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Kirche in WDR 5 | 13.06.2023 | 06:55 Uhr

Zeichen und Wunder

Guten Morgen!

Die Bibel ist ein Buch voller Zeichen und Wunder. Das ist bekannt. Man hat immer wieder versucht, diese Zeichen und Wunder zu enträtseln und das Wunder naturwissenschaftlich zu erklären. Gewissermaßen zu „entwundern“. Zum Beispiel wie Jesus über´s Wasser gehen konnte oder wie genau er unheilbar Kranke geheilt hat. Weniger bekannt ist vielleicht, dass auch die Kölner Innenstadt voller Zeichen und Wunder ist. Zum Beispiel am Ubierrring. Wenn man die Straße von der Rheinseite aus an der Ampel überqueren will, fällt der Blick auf ein blaues Schild in der Nähe von den Gleisen. Da sind zwei weiße Punkte drauf und drunter ist ein gerader kleiner Strich; sieht ein bisschen aus wie ein Emoji. Und ich frage mich jedes Mal, was dieses Zeichen zu bedeuten hat. Auf mich wirkt es wie ein Gesicht, das mich lachend anschaut. Könnte aber auch “Haltestelle in Rheinnähe“ bedeuten wegen der blauen Farbe. Wahrscheinlich hat das Zeichen aber etwas mit der Straßenbahn zu tun. Und richtig: Ich kann das Zeichen natürlich leicht „entwundern“. Denn einmal gegoogelt, und es ist klar: Es handelt sich um ein „Fahrleitungssignal“, das für Schienenfahrzeuge aber auch für Oberleitungsbusse gilt. Aha. Was gelernt.

Eines aber ist noch klarer:

Vor der Enträtselung des Schildes habe ich mich viel mehr damit beschäftigt, und mich lange wundern können über die Bedeutung dieses seltsamen Zeichens. Das ist vielleicht bei allen Zeichen und Wundern das Geheimnis: Sie arbeiten in einem selber weiter. Sie erzeugen Gedanken, die ich vorher so nicht gehabt habe. Sie weisen auf etwas hin, das meinen Horizont übersteigt. Solche Zeichen und Wunder - sie fordern heraus. Sind echte Denkaufgaben und beflügeln die Phantasie. Wenn also schon jedes seltenere Verkehrsschild auf unseren Straßen eine kleine Herausforderung ist, wieviel größer ist die Herausforderung, wenn es um das Wunder des Glaubens geht. Klar, kann man da auch Erklärungen finden. Aber sie erklären eben nie so ganz, was dieses Wunder wirklich bedeutet, für mich bedeutet. Meine Empfehlung: Nicht so rasch googeln, sondern sich Zeit nehmen. Sich einlassen auf die Wundergeschichte. Auf ein Zeichen, das Gott oder Jesus gegeben haben. Sich faszinieren lassen. Es auf sich wirken lassen. Welche Gefühle, welche Gedanken kommen mir? Gibt es etwas in der Geschichte, dass mir Mut macht, mich tröstet oder ärgert? Was sagt das Wunder über Gott, über Jesus? Und selbst wenn ich viel Kluges darüber gelesen habe – ganz oft kann ich mich einfach nur anerkennend darüber wundern, dass es immer noch so etwas wie Rätsel und Geheimnisse zwischen Himmel und Erde gibt … Es ist also viel mehr möglich, als mir unmittelbar vor Augen steht. Sich diese Offenheit und das Staunen bewahren können - das wäre schon sehr viel!


Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, Ihre Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe aus Köln.


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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