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Kirche in WDR 5 | 31.05.2023 | 06:55 Uhr

Vom Beten bei leerem Himmel

Autor: Guten Morgen.

darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen: Beten Sie? So persönlich, für sich?

Morgens, vor dem Einschlafen oder beim Essen?

Meine Erfahrung ist: Mit dem Beten ist es gar nicht so einfach.


Einerseits spielt es für mich eine zentrale Rolle.

Beten ist so etwas wie der Herzschlag meines Glaubens.

Ich rede nicht über, sondern zu Gott. Bin ganz in seiner Gegenwart.

Es ist gut, jemanden zu haben, um loszuwerden, was mir auf der Seele liegt.

Und was ich sonst niemandem sagen könnte.

Gerade dann, wenn die Welt in mir und um mich wieder einmal aus den Fugen ist.


Andererseits fällt mir das Beten immer wieder schwer.

Dann weiß ich gar nicht, was ich beten soll, oder wie. Und ob es Gott überhaupt hört.

Das ist eine Erfahrung, von der auch andere Menschen berichten, die viel beten.

Mutter Teresa etwa schreibt davon in ihren Tagebüchern in den letzten Lebensjahren.


Sprecherin: (Weiblich!) „In meinem Innern ist es eiskalt.“ „Der Himmel bedeutet nichts mehr – für mich schaut er wie ein leerer Platz aus.“ „Man erzählt mir, dass Gott mich liebt, jedoch ist die Realität von Dunkelheit und Kälte und Leere so überwältigend, dass nichts davon meine Seele berührt.“ (1)

Autor: Auch in der Bibel ist wiederholt davon die Rede.

In den Psalmen etwa, dem großen Gebetbuch des Volkes Israel.

Dort beten Menschen zu Gott – und ringen zugleich immer wieder mit der Leere in ihnen und über ihnen. Mit den Zweifeln am eigenen Gebet.


Ein für mich sehr tröstlicher Gedanke findet sich dazu bei dem Apostel Paulus. Er schreibt:


Sprecherin: „Gottes Geist steht uns bei, wo wir es selbst nicht können.

Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, nicht einmal, wie es richtig geht.

Doch Gottes Geist tritt selbst für uns ein in einer Weise, die wir nicht verstehen.“ (2)

Autor: Es ist entlastend, was Paulus da schreibt. Ich kann nicht beten. Wir alle nicht. Das ist so. Und Zweifel gehören immer mit dazu.

Aber Gott kann beten. Und Gott tut es durch seinen Geist: in uns, für uns, durch uns.

Dafür steht auch das kleine Wörtchen „Amen“ am Ende jedes Gebetes.

Es bedeutet „so sei es“. Gott wird mich hören.

Gott weiß, was ich brauche, und hilft mir, ehe ich ihn darum bitte.


Deswegen bete ich weiter. Auch, wenn der Himmel grau und leer ist. Oder gerade dann.


Zum Schluss: ein Gebet bei leerem Himmel.


Guter Gott,

wenn ich bete, spüre ich oft nur mich selbst. Hörst Du mich auch?

Ich weiß, wie wichtig es ist: innehalten, still werden, Hoffnung schöpfen.

Doch das alles ist nichts ohne Dich.

Du hast‘s auch nicht einfach mit mir, mit uns.

Wir vermasseln’s. Du sollst es richten. Möglichst sofort, irgendwie.

Viel Klage, Jammern, selten Dank oder gar Lob.

Ich weiß oft nicht, wie es richtig geht. Fühle anderes, als ich sage.

Sage „Du“, und bin doch nur bei mir.

Ich hoffe, dass Du betest, Gott. In mir, durch mich, weil ich es nicht vermag.

Du brauchst keine Erinnerung. Du hilfst uns auch so.

Aber wir brauchen Dich, Dein Beten in uns.


Hilf mir danken, damit ich erkenne, was Du uns täglich gibst.

Hilf mir bitten, damit Dein Geist meinen Willen erfasst.

Hilf mir klagen, wo Deine Schöpfung verletzt wird.

Sprich Du Amen in uns.


Ihr Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.



Quellen:
(1) Komm, sei mein Licht: die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta. Mutter Teresa. Hrsg. und kommentiert von Brian Kolodiejchuk, München: Pattloch, 2007; zit. nach: Alexander Kissler, Mutter Teresas Zweifel „In mir ist kein Gott., SZ 19. Mai 2010.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/mutter-teresas-zweifel-in-mir-ist-kein-gott-1.879083 (letzter Abruf am 11.05.23)


(2) Die Bibel, Römer 8,26, Luther-Bibel 2017, paraphrasiert.




Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze


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