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Kirche in WDR 5 | 06.02.2024 | 06:55 Uhr
Licht in der Nacht
Guten Morgen.
Wir sind mit einer kleinen Gruppe auf Korsika im Urlaub. Nach einigen normalen Wanderungen wollen wir zu zweit auf den höchsten Berg der Insel steigen. Der Monte Cinto ist immerhin 2706 Meter hoch und auf unserer Route sind knapp 1300 Höhenmeter zu überwinden.
Wir fahren noch im Dunkeln los und kommen zeitig am Startpunkt an. Dabei bleiben wir ganz locker: Wenn es zu anstrengend wird, die Kletterpartien zu gefährlich für uns, dann drehen wir einfach um. Wir müssen nicht um jeden Preis ganz hinauf.
Ganz schön anstrengend, der Anstieg. Wir kommen ins Schwitzen. Aber die Aussicht ist phantastisch, die schroffen Berge und der Blick ins Tal. So befreiend, in die Weite und übers Meer zu schauen. Das Wetter bleibt optimal. Kurz vor den Gipfel machen wir nochmal Pause, essen etwas, genießen noch einmal die Fernsicht. Wir beschließen umzudrehen. Zum Gipfel fehlen uns noch 100 Höhenmeter auf 400 Meter Strecke. Eigentlich nicht mehr viel, aber wir merken schon jetzt, dass unsere Kräfte nicht mehr weit reichen.
Im Nachhinein ist es die richtige Entscheidung. Der Weg nach unten ist nochmal
richtig anstrengend. Es geht buchstäblich über Stock und Stein, über Geröllfelder.
Die Markierungen sind oft schlecht zu finden. Auch unser GPS hilft uns nicht
immer weiter. Dann fängt es an zu dämmern. Zu dem Zeitpunkt liegen die
steilsten Passagen schon hinter uns - Gott sei Dank. Doch nun wird es immer
schwieriger, die Markierungen zu sehen. Bald ist es stockdunkel. Ich habe keine
Panik, weil wir das GPS haben. Doch damit im Dunkeln den schmalen Weg zu finden,
ist alles andere als einfach. Es wird noch ein hartes Stück Arbeit, zurück zum
Auto zu kommen. Hoffentlich schaffen wir es. So manches Stoßgebet schicken wir
in den Himmel. Dann sitzen wir an einem Bach, ziemlich niedergeschlagen, der
Weg ist noch weit. Wir füllen unsere Flaschen auf, denn auch das Wasser ist
knapp geworden.
Plötzlich sehen wir ein Licht. In dieser dunklen Nacht. Kein Stern, sondern eine Taschenlampe. Es kommt von hinten uns immer näher. Ein später Wanderer mit einer deutlich besseren Beleuchtung als wir sie haben. Und vertrauter mit dem Terrain. Und der leuchtet uns den Weg heim. Viel schneller und weniger anstrengend. „Dich schickt der Himmel!“ sagen wir. Von so weit herabgestiegen wäre er ja dann doch nicht, sagt der Wanderer. Dankbar erreichen wir den Parkplatz.
Ein
Licht in dunkler Nacht. Mit einem Menschen, einem Engel, der uns aus einer
schwierigen Lage befreit. Das kann passieren. Und das wünsche ich Ihnen von
Herzen. Immer wenn Sie sich in schwierigen, vielleicht ausweglosen Situationen
befinden.
Mehr als ein Dankgebet sprechen wir auf der Fahrt zum Hotel.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5:)
Es grüßt Sie, Pastor Heddo Knieper aus Soest.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze