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Das Geistliche Wort | 26.12.2023 | 08:40 Uhr

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offene Türen

Musik 1: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich

Komposition: Nikolaus Herman, Matthias Weida & Martin Mohns; Interpreten: Weida & Mohns; Album: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich (Choral Sessions 12) – Single; Label: 2021 Weida & Mohns; LC: unbekannt


Heut schließt er wieder auf die Tür

zum schönen Paradeis;

der Cherub steht nicht mehr dafür.

Gott sei Lob, Ehr und Preis,

Gott sei Lob, Ehr und Preis!


Autor:
„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis“ – in den Gottesdiensten zu Weihnachten war das früher ein Schlager, natürlich nicht als Popsong, sondern als Choral in der Kirche. Alle haben kräftig mitgesungen, und als Kind habe ich immer gedacht, das muss unsere Wohnzimmertür sein! Irgendwann morgens haben meine Eltern sie verschlossen. Dahinter der geschmückte Baum, darunter die Geschenke, in meinem Hinterkopf der Wunschzettel. Am Nachmittag, nach dem Gottesdienst in der Kirche, wurde sie dann feierlich aufgeschlossen, die Tür zum Paradies.

So oder ähnlich wird es vorgestern, an Heiligabend, in vielen Häusern und Wohnungen gewesen sein. Heute sind die meisten schon satt und müde, hier und da lesen die Erwachsenen im neuen Roman, Kinder und Enkel spielen mit den neuen Sachen, vielleicht steht heute Nachmittag noch ein Besuch an. Es öffnen sich so manche Türen an diesen Feiertagen. Manche werden auch allein sein. Traurig vielleicht. Zurückgezogen. Oder sehnsüchtig. Aber wie es ist, offene Türen zu haben und anderen zu begegnen, das werden doch die meisten einmal erlebt haben. Es ist jedenfalls ein paar Gedanken wert: Wer ist mir freundlich begegnet, und sei es nur ein einziges Mal. Wo steht mir noch eine Tür offen, und sei es nur einen winzigen Spalt? Eine Chance gibt es immer.

Und irgendwo unterm Baum oder auf einem Tisch steht bei vielen eine Krippe. Sie zeigt, wie das war, als Maria und Josef in Bethlehem ankommen und wieder und wieder anklopfen an unzähligen Türen. Überall belegt, besetzt, geschlossen – bis sie in diesem Stall unterkommen.

Das mit der Tür, die aufgeht, kling in einer Kirche dann etwa so:


Musik 2: Christvesper des Dresdner Kreuzchores, RMWV 7: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich

Komponist: Rudolf Mauersberger; Interpreten: Dresdner Kreuzchor, Christoph Klingner, Markus Ritschel, Michael-Christfried Winkler, Dresdner Philharmonie & Gothart Stier; Album: Festliche Weihnachten mit dem Dresdner Kreuzchor; Label: 2012 Edel Germany GmbH; LC: 01666


1. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich,

in seinem höchsten Thron,

der heut schließt auf sein Himmelreich

und schenkt uns seinen Sohn,

und schenkt uns seinen Sohn.


Autor:
„Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“ – dieser alte Choral besingt, wie Gott zur Welt kommt und was das verändert. Er schließt sein Himmelreich auf, um bei uns auf der Erde in einem Stall unterzukommen. Nikolaus Herman hat das Weihnachtslied geschrieben, eine erste Fassung stammt aus dem Jahr 1550. Er war Kantor und Lehrer in St. Joachimstal in Böhmen, ein Anhänger der Reformation. Seine Lieder veröffentlicht er 1560 in Wittenberg unter dem Titel „Die Sonntags-Evangelia über das Jahr in Gesänge verfasset für die Kinder und christlichen Hausväter“. Nicht zuerst für die Kirche und den Gottesdienst, sondern für die Schule und den Hausgebrauch hat er sie geschrieben. Unser Choral findet sich unter der Rubrik Weihnachten mit der Überschrift: „Drei geistliche Weihnachtslieder vom neugeborenen Kindlein für die Kinder im Joachimsthal.“
Das ist ein bisschen so, als würde heute der Religionslehrer oder die Musiklehrerin an der Schule mal ein Weihnachtslied schreiben für die Kinder in Wassenberg-Birgelen, Essen-Stele oder Bielefeld-Sennestadt.


