Beiträge auf: wdr5
Kirche in WDR 5 | 16.03.2024 | 06:55 Uhr
Viele Gedanken und die Sache mit dem Scheitern
Also mache ich eine Pause, hänge die Wäsche auf und versuche es dann noch ein Mal. Fünf Sätze. Löschen. Eine halbe Seite. Löschen. Gut, dann erst einmal was anderes am PC erledigen. Vielleicht klappt ja zumindest der Bürokram, der hier noch liegt. Nach einer Stunde Fahrtkosten abrechnen, knurrt mein Magen. Ich gucke auf die Uhr. Zeit, das Mittagessen zu kochen. Am Nachmittag: noch einmal ein Versuch. Was soll meine Botschaft sein? Was der Aufhänger? Sie schießen mir durch den Kopf, die Themen.
Aber: auf dem Bildschirm passiert – nichts. Gut. Annehmen, dass nichts Kreatives passiert heute. Morgen ist auch noch ein Tag. Am nächsten Tag das gleiche Drama. Viel weiße Fläche auf dem PC und keine geraden Sätze. Dazu ein aufziehender Kopfschmerz. Ich rolle die Schultern und Kreise die Arme. Vielleicht hilft Bewegung, damit die Kopfschmerzen verschwinden. Auf dem Blatt neben dem PC sammeln sich weitere Ideen an, doch fließt mir kein gerader Satz aus den Fingern. Ich mag dieses Gefühl nicht. Zu wollen und die Aufgabe nicht geschafft zu bekommen. Die Aufgabe an sich und bitte auch pünktlich zum Abgabedatum. Ich versuche es mit Kugelschreiber und Papier. In der Hoffnung, dann etwas aufs Papier zu bekommen. Es ist der Wurm drin. In meinem Kopf wimmelt es vor Gedanken und Ideen. Ich glaube, genau das ist das Problem. Viele Ideen und keine konkret ausgereift. Mittlerweile wummert mein Kopf und ich mache den PC aus. Diesen Kopfschmerz kenne ich. Da hilft nur schlafen. Wieder ein Tag, an dem ich es nicht geschafft habe. Wieder einmal gescheitert. Ja, Anne, darin bist Du gut…Anne Herrmanns-Dentges, die Frau von der Kirche, die so gut scheitern kann….
Einige Tage später, ich habe immer noch keinen neuen Text fertig, lese ich folgenden Segen bei meiner morgendlichen Gebetstasse Kaffee:
Sprecherin:
"Gott, segne uns, mit dem Glauben, der uns auf dich ausrichtet. Segne und mit der Hoffnung, die uns aufrechterhält. Segne uns mit der Liebe, die uns wagen lässt. Amen."[1]
"Na, guck!", denke ich und bin erleichtert und gestärkt. Nach Tagen des Scheiterns, des Nicht-Schreiben-Könnens, fühle ich mich nicht mehr klein und unfähig. Annehmen, dass ich das Texte schreiben in den Tagen nicht geschafft habe. Nicht ganz leicht ist das, aber ich will mich nicht weiter nieder machen, sondern aufrichten. Ich glaube an einen Gott, der aufrichtet. Selbst im Scheitern. Ich will es weiter wagen. Für den heutigen Tag wünsche ich mir und auch Ihnen Hoffnung und Mut, die Aufgaben des Tages zu wagen. Verbunden mit einer Prise Selbstliebe und Humor, wenn es nicht so gelingt wie gewünscht. Ihre Anne Hermanns-Dentges aus Krefeld.
[1] Maria-laach.de/te-deum-heute/
im Februar 2024