daseins. Da hilft kein Concealer. Es gilt am Ende: Mach dich nicht lächerlich, Mensch – du bist und bleibst ein sterbliches Geschöpf.

Sicher: Das ist eher ernüchternd. Nichts, was einen direkt jubeln ließe.

Und doch gilt zugleich: Altern und Vergänglichkeit sind bei Gott wirklich keine Katastrophe. Denn – das glauben Christinnen und Christen: Genau in dieses vergängliche, brüchige, sterbliche Leben hinein kommt der Ewige selbst. Aus eigenem Antrieb, aus freien Stücken. Als Mensch unter Menschen. In einem Krippenkind aus Bethlehem, in einem Rabbi aus Nazareth. In einem Menschen, der leidet und stirbt. Und den Gott am Ostermorgen zu neuem Leben auferweckt.

Ja, so ist das. Heute sind wir unterworfen. Der Vergänglichkeit, dem Lauf der Dinge. Verknittert, gefaltet vom Leben oft. Anti-Aging zum Trotz. Müde und mühselig auch, immer wieder.

Aber seit Ostern, seit Gott Christus zum neuen Leben auferweckt hat, haben wir Hoffnung. Dass Gott den Tod in Grund und Boden liebt. Für dich.

Der Blick in den Spiegel am Morgen zeigt beides. Manchmal unbarmherzig klar: den Menschen, der vergänglich ist. Zugleich aber den, den Gott selbst im Blick behält – gnädig. Und über alle Massen liebevoll. Damit kannst du leben. Jeden Morgen neu.


Es grüßt Sie, Ulf Schlüter aus Bielefeld.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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