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Kirche in WDR 5 | 19.12.2023 | 06:55 Uhr
Weihnachtsvokabeln
„¡Hola! ¿Cómo estáis?“ Das ist Spanisch und bedeutet „Hallo, wie geht’s euch?“ An jedem Montagabend werde ich so begrüßt. Ich sitze dann zusammen mit acht weiteren teilnehmenden Personen in einem Spanisch-Kurs an der Volkshochschule. In deren Programm gibt es viele tolle Angebote für alle möglichen Interessen, und ich habe mich eben für Spanisch entschieden. Unsere Lehrerin stammt gebürtig aus Mexiko und weiß uns Lernende immer wieder zu motivieren. Sie macht einfach einen super Unterricht und versucht mit Engelsgeduld alle Fragen zu beantworten. Jede Woche befinde ich mich so für neunzig Minuten in einer anderen – Sprachwelt. Mühsam finde ich mich in ihr zurecht. Ich kann Schülerinnen und Schüler jetzt wieder gut verstehen, wenn ihnen das Erlernen einer fremden Sprache nicht leichtfällt: Vokabeln büffeln, Zeitformen, unregelmäßige Verben… Denn auch nach mehreren Semestern Spanisch fällt es mir noch schwer, immer die richtigen Worte zu finden. Nur ganz langsam gibt es Lernfortschritte; und das sind dann immer kleine Glücksmomente, wenn ein Satz gelingt und mir das richtige Wort im richtigen Moment einfällt.
Ich versuche, die erworbenen Kenntnisse anzuwenden, einfach drauflos zu sprechen, zum Beispiel bei der Bestellung im Restaurant oder an der Hotelrezeption im nächsten Spanienurlaub. Wenn ich dann den Kellner oder die Dame am Empfang besser verstehe als früher, bin ich in die fremde Sprachwelt schon tiefer eingetaucht. Wenn Sprachkenntnisse hingegen fehlen, bleibt die andere Welt verschlossen. Wenn ich die Sprache einer anderen Person falsch oder gar nicht verstehe, dann kann das zu gefährlichen Missverständnissen in unserer Kommunikation führen.
Im übertragenen Sinn gilt das für mich auch für die Sprache des christlichen Glaubens. Am Anfang meines Theologiestudiums musste ich viele neue Begriffe lernen, von manchen hatte ich noch nie etwas gehört. Mit der Zeit merkte ich, dass es nicht nur eine Sprache des Glaubens gibt, sondern viele Sprachen und Dialekte. Anfangs war es mühsam, aber jetzt genieße ich es, mich in der Sprachwelt der Theologie zu bewegen. Die Sprache und das Denken großer Theologinnen und Theologen begeistert mich. Sie erschließen mir neue Zugänge zum Glauben. Aber: Der christliche Glaube wäre eine tote Sprache, wenn er bei den reinen theologischen Begriffen stehenbleiben würde. Ich muss diese vielmehr anwenden. Ich muss sie in alltägliches Leben übersetzen. Nur so wird mein Christentum für mich und für andere konkret und relevant.
Gerade an Weihnachten begegnen uns manche „Vokabeln“ aus dem religiösen Sprachgebrauch, zum Beispiel das Wort „Menschwerdung“. Gott wird Mensch! Er kommt den Menschen in der Geburt seines Sohnes Jesus Christus unendlich nah. Diesem Gott ist deshalb nichts Menschliches fremd. Dieser Gott teilt Armut und menschliches Elend – als Kind in einer Futterkrippe.
Im Johannesevangelium heißt es:
Sprecher/Sprecherin:
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16)
Gott wird aus Liebe Mensch. Das feiern Christen an Weihnachten. Um das zu verstehen, brauche ich keinen Fremdsprachenkurs, sondern einfach nur das Vertrauen, geliebt zu sein.
Ich wünsche Ihnen heute einen schönen Tag!!
Ihr Pastor Achim Hoppe