Musik 1: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich


Sprecherin (overvoice):

Lobt Gott, ihr Christen alle gleich,

in seinem höchsten Thron,

der heut schließt auf sein Himmelreich

und schenkt uns seinen Sohn.


Autor: Schon die Kinder wissen, was das mit den Türen bedeutet. Wenn eine Tür verschlossen ist, kann das heißen, hier möchte jemand nicht gestört werden. Oder hier hat jemand Streit und will mit niemandem etwas zu tun haben. Soll ja vorkommen, gerade an Weihnachten. Ganz anders, wenn die Tür weit offen ist. Das heißt: Komm rein, bei mir ist Platz, du bist eingeladen. Wir können zusammen erzählen oder essen und trinken oder spielen. Die Tür ist offen. Und die einen kleinen Spalt geöffnete Tür? Sie kann heißen: Klopf ruhig an und komm vorsichtig rein. Oder: Na gut, wir können uns wieder vertragen.

Auch als Erwachsene erwarten wir etwas hinter einer Tür: Gewohntes, Vertrautes, Schwieriges, Schönes. Manchmal sind wir neugierig oder gespannt. Zum Beispiel wenn wir jemanden, den wir mögen, das erste Mal zuhause besuchen. Dann hat er oder sie wahrscheinlich aufgeräumt, vielleicht Kerzen angemacht, gekocht, einen guten Wein rausgesucht. So eine Wohnung ist ja immer auch ein Spiegel. Da ist ganz viel zu sehen und zu spüren von denen, die dort wohnen. Spannend. Ein andermal sind wir ängstlich. Müssen uns trauen, über eine Schwelle zu gehen, wissen nicht, was uns hinter der Tür erwartet. Das Büro des Kollegen, der gestern sauer war und die Tür zugeknallt hat. Das Zimmer im Krankenhaus, wenn der Partner, die Partnerin aus der OP zurück ist. Türen lösen bestimmte Gefühle aus.


Musik 3: Lobt Gott ihr Christen alle gleich

Komponist: Nikolaus Herman; Interpreten: Jazz 'n' Spirit; Album: Continuum; Label: 2011 Berthold Records; LC: 27984


Autor: In diesen Tagen habe ich mit ein paar Menschen gesprochen, was so eine Tür bei ihnen auslöst. Die geöffnete, die geschlossene, die einen Spalt breit offene.
Anne ist Erzieherin in einer KiTa. Sie hat Frühdienst und erinnert sich, als es im Dezember das erst Mal geschneit hat. Die Kinder wollen raus, das ist ja klar. Jetzt hieß es: Schneehosen, Schneejacken, Schneeanzüge, Mützen und Handschuhe, Schal und Stiefel, alles den Kindern anziehen. Leichter gesagt als getan. Fingerhandschuhe für Dreijährige. Eine echte Herausforderung. Irgendwann ist es geschafft. Wenige Minuten später sagt die kleine Alina: Ich muss mal. Und Tom: Ich habe es nicht mehr geschafft. Also Wechselsachen besorgen und alles von vorn. Dann geht’s endlich raus: Schneemann bauen, Finger wärmen und zwischendurch immer wieder mal trösten, denn auf Schnee und Eis, da rutscht man schon mal aus. Was für ein Vormittag! Sagen wir mal so: Rein in die Klamotten, raus aus den Klamotten und das je 24 Mal. Anne spürt ihren Rücken. Dann holt sie den Aufnehmer und wischt das Schmelzwasser auf. „Nein! Jetzt geht keiner mehr raus, das Essen ist bald fertig!“ sagt sie den beiden Jungs, die am liebsten noch mal in den Schnee wollen. Sie akzeptieren die Ansage und drehen ab. Glück gehabt!
Dann geht’s in den Mittagsdienst. Hoffentlich geht es der Kollegin bald besser, denkt Anna. Irgendwer ist immer krank in diesen Wochen. Das Telefon klingelt. Das Büro ist nicht mehr besetzt. Sie bleibt noch, einige Eltern verspäten sich, wer will es ihnen verdenken bei dem Wetter. Dann endlich Feierabend!
Anne atmet einmal tief durch, dann macht sie sich auf den Weg nach Hause. Angekommen kramt sie nach dem Haustürschlüssel. Die Tür geht auf, hier ist es warm, im Hintergrund läuft Musik. „Und wie war es heute?“ fragt ihr Mann und gießt Kaffee ein.
Hier ist sie zu Hause. Schön ist es hinter dieser Tür.


