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Kirche in WDR 5 | 20.10.2023 | 06:55 Uhr
Das Band des Friedens
Guten Morgen.
Lea ist wieder zu Hause, lese ich. Lea hatte eigentlich als Volontärin ein freiwilliges soziales Jahr mit dem Berliner Missionswerk begonnen. Im Westjordanland in Beit Jala – in der evangelisch-lutherischen Schule Talitha Kumi. Gerade hat sie sich eingelebt. Doch die Lage ist zu gefährlich. Sie muss ausreisen. Leas Auftrag: palästinensischen Kindern ein Blechblasinstrument beibringen. Denn Lea ist vom Projekt „Brass for Peace“. Der Verein will bei Bläserinnen und Bläsern der Posaunenchorbewegung in Deutschland das Interesse und Verständnis für die Situation im Heiligen Land wecken und andersherum dort die Bläserarbeit bekannt machen. Mit Blechbläserunterricht an evangelischen Schulen.
„Wir brechen den großen Konflikt zwischen Israel und Palästina auf die kleinste Ebene herunter. Nämlich auf das direkte soziale Umfeld“, sagt Professorin Monika Hofmann, 2. Vorsitzende und musikalische Leiterin des Vereins „Brass for Peace“. „Wenn ein Schüler oder eine Schülerin gemobbt werden, weil er Muslim ist oder weil sie Christin ist, dann gehen wir da im Unterricht mit um. Um gut Musik zu machen, muss man ja aufeinander hören.“ Einen ehemaligen Schüler hat sie vor Augen. Er war traumatisiert. War in seiner alten Schule immer wieder gemobbt worden und hatte viel Angst. Er wurde immer wieder aggressiv. Und lernte nun in der evangelischen Schule, anders damit umzugehen. Wenn er in den Bläserproben aus heiterem Himmel aggressiv wird, bläst er nun eben so lange die Posaune – und zwar irre laut -, bis er sich beruhigt hat. Wissen alle. Ok, der braucht das jetzt. Irgendwo muss er mit seinen Gefühlen ja hin.
„Ein Musikinstrument zu lernen, macht stark“, sagt Monika Hofmann. „Gerade ein Blechblasinstrument.“
Ich brauche Geduld. Es geht nicht so schnell, bis es schön klingt. Ich brauche im wahrsten Sinne des Wortes langen Atem. Ich muss üben – Rückschläge sind nicht schlimm. Weiterüben, mir Ziele setzen, irgendwann klingts gut.
Ich merke: Ich kann selbst etwas tun, damit es gut wird. Und damit ich mit anderen gut zusammenspiele. Mit ihrem Musikunterricht hätte Lea in Talitha Kumi muslimischen, evangelisch-lutherischen, katholischen und griechisch-orthodoxen Kindern neben dem Instrument so auch wichtige Bausteine der Persönlichkeitsbildung vermitteln können.
Musikvideoausschnitt: Dona nobis pacem (Brass for Peace) (vorher und hinterher unter Text unterlegt)
„Brass for Peace.“
„Brass for Peace“ verbindet Jugendliche und Erwachsene vieler Nationen. Der Krieg in der Ukraine und so vielen weiteren Krisengebieten in der Welt haben sie bewegt.
Und so haben sie 2022 ein Musik-Video gemacht mit dem Kanon „Dona nobis pacem“. Gib Frieden, Gott. Mit Posaunen und Gesang. Mehrstimmig. Mit dabei Musizierende aus Palästina, Deutschland, Frankreich, Sumatra (Indonesien) und Sierra Leone.
Gebt dem Frieden eine Chance – mit Beten. Mit Musik machen. Lernt einander kennen, verstehen, redet, tragt Konflikte anders aus als mit Waffen, Steinen oder Ellenbogen. Bei aller Unterschiedlichkeit – sucht Wege. Dona nobis pacem. Gott gebe die Kraft dazu. Jeder und jedem Einzelnen in der Welt.
Es grüßt Sie,
Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.
Musik: https://www.youtube.com/watch?v=nCNyUDf0hu4
13.03.2022 Friends of Brass for Peace around the world pray for peace in Ukraine and all other conflict regions of the world. Thanks to all musicians from Palestine, France, Germany, Indonesia, Sierra Leone. --- concept and cut: Richard Natho www.brass-for-peace.de
Informationen
https://www.brass-for-peace.de/
Zuletzt abgerufen am 17.10.23