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Kirche in WDR 5 | 14.10.2023 | 06:55 Uhr
Ich setze auf die Liebe
Ich kenne das Heilige Land seit meinem
Zivildienst vor 23 Jahren. Palästinenser wie Israelis kenne ich dort. Noch im
April war ich Jerusalem. Und wie immer, wenn ich dort bin, habe ich den Psalm still
vor mich hin gebetet, als ich mich genähert hatte dieser alten, großen,
großartigen Stadt. „Erbittet für Jerusalem Frieden. Wer dich liebt, sei in dir
geborgen“ heißt es da weiter in Psalm 122.
„Friede wohne in deinen Mauern. In deinen
Häusern Geborgenheit.“ – Was für ein Wunsch, in diesen Tagen! In diesem
heiligen, unheiligen Land. Und der 122. Psalm endet so: „Wegen meiner Brüder
und Freunde will ich sagen: In dir sei Frieden“
Und ich denke: Darum geht es doch: „Wegen meiner Brüder und Freunde erbitte ich Frieden“ – und 2.500 Jahre später sage ich natürlich auch: Wegen meiner Schwestern und Freundinnnen erbitte ich ihn. Die Sache ist nur: Wer sind meine Schwestern und Brüder? Meine Freundinnen und Freunde?
Derzeit tobt er wieder, dieser uralte Bruder- und Schwesternkonflikt - mit all den Toten und all dem Leid. Und das schlimme ist: Vielen fehlt der Blick, dass sie einander Brüder und Schwestern sind. Dass sie einander Nächste sind.
Denn das ist doch klar: Wo ich nicht sehe, wer mein Nächster ist, da kann auch Nächstenliebe nicht wachsen. Wo neue Wunden gerissen werden, da kann keine Völkerfreundschaft heilsam sein.
Herzzerreißend wünsche ich dieser Region, dass sie im Frieden lebt, im Schalom, im Salam. Das Heilige Land ist für mich nicht irgendein Flecken Erde. Es ist der Ort, wo einst der Jude Jesus anfing, von der Feindesliebe zu predigen – allen Völkern. Wo er sagte: Nicht Auge um Auge, sondern: Liebt einander. Ich wünsche Israelis wie Palästinensern, dass sie dort in Frieden leben können: Ob Juden, Muslime, Christen….
Seit einer Woche fehlen mir die Worte. Gute Worte, um das alles zu beschreiben. Und ich rette mich jetzt hier – nicht in Worte von Jesus, sondern in Worte vom „schwarzen Schaf vom Niederrhein“, vom Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch. Der hat wie einst König David auch Psalmen geschrieben. Und alles, was mir heute, eine Woche nach den Anschlägen in Israel, einfällt, ist also das hier von Hüsch:
„Ich
setze auf die Liebe
Wenn Sturm mich in die Knie zwingt und Angst in
meinen Schläfen buchstabiert
Ein dunkler Abend mir die Sinne trübt, ein junger
Mensch den Kopf verliert
Ein alter Mann den Abschied übt.
Das ist
doch das Thema.
Den Haß aus der Welt zu entfernen und wir bereit
sind, zu lernen
Daß Macht, Gewalt, Rache und sogar Sieg
Und sogar Sieg
Nichts anderes bedeuten als ewiger Krieg
Auf Erden und dann auf den Sternen
Die einen sagen, es läge am Geld - gut das ist
sicher nicht ganz falsch
Die anderen sagen, es wäre die Welt
Sie läge in den falschen Händen - da ist auch
manches richtig dran
Aber jeder weiß es immer besser, woran es liegt,
nur es hat noch niemand
Noch niemand
Den Haß besiegt
Ohne ihn selbst zu beenden
Er kann mir sagen was er will
Und kann mir singen wie er's meint
Und mir erklären, was er muß
Und auch begründen wie er's braucht
Ich setze auf die Liebe
Schluß“
Schabbat Schalom sagen sich Jüdinnen und Juden auch heute weltheit. Schabbat Schalom wünsche ich Ihnen in großer Solidarität mit dem jüdischen Volk, Klaus Nelißen aus Köln.