Musik 4: Seven Stains from Christmas Eve
Komponist: Johan Norberg; Interpret: Nils Landgren; Album: Christmas with My Friends V; Label: 2016 ACT Music + Vision GmbH & Ko KG; LC: 85387


Autor: Eine andere Geschichte aus diesen Tagen: Einfach nicht eingeladen werden, ist schon ein verdammt blödes Gefühl, denkt Micha. Jonas ist dabei, Liam auch. Was ist da los? Vor ein paar Tagen hat Micha die Message von Jonas bekommen: „Biste an Silvester eigentlich auch auf Sarahs Party eingeladen? Die haben voll die fette Hütte mit DJ angemietet und ´nen Feuerwerk gibt’s auch. Das wird bestimmt super. Sehen wir uns da?“

Es gibt nur ein Problem: Micha hat keine Einladung! Seine Gedanken drehen sich im Kreis: Kann es sein, das Sarah mich vergessen hat? Oder ist es pure Absicht? Ich gehör zwar nicht zu ihrer Clique, aber wenn Jonas eingeladen ist, wieso ich dann nicht? Ich möchte schon gerne dabei sein. Irgendwie dazugehören. Das sind echt tolle Leute da. Was soll ich tun?

Nach einiger Zeit traut sich Micha, bei Jonas nachzufragen, ob er irgendwas tun kann. Mal vorsichtig nachfragen oder so. Und siehe da, zwei Tage später ploppt eine Nachricht von Sarah auf. Die Einladung!

Micha ist erleichtert, er freut sich riesig. Er stellt sich alles genau vor: Wenn ich Silvester durch diese Tür gehe, wird das ein super Gefühl sein.


Musik 5: Rock me baby
Interpretin: Melissa Etheridge; Album: MEmphis Rock And Soul; Label: 2016 MLE Music, Inc., LC: unbekannt


Autor: Eine dritte Weihnachtsgeschichte aus diesem Jahr: Uwe ist erleichtert, dass diese Tür noch mal aufgegangen ist. Obwohl es wirklich nicht leicht war, den ersten Schritt zu machen. Seit 10 Jahren hat er nicht mehr mit seiner Schwester geredet. Seit ihr Vater verstorben ist. Ein kurzer Gruß zu Weihnachten vielleicht, selbst das nicht jedes Jahr, das ist alles. Es hat mit der Erbschaft zu tun. Uwe fühlte sich ungerecht behandelt damals. Naja, und dann kamen die ganzen alten Geschichten wieder hoch. Früher wurde sie doch auch schon bevorzugt. Jedenfalls gab damals ein Wort das andere. Uwe war verletzt, sie war verletzt, und irgendwann hat sie unmissverständlich die Tür zugeschlagen und den Kontakt abgebrochen. Mit ihm wollte sie nichts mehr zu tun haben. Das Verrückte ist: Eigentlich mag Uwe seine Schwester.

In diesem Sommer hört er von den alten Freunden zuhause, dass sie schwer krank ist. Es sei wirklich ernst. Da denkt er sich: Das kann doch nicht einfach so bleiben. Ja, stimmt, ich hab mich damals daneben benommen. Dass sie den Kontakt abgebrochen hat, das hat schon mit mir zu tun. Naja, mit uns beiden natürlich. Aber jetzt muss einer den ersten Schritt machen, denkt Uwe, und schreibt ihr einen langen Brief. So richtig mit Tintenroller auf Papier. Und seine Schwester? Sie hat geantwortet! Die beiden haben schon telefoniert und im neuen Jahr wird er sie besuchen. Er ist einfach nur froh, dass diese Tür aufgegangen ist, und sie die Chance haben, sich zu versöhnen.


