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Kirche in WDR 3 | 11.06.2019 | 07:50 Uhr
Lifehack oder Ingantius auf Instagram
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Morgen
ist es wieder so weit, dass viele Menschen in den sozialen Netzwerken durch
ihren Tag gehen und zwischendurch Bilder von allen möglichen Momenten machen. „12von12“ heißt das virale Netzprojekt –
bei dem die, die teilnehmen, an jedem 12. Tag im Monat mit offenen Augen durch
den Tag laufen und mit geöffneter Handykamera.
Und spätestens abends tragen sie alles
zusammen, vielleicht posten sie diese Momente aber auch schon tagsüber auf
Instagram, dem Netzwerk, das im Wesentlichen aus Bildern besteht. Eine Sammlung
vieler dieser Bilder findet sich auf dem Blog draußennurkaennchen.blogspot.com
Bei diesen 12 Momenten, die auch ich oft
am 12. eines Monats festhalte, ist alles Mögliche dabei: Vom ersten Lichtstrahl
beim Aufwachen, über den Kaffee zwischendurch, einen Moment in der U-Bahn, die
Schaukel am Kinderspielplatz, die Lektüre in der Mittagspause bis zum
Sonnenuntergang am Abend. Ich mach da gerne mit, denn ich liebe diese eigene
Perspektive auf einen total normalen Tag. Mit 12von12 schenke ich ihm viel mehr
Aufmerksamkeit.
Und ich entdecke viel
mehr Schönes oder Schräges, das ich am Abend sonst vielleicht schon wieder
vergessen hätte. Und je öfter ich mitmache habe ich den Eindruck: Diese
Aufmerksamkeit schwappt auch auf andere Tage über.
Und
daran hätte der Heilige Ignatius seine wahre Freude, da bin ich mir sicher. Der
Heilige Ignatius ist Gründer der Jesuiten.
Er ist unter anderem dafür bis heute bekannt in meiner Kirche, dass er der
Großmeister der geistlichen Übungen ist, der sogenannten Exerzitien. Als
ehemaliger Soldat war Ignatius
das exerzieren geübt. Als Meister geistlicher Übungen hielt er weiter viel von
Wiederholungen, vom Üben, Üben, Üben. Sensationell war aber in seinem Ansatz
die Hinwendung zu den Gefühlen und inneren Regungen des einzelnen Menschen. Und
dass es beim geistlichen Üben nicht um Hochleistungssport geht, sondern immer
um mehr Trost, mehr Leben. Jedenfalls ist eine seiner ganz klassischen Übungen,
am Abend den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen, und das in freundlicher
Art und Weise zu tun, weswegen man das Gebet heute auch das Gebet der liebenden
Aufmerksamkeit nennt.
Und ich glaube, diesbezüglich würde Ignatius die Sache mit den 12 von 12
Bildern vom Tag auf Instagram und in Blogs gefallen. Es ist ihm wichtig für
seine Übung, am Abend genau und auch detailreich Momente des Tages noch
einmal
wach zu rufen. Was hab ich da
gedacht, gefühlt, erlebt? Als christliche Übung frage ich mich dann: Wo war
Gott heute in meinem Tag? Wo war ich meinem Lebenssinn in den Details meines
Tages ferner oder näher?
Manchmal geht mir das auch bei 12 von 12
durch den Kopf. Und das Schöne: Die liebende Aufmerksamkeit auf die kleinen
Dinge, die überträgt sich auch auf die anderen Tage. Deswegen: Einen schönen
11. des Monats mit vielen kostbaren Momenten, wünscht Susanne Moll aus Aachen.
https://draussennurkaennchen.blogspot.com/2019/05/12-von-12-mai-2019.html