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Kirche in WDR 5 | 22.07.2023 | 06:55 Uhr
Königsmacher
Naja – und für die zahlreichen Pilgerinnen und Pilger ist
das vielleicht ein trauriger Anblick, in jedem Fall ein trauriger Klang.
Das gehört eigentlich zum Einzug der
Pilgergruppen in Kevelaer, wie sonst das „Amen in der Kirche“: Dass die Orgel
braust, wenn die Fußgruppen ankommen, an ihrem Pilgerziel. Jetzt gerade
schweigt die „große Königin“. Ihre Stelle tritt die „kleine Prinzessin“. Die
Chororgel im rechten Seitenschiff gibt derzeit ihr Bestes… irgendwie reicht es
…aber…tja… es reicht nicht.
So fasten wir bis heute irgendwie den Klang dieses wunderbaren Instrumentes. Aber: Es gibt Grund zur Hoffnung. Nach und nach bauen die Orgelbauer eine Klangfarbe nach der anderen bei der großen Seifert-Orgel ein. Gemeinsam mit den Musikern überlegen sie, wie die einzelnen Pfeifen im eindrucksvollen Raum künftig klingen sollen.
Das ist nicht unwichtig! Nur aufeinander abgestimmt und doch mit dem je eigenen Charakter werden die über 150 Register künftig Eindruck machen.
Sie steht also nach und nach wieder auf, die alte Dame, die Königin der Instrumente. Ungeduldig warten viele Menschen darauf, wie sie klingen wird. Klar ist: anders. Aber sicher ist auch: wunderbar.
Und wo wir grad schon von Königinnen und Prinzessinnen sprechen: Eigentlich ist das ja mit unserer Orgel in Kevelaer, so habe ich bei mir gedacht, genau so wie mit Charles dem Dritten. Der hatte ja lang genug die Prinzenrolle gespielt. Eindrucksvoll fand ich dann bei seiner Krönung im Mai, wie Charles eingekleidet wurde. Anfangs in schlichtem weiß gekleidet, wurde er nach und nach mehr zum König. Noch immer sind viele unsicher und neugierig, wie dieser neue König sein wird. Wird er in die Fußstapfen seiner Mutter treten? Wird er neue Akzente setzen? Wird er an der ein oder anderen Stelle sogar mit Traditionen brechen?
Ich mag die Royals und gestehe sogar: ich bin ein Fan. Und die große Orgel der Basilika in Kevelaer mag ich auch.
Ich mag die Traditionen im englischen
Königshaus und die Pflege der Orgelmusik an
Sankt Marien ebenfalls.
Die Zeit vor der Krönung in London, aber auch die „große Stille“ in Kevelaer konnte ich irgendwie genießen. Warum das so war, das habe ich mich auch gefragt. Ich glaube, weil etwas Neues wurde und auch werden durfte.
Nun bin ich nicht nur gespannt, wie der neue König sich wohl macht, sondern auch wie die Orgel in Kevelaer am Ende klingen wird; in aller Pracht. Im Herbst wird es wohl soweit sein.
Für mich selber ist es beruhigend zu wissen: Gott kann eine Menge zum Klingen bringen… Am Ende aber braucht er auch Menschen, die sich darauf einlassen und bereit sind daran mitzuarbeiten. Und es braucht von uns allen den Mut, sich auf neue Klänge, Erkenntnisse, Zeiten und Veränderungen auch einzulassen.
In diesem Sinne: „God save the King“ und „ein Hoch“ auf die Königin der Instrumente… und natürlich auf alles, was die Zukunft bringt.
Ihr Bastian Rütten aus Kevelaer.