Musik 6: A new door

Lenny Kravitz; Album: It Is Time For A Love Revolution; Label: 2008 Virgin Records America, Inc.; LC: 33687


Sprecherin:

Er kommt aus seines Vaters Schoß

und wird ein Kindlein klein,

er liegt dort elend, nackt und bloß

in einem Krippelein,

in einem Krippelein.


Autor: Zurück zu unserem Weihnachtslied. Ein beschwerlicher Weg aus des Vaters Schoß in die Futterkrippe ist das. Folgt man der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium, war’s keine einfache Geburt. Da ist die Volkszählung auf Anordnung der römischen Besatzungsmacht. Jeder muss sich registrieren lassen. Die Behörden sind überfordert, die Quartiere ausgebucht. Und das alles nur für noch mehr Steuern, für Straßen, Paläste und Soldaten. Wie hatte Maria geträumt? Der neue Herrscher, der geboren wird, wirft die Gewaltigen vom Thron und erhöht die Niedrigen? Von wegen. Überall verschlossene Türen und kein Raum in der Herberge. Stattdessen ein Stall und eine Futterkrippe. Kein guter Start für den neuen König. Oder war es genau so gemeint und gewollt?


Nikolaus Herman dichtet in seinem Weihnachts-Kinderlied, wie Gott zu uns Menschen kommt. Es braucht bei uns keine prachtvolle Tür wie bei einem Schloss oder beim Rathaus, es muss noch nicht mal aufgeräumt sein. Er hat sogar eine Vorliebe für die Schwachen, für die mit den ganz einfachen Türen. Unser Leben muss auch nicht erst in Ordnung gebracht werden, bevor wir ihn einlassen können. Es reicht, wenn wir Platz für ihn haben. Er kommt niedrig, er macht sich klein. Damals war es der Stall. Maria und Josef waren einfache Leute. Die Hirten galten als Herumtreiber, mit denen man lieber nichts zu tun hatte. Spielt alles keine Rolle. Gott öffnet die Tür und kommt zu uns Menschen.


Musik 3: Lobt Gott ihr Christen alle gleich (Jazz 'n' Spirit)


Sprecherin:

Er äußert sich all seiner G’walt,

wird niedrig und gering

und nimmt an eines Knechts Gestalt,

der Schöpfer aller Ding,

der Schöpfer aller Ding.


Autor: Nikolaus Herman, der Lieddichter, kennt seine Bibel. Nicht nur die Weihnachtsgeschichte mit ihrem „Krippelein“. Auch den sogenannten „Christushymnus“ im Philipperbrief. Schon der Apostel Paulus benutzt dieses alte christliche Bekenntnis:


Sprecher:

Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,

sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,

ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

(Phil 2,6ff)


Autor: Darauf spielt Nikolaus Herman an, aus diesem Bekenntnis macht er sein Kinderlied. Die alte Rollenaufteilung gilt nicht mehr: Hier Gott, hoch erhaben auf einem Thron im Himmelreich, da die Menschen, davon weit entfernt und getrennt. Sie können Gott dienen, auf ihn hören, zu ihm beten, aber ein Abstand bleibt. An Weihnachten wird das völlig anders. Gott steigt vom Thron, schließt die Tür auf, kommt zur Welt, wird Mensch.

Weihnachten erzählt: Gott verbindet sich mit uns. Und das, obwohl er uns kennt. Gott hätte allen Grund zu sagen: Wisst ihr was, macht euren Kram alleine! Seht zu, wie ihr zurechtkommt! Aber Gott knallt die Tür nicht zu, sondern im Gegenteil, er versöhnt sich mit uns Menschen. Er macht die Tür weit auf. In Zeiten, wo so manche Tür zu geht, ist das vielleicht das große Weihnachtswunder: Dass jetzt jeder von uns für einen anderen zur offenen Tür werden kann. Wo er erwartet wird und hört: du bist willkommen. Ich fänd’s paradiesisch.


Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen auch heute noch, am zweiten Weihnachtsfeiertag, Rundfunkpfarrer Titus Reinmuth aus Wassenberg.



Musik 7: Merry Christmas Baby

Interpretin: Melissa Etheridge, Album: A New Thought for Christmas, Label: 2008 Island Records; LC: 00407




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