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Kirche in WDR 5 | 29.07.2023 | 06:55 Uhr

Vielfalt braucht Vergebung

Guten Morgen,

Wir alle haben mal einen schlechten Tag. Ich als schwarzer Mann habe meistens meine schlechten Tage dann, wenn mich mal jemand wieder rassistisch beleidigt oder diskriminiert. Wenn mir jemand sagt, geh zurück nach Afrika, oder ich merke, dass Menschen in der Bahn nicht neben mir sitzen wollen, weil ich schwarz bin.


In diesen Zeiten hilft mir mein Glaube. Mein Glaube hilft mir, mit dieser Diskriminierung, die passiert, zurechtzukommen. Ich erinnere mich daran, dass wir alle vor Gott gleich sind. Ich erinnere mich daran, dass Diskriminierung eine Verfehlung des Menschen ist.


In den Momenten, wo ein Mensch mir hasserfüllt entgegentritt, versuche ich, daran zu denken, dass wir alle Fehler haben und dieser Mensch heute etwas Schlechtes tut, aber an sich nicht schlecht ist, und das hilft mir sehr.


Der Glaube unterstützt mich gegen Diskriminierung, denn in der Bibel steht ganz klar „Liebe deinen Nächsten“. Dort steht nicht: „Liebe deinen Nächsten, wenn er deine Hautfarbe hat, wenn er deine Kultur hat, deine Nationalität oder deine Religion teilt.“ Dort steht: „Liebe deinen Nächsten“, unabhängig von all den Dingen, die ihn anders machen können.


Wer mir da Mut gemacht hat, ist Heinrich Bedford Strom, der ehemalige Vorsitzende des Rates der evangelischen Kirche in Deutschland. Er sagte einst: „Rassismus ist Gotteslästerung“. Für mich ist es ein ungemein wichtiges Zitat, weil es nicht nur verdeutlicht, wie unvereinbar eine rassistische Haltung mit den Botschaften unseres Glaubens ist, sondern weil er es sagt. Er ist ein alter weißer Mann. Er hätte die Wahl, sich rauszuhalten, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen. Er selbst erlebt Rassismus nicht auf der Straße. Er könnte sagen, was geht mich das denn an. Aber er entscheidet sich, aktiv dagegen vorzugehen, etwas auszusprechen, was ich jeden Tag empfinde und was mir durch den Kopf geht. Er setzt sich ein trotz seiner Identität.


Das bedeutet: Rassist oder Antirassist*in sein, ist nicht unbedingt damit verbunden, wer ich bin, sondern welche Haltung ich habe und wie ich sie aktiv in die Welt trage. Es ist natürlich einfach, von den Menschen zu fordern, gegen Rassismus zu sein. Wir müssen aber anerkennen, dass in einer vielfältigen Gesellschaft es zu immer mehr Konflikten kommen wird. Konflikten, weil es unterschiedliche Vorstellung von Nähe und Distanz gibt, von laut und leise, von Essgewohnheiten, von dem perfekten Gang (oder) wie unsere Gesellschaft, unsere Familien, unser Miteinander, unsere Wirtschaft beschaffen sein soll(en).


In all diesen Konflikten treffen wir nun immer häufiger auf Menschen, die eine andere Religion, Kultur, Hautfarbe oder Sozialisation haben. Und wenn es dann zu Reibungen kommt, wenn man sich gegenseitig im Vorwurf vereint ist: Auch da hat mir der Glaube stets geholfen.

Denn Vielfalt in unserer Gesellschaft braucht Vergebung. Vergebung bedeutet, dass, wenn dieser Mensch, der mir auf der Straße entgegentrat, mich rassistisch diskriminiert, dass ich nicht voller Wut zurückrufe, sondern auf diesen Menschen zugehend frage: „Warum hassen Sie mich? Habe ich Ihnen etwas getan?“ Und wenn der Mensch begreift, was er selbst dort angestellt hat, wie er sich fehlerhaft verhalten hat, und er dann zu mir sagt: „Ey, ich habe einen schlechten Tag, das war nix, das hätte ich nicht machen dürfen“ - wie letztens in einer Zugfahrt von Dortmund nach Münster… Dann liegt es an mir, genau diese Vergebung, die in einer vielfältigen Gesellschaft notwendig ist, zu geben.
Und zu verstehen: Das war ein Fehler - und vor mir steht kein schlechter Mensch.


Vielen Dank, und ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, ihr Narku Laing aus Essen!


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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