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Kirche in WDR 5 | 15.02.2024 | 06:55 Uhr
„Wenn-Sätze“
Ich denke seit einiger Zeit weiter. Die
Poetry-Slamerin Julia Engelmann hat mal in einem ihrer Texte gesagt: „Ich würde
gern so vieles tun, meine Liste ist so lang. Aber ich werde eh nie alles
schaffen – also fange ich gar nicht an.“.
Tja, das mag so sein. „Aber vieles liegt halt nicht in meiner Macht“,
denke ich. „Wenn es in meiner Macht läge, dann könnte ich ja…“ – und da sind
wir mitten drin, in den Wenn-Sätzen.
Viele meiner „Wenn-Formulierungen“ sind so herrlich unrealistisch.
Sie scheitern an den Möglichkeiten sie umzusetzen. „Wenn ich mal Papst wäre,
dann…“
Aber genau: Das wird nicht
passieren. Also kann ich nichts ändern an meiner Kirche und dem, was mich
stört. „Wenn ich die Politik wäre…“ – Mal abgesehen davon, dass man ja nicht
„die Politik sein kann“ – Auch dass ich als Politiker einsteige, ist
unwahrscheinlich. Ich wüsste in all den Herausforderungen ehrlich gesagt auch
nicht, was das Richtige ist. „Wenn ich du wäre…“ das höre ich mich auch
manchmal sagen. „Ganz schön anmaßend eigentlich…“ denke ich mit etwas Abstand
und Gott sei Dank bin ich es nicht; und jeder Mensch ist Gott Sei Dank Er oder
Sie selbst.
Von Otto Reutter stammt das berühmte Wort: „Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre“ und es stimmt. Dann… ja dann wäre alles anders. Aber es ist eben nicht anders. Es ist wie es ist und daran leide ich nicht selten.
Aber irgendwie ist dieses Wenn eine Haltung die viel tiefer sitzt. Es ist irgendwie verwandt mit Haltungen, die mich (auch wenn ich nicht Papst oder Politiker werden kann) oftmals davon abhalte,n ich selber zu sein und anzupacken wo es nötig ist.
Julia Engelmann bringt auf den Punkt, welche
Konsequenzen das am Ende hat.
„Einmal bin ich fast einen Marathon gelaufen und hätte fast die Buddenbrooks gelesen und einmal wäre ich beinah bis die Wolken wieder lila waren noch wach gewesen und fast, fast hätten wir uns mal demaskiert und gesehen, wir sind die Gleichen, und dann hätten wir uns fast gesagt, wie viel wir uns bedeuten.“
Solche verpassten Chancen und Möglichkeiten gibt es in meinem Leben. „Wenn ich es könnte, würde ich vieles heute anders machen“ – denke ich bei mir. Und fällt mir der leibe Bernhard ins Wort und erinnert mich, dass Wenn-Sätze würde-los sind. Er hat so Recht. Wahrscheinlich bringt mir das noch junge Jahr 2024 noch die ein oder andere Möglichkeit, um einfach was „draus zu machen“. Das spart in Zukunft dann sicher auch den ein oder anderen „Wenn-Satz“.
Aus Kevelaer am Niederrhein grüßt Sie,
Ihr Bastian Rütten